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Synkopen: Schulung und Lebensstilintervention senken Rezidivrate deutlich

Nach der diagnostischen Evaluation lässt sich die Ohnmacht eines Patienten bestenfalls einer der folgenden drei Gruppen zuordnen:
- Reflexsynkope bzw. orthostatische Intoleranz
- kardiale Synkope (Arrhythmien oder strukturelle Herzkrankheit)
- unklare Genese (vermutlich arrhythmogen) und hohes Risiko für plötzlichen Herztod
Steckt eine kardiale Ursache hinter dem Kollaps, dreht sich die Behandlung um die Grunderkrankung. Ein Herztodrisiko verlangt womöglich nach einer Defiimplantation. Bei reflex- oder orthostatisch bedingten Synkopen hingegen sieht die Sache nach der neuen ESC-Leitlinie1 weniger eindeutig aus. „Die gute Nachricht ist, dass es therapeutisch mehr um Schulungen und Lebensstilinterventionen geht als um Medikamente oder Devices“, sagte Mitautor Professor Dr. Jean-Claude Deharo vom Krankenhaus La Timone, Marseille.
„Unbehandelt“ erleiden maximal 50 % ein Rezidiv
Rezidive von Patienten mit teils mehreren Ereignissen jährlich halten sich bereits nach der ersten medizinischen Vorstellung in Grenzen – auch wenn keine Behandlung erfolgt: Im Schnitt erleidet maximal jeder Zweite innerhalb von ein bis zwei Jahren eine erneute Synkope. Wobei „unbehandelt“ in den zugrunde liegenden Studien neben Placebos bzw. keiner Therapie auch Edukation und Lebensstiländerung umfasste. Für die Leitlinienautoren steht fest: Derartige Interventionen bewahren Betroffene vor Rückfällen. Kontrollierte Studien zum Thema fehlen allerdings.
Zu den wichtigsten Maßnahmen zählt Prof. Deharo zufolge, Personen mit Reflexsynkopen die benigne Diagnose genau zu erklären und sie zu beruhigen. Beraten Sie also hinsichtlich des Rückfallrisikos, möglicher Trigger und wie man sie vermeidet sowie Prodromi samt Gegenmanövern (s. Abb. und Kasten). Eine entsprechende Information für Kollegen und Betroffene haben die Leitlinienautoren in einem ergänzenden Dokument online veröffentlicht (s. Linkbox rechts).
(Drohende) Reflexsynkopen vermeiden
- Bei Prodromi am besten hinlegen (falls nicht möglich: hinsetzen und Gegenmanöver durchführen).
- Gegenmanöver dienen dazu, große Muskelgruppen anzuspannen und letztlich den Blutdruck zu erhöhen. Das geht u.a., indem man die Pobacken zusammenkneift und die Knie voll durchstreckt. (Weitere s. Abb.)
- Täglich mindestens zwei Liter trinken und nicht mit Salz sparen (außer bei medizinischem Grund). Patienten können eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr einfach selbst überprüfen: Ziel ist ein heller Urin.
Film ab!
Zum Schlafen das Kopfteil des Bettes um zehn Grad neigen
Bei orthostatischer Hypotension steht die Edukation im Therapieschema ebenfalls ganz oben, zusammen mit einer adäquaten Hydratation und Salzaufnahme. Das Tagesziel liegt bei 2–3 Litern Flüssigkeit und 10 Gramm Natriumchlorid. In einem nächsten Schritt gilt es, die Medikation hinsichtlich vasoaktiver Substanzen zu überprüfen. Z.B. deuten drei oder mehr Antihypertensiva in der Tablettenbox auf eine orthostatische Hypotension. Besteht bei Betroffenen ein erhöhtes Sturzrisiko, gilt es, eine aggressive Blutdrucktherapie zu vermeiden. Die Leitlinie beziffert den systolischen Zielwert auf 140–150 mmHg. Wer die Medikamente anpasst, sollte vorwiegend ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptor- oder Kalziumkanalblocker einsetzen. Diuretika und Betablocker gehen eher mit einer orthostatischen Hypotonie und Stürzen einher. Für persistierende Beschwerden zeigte Prof. Deharo weitere allgemeine Optionen auf. Neben Gegenmanövern und Midodrin/Fludrocortison kommt Kompressionskleidung (Bauchbinde, Strümpfe) infrage, um ein venöses Pooling zu reduzieren. Auch kann es helfen, das Kopfteil des Bettes zum Schlafen um 10° zu neigen.* European Society of Cardiology
Quelle: 1. Brignole M, Moya A et al. Eur Heart J 2018; 39: 1883-1948
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