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Thrombolyse könnte sich bis zu neun Stunden nach einem Schlaganfall auszahlen

Für die pharmakologische Therapie bei ischämischem Insult gilt bislang, dass sie spätestens 4,5 Stunden nach Einsetzen der Symptome beginnen muss. Für eine mechanische Thrombektomie wurde dieses Zeitfenster bereits deutlich weiter geöffnet. Hier erreichen Interventionalisten noch bis zu 24 Stunden nach Beschwerdebeginn gute Ergebnisse, erklärt Dr. Randolph S. Marshall, Neurologe an der Columbia University in New York.1 Eine randomisierte Studie zeigt nun, dass die zeitliche Beschränkung wohl auch für die Thrombolyse weiter gefasst werden könnte.
Dr. Henry Ma vom Florey Institute of Neurosciences and Mental Health im australischen Parkville und seine Kollegen haben 225 Patienten mit Symptomen eines ischämischen Insults in einer randomisierten Studie behandelt.2 Bei allen Teilnehmern hatten die Beschwerden mindestens 4,5 Stunden und höchstens 9 Stunden vor der Therapie begonnen. Damit wären sie für eine medikamentöse Behandlung nach den üblichen Standards nicht infrage gekommen. Eine Voraussetzung für die Lyse war, dass sich in der funktionellen CT oder MRT des Gehirns ein hypoperfundierter, aber nicht infarzierter Bezirk darstellte.
Die Betroffenen erhielten entweder das Thrombolytikum Alteplase (0,9 mg/kgKG bis max. 90 mg) oder Placebo, jeweils als Infusion über eine Stunde. Drei Monate später stellten die Wissenschaftler fest, dass in der Alteplase-Gruppe signifikant mehr Patienten eine nur minimale oder gar keine Beeinträchtigung mehr durch den Schlaganfall hatten (35,4 % vs. 29,5 % mit einem Punktwert von 0 oder 1 auf der modifizierten Rankin-Skala).
Dabei schienen Patienten mit und ohne Verschluss eines großen Gefäßes bzw. mit früherem und späterem Therapiebeginn (4,5–6 Stunden vs. mehr als 6–9 Stunden nach Symptombeginn) ähnlich zu profitieren. Allerdings, so räumen die Forscher ein, kam es in der Interventionsgruppe auch öfter zu intrazerebralen Blutungen (6,2 % vs. 0,9 %). Bevor sich an der aktuellen Empfehlung etwas ändert, bedarf es also noch weiterer Studien.
Quellen:
1. Marshall RS. N Engl J Med 2019; 380: 1865-1866
2. Ma H et al. A.a.O.: 1795-1803
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