
So können sich Patienten gegen Synkopen aufbäumen

Vasovagale Synkopen sind die häufigsten und sie haben eine hohe Rezidivneigung. Reflektorisch kommt es bei den Betroffenen zu einer Hypotension und Bradykardie. Getriggert wird dieser Reflex durch langes Stehen, emotionalen Stress, Schmerzen oder medizinische Eingriffe. Die Patienten berichten über typische Prodromi wie Wärme, Blässe und Schwitzen. Im Anschluss an die Synkope fühlen sie sich oftmals müde.
Sich schon in Rückenlage begeben, bevor etwas passieren kann
Als Erstes sollte der Patient über die benigne Natur der vasovagalen Synkope aufgeklärt werden. Er muss wissen, wie er mögliche Trigger vermeiden kann. Therapeutisch reichen konservative Maßnahmen meist völlig aus. Bei ersten Anzeichen von Prodromi soll sich der Patient in Rückenlage begeben, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Betroffene mit ausreichend langen präsynkopalen Phasen können mit physikalischen Gegenmanövern wie dem Überkreuzen der Beine, Betätigung der Wadenmuskulatur („Muskelpumpe“) und Anspannen der Arm-, Bein- und Bauchmuskulatur gezielt versuchen, die Synkope zu verhindern. Zudem sollten sie dauerhaft ihre Salz- und Flüssigkeitsaufnahme steigern.
Pseudosynkopen von echten unterscheiden
Erhebliche Nebenwirkungen vs. Synkopenprophylaxe
Medikamente müssen nur in seltenen Fällen eingenommen werden. Eventuell profitieren Patienten davon, bei denen Rezidive die Sturzgefahr erhöhen oder die Lebensqualität verschlechtern. Bis dato stehen aber nur wenige medikamentöse Optionen zur Verfügung. Als Mittel der Wahl gilt Midodrin. Es hat einen vasokonstriktorischen Effekt und eignet sich insbesondere bei orthostatischer Hypotonie. Fludrocortison könnte für Patienten infrage kommen, die auf eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr unzureichend ansprechen, heißt es in den aktualisierten ACC/AHA/HRS*-Leitlinien. Von Betablockern profitieren einer Metaanalyse zufolge vor allem Patienten > 42 Jahre, auch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer könnten sich trotz der dürftigen Datenlage eignen. Bei bestimmten Patienten (> 40 Jahre, hohe Rezidivrate, spontane Pausen ≥ 3 Sekunden) könnte ein Zweikammerschrittmacher sinnvoll sein.Viel trinken, um beim Pinkeln nicht mehr umzukippen
Eine Untergruppe bilden die pressorischen Synkopen, die durch Miktion, Defäkation, Lachen, Husten und Erbrechen getriggert werden. Um das Rezidivrisiko zu minimieren, sollten die Flüssigkeits- und Salzzufuhr erhöht und potenzielle medikamentöse Auslöser einer Hypotonie sowie Diuretika reduziert oder ganz abgesetzt werden. Als Folge eines Positionswechsels vom Liegen, Sitzen oder Knien zum Stehen kann es zu einer orthostatischen Hypotonie kommen. Aufgrund einer mangelnden Gegenregulation versackt ein großer Teil des Blutvolumens in den Venen der unteren Körperpartien und der Betroffene synkopiert. Eine neurogene Ursache kann genauso zu einer orthogenen Synkope führen wie Dehydratation oder Medikamente (Diuretika, Vasodilatatoren). In den meisten Fällen wird die orthostatische Synkope durch Dehydratation oder Vasodilatatoren verursacht. Insbesondere bei älteren Menschen mit Begleiterkrankungen gestaltet sich die Umstellung bzw. das Absetzen risikoreicher Medikamente oftmals schwierig. Wird eine Dehydratation als Ursache angenommen, sollten die Patienten als Erstmaßnahme größere Wassermengen trinken oder als Infusion verabreicht bekommen. Dabei sorgt insbesondere ein hoher Natriumanteil für eine schnellere Rehydratation. Als Präventivmaßnahme wird den Patienten empfohlen, dauerhaft erhöhte Salz- und Flüssigkeitsmengen zu sich zu nehmen.Kompressionskleidung sollte auch das Abdomen umfassen
Eine neurogene orthostatische Hypotension entsteht aufgrund einer neurodegenerativen Erkrankung wie Diabetes, Parkinson oder autonomen peripheren Neuropathien. Die Patienten synkopieren entweder sofort nach dem Lagewechsel in die aufrechte Position oder verzögert. Therapeutische Erstmaßnahme ist auch hier die orale oder intravenöse Flüssigkeitszufuhr. Als Rezidivprophylaxe werden das Tragen von Kompressionskleidung (inkl. Abdomen) und eine dauerhaft erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr empfohlen. Patienten mit Prodromi können physikalische Gegenmanöver ausüben. Als Medikation kommen Midodrin, Fludrocortison (Cave bei Hypertonie in Rückenlage!) oder Droxidopa bei Parkinsonpatienten infrage. Falls die gewünschte Wirkung ausbleibt, erzielen möglicherweise Pyridostigmin (indirektes Parasympathomimetikum) oder Octreotid (Somatostatin-Analogon) noch einen Erfolg. Allerdings ist die Einnahme von Pyridostigmin mit erheblichen Nebenwirkungen wie Schwindel, Erbrechen, Bauchkrämpfen und Harninkontinenz verbunden.Sonderform Karotissinus-Syndrom
* American College of Cardiology/American Heart Association/Heart Rhythm Society
Shen WK et al. 2017 ACC/AHA/HRS Guidelines for the Evaluation and Management of Patients with Syncope, circ.ahajournals.org
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).