Heiße Nächte nach der Tropenreise: Bei Rückkehrern mit Fieber ran ans Mikroskop und Haut auf Wundschorf untersuchen
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Zunächst gilt es, lebensbedrohliche Infektionen auszuschließen. Am häufigsten und mit der höchsten Todesrate verbunden ist nach wie vor die Malaria tropica, verursacht durch Plasmodium falciparum. In Südostasien, insbesondere auf Borneo, ist auch die ebenso schwerwiegende Malaria knowlesi verbreitet. Deshalb sollte bei allen Fieberpatienten, die sich in einem Endemiegebiet aufgehalten haben, eine intensive Malaria-Diagnostik erfolgen. Auch wenn der Patient eine Chemoprophylaxe genommen hat, betonen Professor Dr. Guy E. Thwaites und sein Kollege von der Universität Oxford.
Verdacht auf hämorrhagisches Fieber meist doch Malaria
Diagnostisch empfehlen die Tropenmediziner den mikroskopischen Nachweis mittels „dickem Tropfen“, ergänzt durch einen „dünnen“ Blutausstrich zur Bestimmung der Plasmodienart. Bei negativem Ergebnis sollten diese Tests zweimal wiederholt werden. Schnelltests, die innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis liefern, eignen sich vor allem für mikroskopisch weniger geübte Ärzte. Das Resultat muss in jedem Fall durch einen Blutausstrich bestätigt werden.
Ebenfalls akut lebensbedrohlich und noch dazu hoch kontagiös sind die verschiedenen Formen des viralen hämorrhagischen Fiebers, zu denen z.B. Ebola, Krim-Kongo-, Marburg- und Lassa-Fieber gehören. Verdacht schöpfen sollte man bei Personen, die sich innerhalb der vergangenen drei Wochen in einem Endemie- oder Epidemiegebiet aufgehalten haben und akut Fieber (≥ 37,5 °C) haben oder in den letzten 24 Stunden hatten.
Die höchste Ansteckungsgefahr besteht bei direktem Kontakt mit Körperflüssigkeiten infizierter Menschen und Tiere. Die wahrscheinlichste Diagnose bei Patienten mit Verdacht auf ein hämorrhagisches Fieber bleibt allerdings die Malaria. Deshalb darf die mikroskopische Plasmodien-Diagnostik ebenso wenig aufgeschoben werden wie andere relevante Labortests wie Blutkulturen oder Prüfung der Leber- und Nierenfunktion.
In Süd(ost)-Asien drohen Dengue und Tsutsugamushi
Lebensgefahr geht jedoch auch von anderen Fieber-Erkrankungen aus: Als Beispiel nennen die Autoren das Dengue-Fieber. Es ist in Süd- und Südost-Asien, Afrika sowie Süd- und Mittelamerika einschließlich Karibik verbreitet, wird durch Aedes-Mücken übertragen und kann einen schweren Verlauf nehmen. Auch der Typhus ist in Süd- und Südost-Asien noch verbreitet. Gefährdet durch die inzwischen oft mehrfach resistenten Erreger sind vor allem Reisende, die verunreinigtes Wasser trinken oder unzureichend durchgegarte Speisen essen.
Bei Rückkehrern aus Süd- und Südost-Asien sollte man gezielt nach Wundschorf (Eschar) suchen: Die Hautreaktion an der Bissstelle kann auf Tsutsugamushi-Fieber hinweisen, ausgelöst durch Orientia tsutsugamushi und übertragen durch auf Sträuchern lebende Milben. Nicht selten verstecken sich die Eschare bei dieser Erkrankung in feuchten Hautregionen, etwa an Genitalien bzw. Perineum und unter der Brust.
Zika-Symptomatik schwer abzugrenzen
Wenn lebensgefährliche Erkrankungen ausgeschlossen sind, gilt es nach weniger brisanten Fieberursachen zu fahnden. Mit einer detaillierten Anamnese lässt sich das Spektrum oft schon deutlich eingrenzen (s. Kasten).
Anamnestische Hinweise
- Wo war der Patient?
- Impfungen? Malariaprophylaxe? (Erkrankung nicht ausgeschlossen)
- Medikamenteneinnahme? (Verschleiert ggf. Symptome)
- Geschwächte Abwehr (fördert z. B. Listeriose, Tbc, Mykosen, CMV)
- Verunreinigtes Trinkwasser, rohe Lebensmittel (Reisediarrhö, Giardiasis, Typhus, Shigellose, Hepatitis A/E etc.)
- Kontakt mit Süßwasser (Leptospirose, akute Schistosomiasis)
- Barfußlaufen (Strongyloidose, Meliodose)
- Tattoos, Piercings, Transfusionen (z.B. Hepatitis B/C, HIV, CMV)
- Insektenstiche (Malaria, Rickettsiosen, Schlafkrankheit, Chagas, Zika)
- Tierbisse (Tollwut)
- Kontakt mit Vögeln (Vogelgrippe)
Quellen: Aus der Fachliteratur
Thwaites GE, Day NPJ. N Engl J Med 2017; 376: 548-560
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