Steroid im Darm rettet Nierenfunktion

Dr. Anne Benckendorff

Der Einsatz von einem bestimmten Steroid könnte bei der IgA-Nephropathie die Nierenfunktion erhalten. Der Einsatz von einem bestimmten Steroid könnte bei der IgA-Nephropathie die Nierenfunktion erhalten. © SewcreamStudio – stock.adobe.com

Bisher konnte die IgA-Nephropathie nur supportiv behandelt werden. Jetzt gibt es Hoffung für die Patienten: Die erste krankheitsmodifizierende Therapie konnte in einer Phase-3-Studie den Verlust der Nierenfunktion deutlich verlangsamen.

Bei der immunvermittelten IgA-Nephropathie spielt das Immunsystem der Darmmukosa im distalen Ileum pathophysiologisch eine wichtige Rolle. In dem Präparat Nefecon ist Budesonid so formuliert, dass es genau dort freigesetzt wird. Wie aktuelle Studiendaten nun zeigen, war auch 15 Monate nach Ende einer neunmonatigen Behandlung weiterhin ein positiver Effekt auf die Nierenfunktion feststellbar, berichten Prof. Dr. ­Richard Lafayette von der Abteilung für Nephrologie der Universität Stanford und Kollegen.

Die Mehrheit der Betroffenen mit IgA-Nephropathie entwickelt ein Nierenversagen, bis zu 50 % innerhalb von 20 Jahren nach Beginn der Erkrankung. Bislang erfolgte die Behandlung supportiv durch Blutdruckmanagement, Lebensstil­änderungen und RAS-Blockade. Seit rund einem Jahr ist nun das verkapselte Budesonid Nefecon für die Behandlung der autoimmunvermittelten IgA-Nephropathie zugelassen.

In die multizentrische Phase-3-Studie eingeschlossen waren 364 Betroffene mit IgA-Nephropathie und anhaltender Proteinurie sowie einer geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) von 35–90 ml/min/1,73 m2. Sie erhielten über neun Monate randomisiert zusätzlich entweder Nefecon (16 mg/Tag oral) oder Placebo. Wie sich herausstellte, zeigte sich in puncto eGFR nach zwei Jahren ein Vorteil zugunsten von Nefecon im Vergleich zu Placebo. Unter Nefecon nahm die eGFR um durchschnittlich -2,47 ml/min/1,73 m2 ab, unter Placebo um -7,52 ml/min/1,73 m2. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Nefecon waren periphere Ödeme (17 % vs. 4 % unter Placebo), Bluthochdruck (12 % vs. 3 %), Muskelkrämpfe (12 % vs. 4 %), Akne (11 % vs. 1 %) und Kopfschmerzen (10 % vs. 8 %).

Damit senkte die Therapie mit Nefecon den Verlust der Nierenfunktion um fast 50 %, kommentiert Prof. Dr. Börje Haraldsson von der Universität Göteborg. Die Studie stützt daher Nefecon als erste krankheitsmodifizierende Therapie der IgA-Nephropathie. Allerdings bleiben aus seiner Sicht auch Fragen offen, etwa ob der 9-Monats-Zeitraum wirklich der optimale Behandlungszeitraum ist und ob möglicherweise eine höhere Dosis effektiver wäre. 

Quellen:
1. Lafayette R et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)01554-4
2. Haraldsson B et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)01633-1

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