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Thromboseprävention: Sind P2Y12-Inhibitoren in der Monotherapie effektiver als ASS?

Ein Thrombozytenfunktionshemmer gehört fest zur kardiovaskulären medikamentösen Sekundärprävention. In der Regel verwendet man ASS. Doch insbesondere P2Y12-Inhibitoren wie Clopidogrel haben bei Patienten mit manifester Atherosklerose eine mindestens ebenso gute Wirksamkeit gezeigt.
Risiko für Herzinfarkt senkt sich
Pharmakodynamische Studien ergaben, dass P2Y12-Inhibitoren die Plättchenfunktion stärker hemmen als ASS. Direkte klinische Vergleichsstudien konnten dies aber nicht durchgehend bestätigen, deshalb versuchten Wissenschaftler klare Belege durch eine Metaanalyse zu finden. Neun Studien zu Patienten mit zerebraler, koronarer oder peripherer arterieller Erkrankung erfüllten die Einschlusskriterien. Alle verglichen im Rahmen der Sekundärprävention ASS und einen P2Y12-Inhibitor – jeweils als Monotherapie. Insgesamt bestand das Studienkollektiv aus 42 108 Patienten.
Im Vergleich zu ASS lag das Myokardinfarktrisiko unter P2Y12-Inhibitoren um 19 % niedriger, laut den Autoren der Studie sei das aber nur ein marginaler Vorteil. In allen anderen Endpunkten (Schlaganfall, Gesamtmortalität und vaskuläre Mortalität) ergab sich kein Unterschied zwischen beiden Gruppen. Auch im Blutungsrisiko waren P2Y12-Inhibitoren mit ASS vergleichbar – unabhängig davon, welche Substanz der Klasse eingesetzt wurde.
Der geringe Benefit bezüglich des Herzinfarktrisikos übersetzt sich in eine number needed to treat von 244. Die Wissenschaftler bezweifeln, dass der geringe Vorteil angesichts des fehlenden Unterschieds in der Mortalität relevant genug ist, um derzeitige Empfehlungen zur antithrombotischen Sekundärprävention zu modifizieren. Da neue P2Y12-Inhibitoren auch in einer anderen Preisklasse liegen als ASS, müsse vor allem die Kosteneffektivität sorgfältig analysiert werden.
Quelle: Chiarito M et al. Lancet 2020; 395: 1487-1497; DOI: 10.1016/S0140-6736(20)30315-9
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