Tirzepatid bei übergewichtigen Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe effektiv

Dr. Susanne Meinrenken

Tirzepatid könnte eine neue medikamentöse Option bei obstruktiver Schlafapnoe darstellen. Tirzepatid könnte eine neue medikamentöse Option bei obstruktiver Schlafapnoe darstellen. © MIA Studio – stock.adobe.com

Für die obstruktive Schlafapnoe gibt es bislang keine medikamentöse Therapieoption. Vielleicht könnte sich das bald ändern.

Adipositas gilt als einer der wichtigsten Risikofaktoren für obstruktive Schlafapnoe. Eine Gewichtsabnahme verbessert die Apnoe-Symptomatik und damit das kardiovaskuläre Risikoprofil. Medikamente zur Gewichtsreduktion könnten also einen positiven Effekt für die Betroffenen zeigen, vermuteten Prof. Dr. Atul Malhotra von der University of California San Diego und Kollegen. 

Die Forscher untersuchten den Effekt von Tirzepatid auf die obstruktive Schlafapnoe von Patienten mit Übergewicht. Der Agonist der Rezeptoren des glukoseabhängigen insulinotropen Polypeptids (GIP) und des Glucagon-like Peptide-1 (GLP1) hatte sich in Studien bei Adipositas bereits als wirksam erwiesen. In zwei randomisierten, kontrollierten Phase-3-Studien erhielten die Patienten mit einem mittleren Alter von etwa 50 Jahren und mit einem Body-Mass-Index von durchschnittlich rund 39 ein Jahr lang Tirzepatid oder Placebo. 

An Studie 1 nahmen 234 Patienten ohne CPAP-Therapie teil; an Studie 2 insgesamt 235 Patienten mit nächtlicher Beatmung. Tirzepatid wurde einmal wöchentlich je nach Verträglichkeit in einer aufsteigenden Dosis von bis zu 10 mg oder 15 mg subkutan gespritzt. Zusätzlich hielten die Teilnehmer eine Diät (tägl. Kaloriendefizit von 500 kcal) und sie waren körperlich aktiv (< 150 Minuten pro Woche). Therapieadhärent waren knapp 88 % der Interventionsgruppe und etwa 70 % unter Placebo.

Primärer Endpunkt war die Anzahl von Apnoe- und Hypopnoe-Episoden während des Schlafs pro Stunde. Dieser Apnoe-Hypopnoe-Index lag zu Beginn in Studie 1 bei 51,5 und sank unter Tirzepatid bis Studienende um durchschnittlich 25,3. In der Placebogruppe reduzierte sich der Index um 5,3. In der Gruppe ohne CPAP fiel der Index von 49,5 um 29,3 unter Medikation versus 5,5 in der Placebogruppe. Insgesamt ergab sich eine relative Reduktion der Apnoe/Hypopnoe-Ereignisse von 48 % bzw. 56 % unter dem GIP/GLP1-Agonisten. 

Auch alle sekundären Endpunkte verbesserten sich im Vergleich zu Placebo. Die Betroffenen verloren im Mittel rund 17 % Gewicht, der Blutdruck sank, die Sauerstoffsättigung sowie die selbstberichtete Schlafqualität verbesserten sich. Bis auf meist leicht oder mäßig ausgeprägte gastrointestinale Beschwerden vertrugen die meisten Patienten Tirzepatid gut. 

Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse einer ersten medikamentösen Therapieoption bei obstruktiver Schlafapnoe fehlt laut Experten für eine abschließende Bewertung noch eine Auswertung spezifischerer Tests zur Schlafqualität und Tagesmüdigkeit der behandelten Patienten. Diese sei seitens der Studienautoren bereits geplant.

Quelle: Malhotra A et al. New Engl J Med 2024; DOI: 10.1056/NEJMoa2404881

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