Ungesättigte Fettsäuren können die Entzündungsreaktion verstärken

Dr. Elke Ruchalla

Die Menge der verzehrten PUFA korreliert positiv mit Exazerbationen. Die Menge der verzehrten PUFA korreliert positiv mit Exazerbationen. © iStock/Lars Neumann

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren sind möglicherweise schlechter als ihr Ruf. Zumindest Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erweisen ihrer Gesundheit durch den Verzehr einen Bärendienst.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA*) geraten in westlichen Ländern immer mehr in den Mittelpunkt des medizinischen Interesses. Dr. Julian Schwärzler von der Universitätsklinik Innsbruck und Kollegen fanden u.a. heraus, dass sowohl ungesättigte Omega-3- als auch Omega-6-Fettsäuren bei Patienten mit M. Crohn und GPX4-Mangel eine Kaskade entzündlicher Botenstoffe in Gang setzen, die bei Gesunden ausbleibt. Im Tierexperiment hatten die Wissenschaftler das Enzym GPX4, das normalerweise die Zellen des Darmepithels vor oxidativem Stress schützt, als möglichen Schlüsselfaktor identifiziert.

Serummarker spiegeln Krankheitsaktivität wider

Daraufhin untersuchten sie Dünndarmzellen von Menschen mit aktivem Morbus Crohn nach ileozökaler Resektion und verglichen sie mit den Zellen von gesunden Kontrollen.

Anschließend betrachteten die Forscher 160 Crohn-Patienten genauer: 62 mit aktiver Erkrankung, 98 in klinischer Remission. Als Vergleich dienten 49 Gesunde. Die Untersuchung zeigte, dass bei den aktiv Erkrankten eine charakteristische Kombination inflammatorischer Marker im Serum (erhöhte Werte von IL-8 und oxidationsspezifischen Epitopen sowie Anzeichen für oxidativen Stress im endoplasmatischen Retikulum) mit der klinischen und biochemischen Aktivität der Darmentzündung korrelierte. Bei 60 % der Patienten lagen mindestens zwei dieser Komponenten über einem von den Kollegen errechneten Schwellenwert. Eine Behandlung mit TNF-a-Blockern wirke der entzündlichen Signatur entgegen.

Vor Beginn der Studie hatten die Teilnehmer einen Fragebogen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausgefüllt. Die Innsbrucker wiesen nach, dass die Menge der PUFA in der Ernährung direkt mit der Anzahl an Exazerbationen, der Krankheitsaktivität laut Crohn’s Disease Activity Index und der kumulativen Konzentration von Calprotectin im Stuhl korrelierte. Ähnliches ergab die zusätzliche Analyse einer niederländischen Kohorte, bei der Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren direkt im Stuhl gemessen wurden.

Diese Ergebnisse sind besonders wichtig, da Omega-3-Fettsäuren allgemein als gesund gelten. In den USA dürfen sie daher z.B. Lebensmitteln zugesetzt werden. Bei M. Crohn wäre das nach diesen Daten aber ein absolutes No-Go.

* Poly unsaturated fatty acids

Quelle: Schwärzler J et al. Gastroenterology 2022; DOI: 10.1053/j.gstro.2022.01.004

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Die Menge der verzehrten PUFA korreliert positiv mit Exazerbationen. Die Menge der verzehrten PUFA korreliert positiv mit Exazerbationen. © iStock/Lars Neumann