Training zur Osteoporose- und Sturzprophylaxe muss risikoadaptiert erfolgen

Zu einem gewissen Grad lassen sich der altersbedingte Knochenschwund und die damit verbundenen Komplikationen durch sportliche Aktivität aufhalten oder zumindest verlangsamen, schreiben die Physiotherapeutin Sabrina Morell und Professor Dr. Thomas Gross von der Abteilung für Traumatologie am schweizerischen Kantonsspital Aarau. Drei Risikogruppen profitieren gemäß der wissenschaftlichen Evidenz von einer Bewegungstherapie: Frauen nach den Wechseljahren, Personen mit bereits eingetretener Osteopenie bzw. Osteoporose aber relativ guter körperlicher Fitness sowie ältere, gebrechliche Osteoporosepatienten.
Postmenopausale Frauen: Die meisten Frauen stehen nach den Wechseljahren mitten im Berufsleben, fühlen sich gesund und sind sportlich aktiv. Ihre Knochendichte ist zunächst noch normal, nimmt aufgrund der hormonellen Veränderungen jedoch langfristig ab. Diesem Prozess wirken gezielte Übungen entgegen. Das Programm sollte nach Ansicht der Autoren aus einer Kombination von Kraft-, Bewegungs- und Gleichgewichtstraining bestehen.
Gleichgewichtsübungen zunächst unter Anleitung
Die mäßig bis hoch intensiven Bewegungsaktivitäten – z.B Springen, Tanzen, Joggen – sollte man vier bis sieben Mal pro Woche ausüben. Die Schweizer empfehlen 10–20 Sprünge mit drei bis fünf Durchläufen. Das progressiv gesteigerte Krafttraining aller Hauptmuskelgruppen (zwei bis dreimal pro Woche, drei Serien à 8–20 Wiederholungen) beinhaltet zusätzlich Gleichgewichtsübungen. Die korrekte Ausführung erlernt man am besten unter Anleitung.
Oft lässt sich durch die Kombi die Knochendichte nicht nur erhalten, sondern sogar erhöhen. In einer Studie hatte nach einem achtmonatigen Training die Knochendichte am Oberschenkelhals um 2,8 % zugenommen. Weiterhin bessert sich die Muskelkraft und das Gleichgewicht, das Sturzrisiko sinkt.
Osteopene bzw. osteoporotische Patienten: Wer noch einen guten Allgemeinzustand hat – also keine einschränkenden Nebendiagnosen oder Sturzanamnese –, ein Alter zwischen 50–70 Jahren und bereits eine Osteopenie bzw. Osteoporose aufweist, profitiert ebenfalls. Sofern sich ein relativ intensives Übungsprogramm aus Bewegung, Krafttraining sowie Balanceübungen noch eignet, scheint sogar ein Zuwachs an Knochendichte möglich. Wichtig ist hierbei jedoch, den jeweiligen Fitnesszustand der Patienten zu berücksichtigen und Belastungen langsam zu steigern.
Die positiven Effekte auf Knochenarchitektur, Muskelkraft sowie körperliches Wohlbefinden bleiben allerdings nur dann erhalten, wenn das Training dauerhaft ausgeführt wird. Ohne regelmäßige Belastung nimmt schon nach wenigen Monaten die Knochendichte wieder ab und ist nach einem Jahr genauso schlecht wie bei Personen, die niemals trainiert haben.
Ältere Osteoporosepatienten: Auch ältere Osteoporose-Kranke mit reduziertem Allgemeinzustand sollte man im Sinne der Sturz- und Frakturprävention zu einer Bewegungstherapie motivieren. Doch nur Übungen, die der Betroffene als angenehm empfindet und sicher ausüben kann, eignen sich. Da man den meisten ein intensives Kraft- bzw. Stauchungstraining nicht zumuten kann, liegt der Trainingsfokus im Wesentlichen auf Gleichgewichts- und Propriozeptionsübungen sowie der Muskelkräftigung, ggf. unter physiotherapeutischer Begleitung.
Das Sturzrisiko lässt sich durch alltägliche Bewegungsabläufe, z.B. Treppensteigen, Einbeinstand oder Kniebeugen, sowie ein regelmäßiges Vibrationstraining mit speziellen Geräten deutlich reduzieren.
Erst an Land probieren, dann ins Wasser
Aqua-Training bleibt Patienten vorbehalten, die Übungen an Land nicht absolvieren können. Auch hier müssen mögliche Kontraindikationen, beispielsweise eine Herzinsuffizienz, berücksichtigt werden.Die Schweizer Autoren empfehlen, neben nutritiven und medikamentösen Maßnahmen alle Personen mit drohender oder bereits eingetretener Knochendichteverminderung gemäß ihrer Leistungsfähigkeit zu körperlicher Aktivität zu motivieren. Dies kann z.B. als Eigentraining, unter physiotherapeutischer Anleitung oder in Gruppen erfolgen. In jedem einzelnen Fall müssen hierbei die Vor- und Nachteile der möglichen Therapieformen gegeneinander abgewogen werden.
Quelle: Morell S, Gross T. Swiss Medical Forum 2018; 18: 99-104
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