Gut für Darm und Gefäße

Dr. Judith Lorenz

Die Immunsuppressiva haben auch kardio- und gefäßprotektive Effekte, was Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa doppelt zu Gute kommt. Die Immunsuppressiva haben auch kardio- und gefäßprotektive Effekte, was Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa doppelt zu Gute kommt. © New Africa – stock.adobe.com

Medikamente, die die systemische Entzündung bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa verringern, dürften sich auch auf die Gefäße positiv auswirken. Ob das so ist, zeigen neue Daten aus Dänemark.

Zwei wichtige Behandlungssäulen beim Morbus Crohn und der Colitis ulcerosa sind Thiopurine wie Azathioprin oder Mercaptopurin sowie die Anti-TNF-Antikörper Infliximab, Adalimumab und Golimumab. Die Immunsuppressiva lindern allerdings nicht nur die chronische Darmentzündung, sondern schützen vermutlich zusätzlich vor akuten Gefäßkomplikationen, wie eine dänische Register­studie zeigt.

Ein erhöhter CRP-Wert gilt mittlerweile als kardiovaskulärer Risiko­faktor, erläutern Daniel­ Ward­  von der Universität Aalborg und Kollegen. Sie halten es daher für plausibel, dass die bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzte antiinflammatorische Therapie auch kardio- und gefäßprotektive Effekte hat.

Stärkste Schutzwirkung in der Induktionsphase

Diese bereits von französischen Forschern aufgestellte Hypothese überprüften die Wissenschaftler nun anhand einer dänischen Kohorte von 63.167 Erwachsenen mit einem Morbus Crohn oder einer Colitis ulcerosa. 7.840 davon waren zwischen 2005 und 2018 mit Thiopurinen und 6.458 mit einem Anti-TNF-Antikörper behandelt worden. Die Vergleichskollektive bildeten Patienten ohne die jeweilige medikamentöse Therapie, welche den exponierten Personen im Hinblick auf demografische und klinische Parameter, Komorbiditäten sowie das kardiovaskuläre Risiko bestmöglich ähnelten.

Die mit Thiopurinen behandelten Patienten hatten ein um 61 % geringeres Risiko für akute arterielle Komplikationen – eine isch­ämische Herzkrankheit, eine zerebrovaskuläre Erkrankung bzw. eine periphere Arterienerkrankung. Die stärkste Schutzwirkung beobachteten die Forscher dabei während der Induktionsphase: In diesem Zeitraum sank das Risiko um 86 %, in der Erhaltungsphase dagegen nur um 44 %. Auch die Anti-TNF-Therapie schützte signifikant vor Gefäßereignissen: Unabhängig von der Therapiedauer sank das Risiko hierfür um 59 %.

Die zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzten Immunsuppressiva beugen offenbar arteriellen Thrombosen vor, so die abschließende Einschätzung der Wissenschaftler. Dieser Zusammenhang sollte bei der Nutzen-Risiko-Abwägung im Rahmen der Therapie­planung berücksichtigt werden.

Quelle: Ward D et al. Gut 2022; DOI: 10.1136/gutjnl-2021-326462

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Die Immunsuppressiva haben auch kardio- und gefäßprotektive Effekte, was Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa doppelt zu Gute kommt. Die Immunsuppressiva haben auch kardio- und gefäßprotektive Effekte, was Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa doppelt zu Gute kommt. © New Africa – stock.adobe.com