
Tief in die Tasche greifen

Bei einer Kolektomie im Rahmen einer Colitis ulcerosa wird routinemäßig ein ileoanaler Pouch angelegt. Etwa die Hälfte der Patienten entwickelt danach eine Pouchitis, bei jedem Fünften wird sie chronisch, schreiben Prof. Dr. Simon Travis vom National Institute for Health and Care Research Oxford Biomedical Research Centre und Kollegen.
Vedolizumab verhindert T-Lymphozytenmigration
Charakteristisch für die Entzündung ist eine Lymphozyteninfiltration des Pouches. Der monoklonale Antikörper Vedolizumab blockiert die Migration von T-Lymphozyten in das intestinale Gefäßendothel und reduziert hierdurch spezifisch eine intestinale Inflammation.
Die Studienautoren führten daher eine randomisierte, doppelblinde Phase-4-Studie mit insgesamt 102 Patienten durch, die über 34 Wochen Vedolizumab oder Placebo bekamen. Beide Gruppen erhielten eine begleitende antibiotische Therapie mit Ciprofloxacin über vier Wochen. Primärer Endpunkt war die Induktion einer Remission bei chronischer Pouchitis bis zur Woche 14. Gemessen wurde die Remission mithilfe eines modifizierten Pouchitis-Krankheitsaktivitätsindexes (mPDAI).
In der Vedolizumab-Gruppe erreichten 31% den primären Endpunkt gegenüber 10 % in der Placebogruppe. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen war auch noch nach den 34 Wochen signifikant (35 % vs. 18 %).
Nur selten schwere Nebenwirkungen
Unerwünschte Ereignisse wurden von der Mehrzahl der Patienten berichtet, auch von denen in der Placebogruppe (92 % unter Vedolizumab vs. 86 % unter Placebo). Am häufigsten berichteten die Teilnehmer der Verumgruppe über Pouchitissymptome, die aber zumeist nicht objektivierbar waren. Es traten vermehrt Kopfschmerzen und obere Atemwegsinfekte auf. Schwere unerwünschte Ereignisse gab es nur selten (6 % unter Vedolizumab, 8 % unter Placebo).
Es kam zu keinem Todesfall. Insgesamt biete eine Behandlung mit Vedolizumab bei chronischer Pouchitis eine vielversprechende und effektive Behandlungsmöglichkeit mit gutem Sicherheitsprofil, so die Autoren. Allerdings weisen sie auf die vergleichsweise kurze Follow-up-Dauer in ihrer Studie von 34 Wochen hin.
Quelle: Travis S et al. N Engl J Med 2023; 388: 1191-1200; DOI: 10.1056/NEJMoa2208450
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