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Statt einer neoadjuvanten Radiochemotherapie genügt oft FOLFOX

Vor etwa 30 Jahren wurde die Radiochemotherapie vor der Operation beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom (LARC) etabliert. Die Radiatio kann aber zu beeinträchtigender Langzeittoxizität führen. Deshalb initiierte die Alliance-Gruppe in den USA vor gut zehn Jahren die Studie PROSPECT, in der im experimentellen Arm primär eine kombinierte Chemotherapie mit modifiziertem FOLFOX6* neoadjuvant angewandt wurde. Nur wenn das Ansprechen darauf zu gering ausfiel (< 20 % Tumorschrumpfung in der Bildgebung) oder die Teilnehmenden diese Behandlung nicht vertrugen, kam eine Radiochemotherapie zum Einsatz – eine Bestrahlung des Beckens plus sensitivierendem Fluoropyrimidin (5-Fluorouracil oder Capecitabin).
Wie Prof. Dr. Deborah Schrag vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York berichtete, wurden 1.194 Personen mit LARC eingeschlossen (klinisches Stadium T2N+, T3N-, T3N+). Vor der totalen mesorektalen Exzision (TME) erhielten 543 Betroffene die Standard-Radiochemotherapie und 585 die experimentelle Behandlung. Nach der TME konnten Ärzt:innen und Patient:innen gemeinsam über eine weitere Chemotherapie entscheiden. Über 80 % der Teilnehmenden beider Gruppen erhielten eine adjuvante Chemotherapie. Ziel war, die Nicht-Unterlegenheit des strahlensparenden Vorgehens zu belegen.
Das bestätigte sich in der Auswertung nach median 58 Monaten: Krankheitsfrei überlebten nach fünf Jahren in der Standardgruppe 78,6 % und im Prüfarm 80,8 % der Betroffenen. Ähnlich fielen auch die Fünf-Jahres-Überlebensraten ohne Lokalrezidiv (98,4 % vs. 98,2 %), die Gesamtüberlebensraten nach fünf Jahren (90,2 % vs. 89,5 %), die Raten der R0-Resektionen (97,1 % vs. 98,8 %) und die des pathologischen Komplettansprechens (24 % vs. 22 %) aus.
Hohe Ansprechraten auf FOLFOX6
Damit etabliert die Studie die präoperative Behandlung mit modifiziertem FOLFOX6 mit nur in Einzelfällen einzusetzender Radiochemotherapie, erklärte Prof. Schrag: Lediglich 53 Patient:innen (9 %) hatten ein so geringes Ansprechen auf FOLFOX6 gezeigt oder tolerierten dieses Regime so schlecht, dass sie eine Radiochemotherapie erhalten hatten.
Nebenwirkungsprofil
Neoadjuvant ging die Chemotherapie mit mehr Toxizität einher, adjuvant zeigte sich aber ein entgegengesetztes Bild, erläuterte Prof. Schrag. Bei FOLFOX-Neoadjuvanz kam es zu mehr Neuropathien, im Falle einer Radiochemotherapie zu mehr Diarrhöen. Nach der OP waren Diarrhöen wie auch Neuropathien im Standardarm häufiger. Nach zwölf Monaten berichteten noch 8 % der Patient:innen nach Radiochemotherapie und 3 % nach FOLFOX neoadjuvant von Neuropathien.
Die Lebensqualität war in beiden Gruppen nach zwölf und 24 Monaten ähnlich. Es gab aber einen Trend hin zu einer besseren Darmfunktion und eine signifikant bessere Sexualfunktion nach zwölf wie 24 Monaten im experimentellen Arm, berichtete Prof. Schrag.
Parallel zur Durchführung der PROSPECT-Studie gab es in den vergangenen zehn Jahren weitere Entwicklungen in der LARC-Therapie: FOLFOX-Zyklen und Bestrahlungsregime wurden verkürzt und es wurden Konzepte zur totalen neoadjuvanten Therapie und zur Immuntherapie bei Rektumkarzinomen mit hoher Mikrosatelliteninstabilität untersucht.
* Folinsäure, 5-Fluorouracil und Oxaliplatin
Quelle:
Schrag D et al. 2023 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA2
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