Thrombolyse zahlt sich bis zu neun Stunden nach Schlaganfall aus

Dr. Barbara Kreutzkamp

Trotz vermehrter Blutungen überwog der Nettonutzen der Lyse. Trotz vermehrter Blutungen überwog der Nettonutzen der Lyse. © iStock/thekopmylife

Auch Patienten, die es nicht rechtzeitig auf die Stroke Unit schaffen oder bei denen der Infarktbeginn unklar ist, können von einer Lysetherapie profitieren. Allerdings muss im geschädigten Areal ausreichend Gewebe zu sehen sein, das sich erholen kann.

Viele Patienten mit Schlaganfallsymptomen können sich nicht genau an den Beginn der Beschwerden erinnern. Oder sie bemerken die Symptome erst nach dem Aufwachen. Eine Lysetherapie ist bisher allerdings nur für die Zeit bis zu 4,5 Stunden nach Symptombeginn zugelassen. Aktuelle Studien weisen aber darauf hin, dass auch eine spätere Thrombolyse wirksam und sinnvoll sein kann. Das gilt zumindest dann, wenn die Bildgebung rettbares Hirngewebe im Infarktbereich zeigt.

Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine Metaanalyse, in der die Daten von insgesamt 414 Patienten aus drei Studien ausgewertet wurden. Den Betroffenen war nach einem Wake-up-Infarkt beziehungsweise innerhalb von 4,5 bis 9 Stunden nach Symptombeginn entweder Alteplase oder eine Placebo­lösung infundiert worden. Über den Studien­einschluss entschied die Perfusions-CT oder die MRT mit Diffusions- und Perfusionsbildgebung. Das primäre Studienziel war ein hervorragendes Abschneiden in der modified Ranking Scale (mRS-Score 0–1) nach drei Monaten.

Dieses Ergebnis erreichten 36 % der mit Alteplase behandelten Patienten im Vergleich zu 29 % der Placebopatienten. Intrazerebrale Blutungen kamen zwar in der Alteplase-Gruppe häufiger vor, der Nettonutzen der Lysetherapie überwog aber trotz dieser Nebenwirkung auch bei den „späten“ Schlaganfallpatienten deutlich, schreibt das Autorenteam.1

Sinnvolle Übergangslösung statt Thrombektomie-Ersatz

Die Studien­ergebnisse seien insgesamt erfreulich, ergänzen Professor Dr. Shelagh B. Coutts und Professor. Dr. Bijoy K. Menon, beide von der Universität Calgary, in einem begleitenden Kommentar.2 Dennoch macht die späte Thrombolyse die mechanische Thombus­entfernung bei den meisten Patienten nicht überflüssig – zumal die Kriterien, nach denen die Patienten ausgewählt werden müssen, noch nicht eindeutig sind. Als Übergangslösung während des Krankentransports oder für Patienten mit Kontraindikationen für die Thrombektomie erscheint die Alteplase-Behandlung hingegen sinnvoll.2

1. Campbell BCV et al. Lancet 2019; 394: 139-147; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31053-0
2. Coutts SB, Menon BK. A.a.O.: 97-98; DOI: doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31095-5

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Trotz vermehrter Blutungen überwog der Nettonutzen der Lyse. Trotz vermehrter Blutungen überwog der Nettonutzen der Lyse. © iStock/thekopmylife