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Symptome einer Amöbiasis auch noch nach Jahren möglich

Hinter blutigen Durchfällen und Symptomen eines akuten Abdomens kann eine Amöbiasis stecken. Die Infektionskrankheit kommt überwiegend in sub- bzw. tropischen Regionen mit schlechten hygienischen Bedingungen vor. Die Fälle, die in Deutschland auftreten, sind meist Urlaubsmitbringsel. Auch Jahre nach der Infektion kann es zu Symptomen kommen, heißt es in der überarbeiteten S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Amöbiasis“ der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit.
Entamoeba histolytica kann vom Darm ins Blut gelangen
Das primär den Dickdarm besiedelnde Protozoon Entamoeba histolytica verursacht in 90 % der Fälle keine Beschwerden. Bei einem geringen Teil der infizierten Personen kommt es jedoch zu intestinalen invasiven Verläufen mit blutigen Durchfällen bis hin zu einer hämatogenen Streuung mit Abszessbildung (Amöbenleberabszess). In der Regel handelt es sich um rechtshepatische Abszesse, welche die Symptome eines akuten Abdomens verursachen.
Die Patienten klagen über Fieber und Schmerzen im rechten Oberbauch, die teilweise in den Rücken und/oder das rechte Schulterblatt ausstrahlen. Hinzu können Bauchschmerzen mit Abwehrspannung, retrosternale sowie präkordiale Schmerzen kommen, die aufgrund der klinischen Präsentation häufig fehlgedeutet werden.
In der Regel gelingt der Erregernachweis im Stuhl mittels Mikroskopie oder genetischer Analysen (z.B. PCR). Er wird insbesondere nach einem Aufenthalt in den Tropen oder Subtropen bei folgender Symptomatik empfohlen:
- blutig-schleimige Durchfälle
- persistierende Durchfälle trotz Ausschluss anderer Infektionen
- abdominelle oder thorakale Schmerzen sowie erhöhte Entzündungsparameter
- unklare Kolitis und besonderes Hygienerisiko (z.B. Kanalarbeiter, bestimmte Sexualpraktiken)
- Fieber nach Ausschluss von Malaria
- abszessverdächtige Raumforderung
Um den Schweregrad einer Amöbenruhr abschätzen zu können, sind weitere Laborparameter (Entzündungswerte, Elektrolyte, Harnstoff/Kreatinin) sowie eine Sonographie zum Ausschluss eines Leberabszesses hilfreich. Ein CT ist nur erforderlich, wenn eine Ultraschalluntersuchung nicht möglich ist oder trotz unauffälligem Ultraschallbefund der dringende Verdacht auf einen Leberabszess besteht bzw. eine extrahepatische Ausstreuung vermutet wird. Gesunde Zystenausscheider werden mit Paromomycin behandelt, Patienten mit einer invasiven Infektion erhalten eine Therapie mit Metronidazol (s. Kasten). Da das Präparat nicht ausreichend wirksam ist, muss zudem immer eine Nachbehandlung mit einem Kontaktamöbizid (z.B. Paromomycin) erfolgen. Patienten mit einem Leberabszess benötigen bis zur Bestätigung der Diagnose durch die Serologie zusätzlich ein Antibiotikum. Die Therapie kann stationär oder ambulant unter regelmäßigen Blutbild- und Stuhlkontrollen erfolgen. Größere oder kapselnahe Amöbenleberabszesse sowie Abszesse im linken Leberlappen nahe der Herzregion sollten stationär behandelt werden.
Therapieoptionen für symptomatische Patienten
- Erwachsene:
Metronidazol 3 x 10 mg/kgKG/d (max. 3 x 800 mg/d) i.v. oder oral über 10 Tage
+
Paromomycin 3 x 500 mg/d (25–30 mg/kgKG/d) in 3 Einzeldosen (3 x 2 Kapseln à 250 mg/d) oral über 10 Tage
+ ggf.
Breitspektrumpenicillin, Cefotaxim oder Ceftriaxon bei Leberabszess bis zur Bestätigung der Diagnose - Kinder:
Metronidazol 35–50 mg/kgKG pro Tag in 3 ED über 10 Tage
+ ggf.
Paromomycin 25–30 mg/kgKG in 3 Einzeldosen über 10 Tage Cave: Säuglinge < 40 Wochen haben besondere Tendenz zu Metronidazol-Akkumulation (Serumkontrollen nach wenigen Tagen erforderlich) - Schwangere:
relative Kontraindikation für 5-Nitroimidazol-Therapie im 1. Trimenon; Behandlung möglichst erst im 2./3. Trimenon beginnen
Quelle: S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Amöbiasis“ AWMF-Register-Nr. 042-002, www.awmf.org
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