Unangenehmer Strandbegleiter reiste mit nach Deutschland zurück

Friederike Klein

Bei diesem Mann lässt sich acht Tage nach
Infektion der Larvengang in der Fußsohle deutlich erkennen. Bei diesem Mann lässt sich acht Tage nach Infektion der Larvengang in der Fußsohle deutlich erkennen. © wikimedia – Florian Höfer

Ein Patient mit atopischer Dermatitis berichtet, der Urlaub habe ihm richtig gut getan. Seine Haut sei fast erscheinungsfrei – doch sein Zeh hält eine Überraschung parat.

Die atopische Dermatitis (AD) eines Mannes scheint nach dem Urlaub auf Mallorca fast verschwunden. Nur am Zeh will der Ausschlag nicht weggehen. Bei näherer medizinischer Betrachtung fallen rötlich-längliche Schwellungen auf.  „Wir haben uns Bilder aus dem Urlaub zeigen lassen“, berichtete Prof. Dr. Cord Sunderkötter, Universitätshautklinik in Halle. Zu sehen war unter anderem ein Strand mit Hunden. „Da ist die Diagnose relativ klar“, sagte er.

Warmfeuchtes Klima, barfuß laufende Menschen und Exkremente freilaufender Tiere schaffen ideale Voraussetzungen für eine kutane Infektion mit einer Larva migrans. „Das ist eine der häufigsten importierten Hautkrankheiten“, erklärte Prof. Sunderkötter. Die in der abgelaufenen S1-Leitlinie1 empfohlenen Therapien funktionierten immer noch. Bei oraler Einnahme von Ivermectin (1 x 200 µg/kg/d) ist der Juckreiz nach drei und die Dermatitis nach sieben Tagen rückläufig. Ebenfalls empfohlen wird die großflächige Lokaltherapie mit Albendazol 10 % in lipophiler Grundlage (dreimal täglich, 7 – 10 d), die aber wegen der nur erhältlichen Großpackungen teuer ist.

Topisches Ivermectin als neuere Off-Label-Variante

Off label, neuer und daher nicht in der alten Leitlinie enthalten ist die großflächige Behandlung mit topischem Ivermectin. Fallberichte zeigen, dass damit nach 14 Tagen eine Heilung erzielt werden kann.2 Bei der kutanen Larva migrans wandern die von den Hakenwumlarven verursachten sichtbaren Schwellungen etwa 1 cm pro Tag. Bei Larva currens entsteht die Schwellung durch Larven des Fadenwurms Strongyloides stercoralis. Diese sind mit einer höheren Geschwindigkeit von bis zu 5 cm pro Stunde unterwegs. Dieser Wurm sei weiter verbreitet, als man glaubt, meinte Prof. Sunderkötter. Risikogruppen sind auch Menschen aus der Ukraine und Personen nach längeren Aufenthalten (ab vier bis fünf Wochen) in Asien, Afrika oder Südamerika.

Wahrscheinlich müsse man vor Beginn einer immunsuppressiven Therapie Risikopatienten auf Strongyloides stercoralis untersuchen, regte er an. Sind Lunge oder Gastrointestinaltrakt befallen, lassen sich oft keine oder nur milde Symptome feststellen, auffällig kann höchstens eine Eosinophilie sein. Die Würmer können sich aber im Menschen vermehren. „Wer ihn einmal hat, darf ihn lebenslang behalten“, sagte Prof. Sunderkötter. Wird dann das Immunsystem supprimiert, droht ein Hyperinfektionssyndrom durch die Dissemination des Fadenwurms.

Screening per Blutentnahme

Erstes Anzeichen einer disseminierten Strongyloidiasis ist oft eine Dyspnoe, es entwickelt sich eine Sepsis und durch multiple intravaskuläre und interstitielle Larven entsteht eine okkludierende Vaskulopathie. Das Screening bei Patientinnen und Patienten mit potenzieller Exposition erfolgt über ein Differenzialblutbild (auf Eosinophilie achten!) und der Erreger wird serologisch und mit einem Nukleinsäureamplifikationstest oder durch den Nachweis von Wurmeiern und Parasiten im Stuhl nachgewiesen. Bei positivem Testergebnis oder in Zweifelsfällen kann eine Therapie mit Ivermectin (200 µg/kg) für zwei Tage mit einer Wiederholung nach zwei Wochen erfolgen.

Quellen:
1. Sunderkötter C et al. J Dtsch Dermatol Ges 2014; 12: 86-91; doi: 10.1111/ddg.12250
2. Fischer S, Nenoff P. J Dtsch Dermatol Ges 2016; 14: 622-623; doi: 10.1111/ddg.12920_g

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Bei diesem Mann lässt sich acht Tage nach
Infektion der Larvengang in der Fußsohle deutlich erkennen. Bei diesem Mann lässt sich acht Tage nach Infektion der Larvengang in der Fußsohle deutlich erkennen. © wikimedia – Florian Höfer