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Unveränderte Filtrationsleistung unter GLP1-Rezeptoragonist auch bei geschädigter Niere

Vor rund drei Jahren wurden die ersten Daten der EXSCEL-Studie publiziert. Demnach ist das GLP1-Analogon Exenatid bei Typ-2-Diabetes kardiovaskulär zwar sicher – ein Zusatznutzen für Herz und Kreislauf konnte aber nicht gezeigt werden. Nun hat ein Forscherteam um Dr. M. Angelyn Bethel, Oxford Centre for Diabetes, die Daten gemäß Nierenfunktion ausgewertet. Für EXSCEL waren 14 752 Menschen mit Typ-2-Diabetes, die bereits eine Standardtherapie erhielten, zu 2 mg/Woche Exenatid oder Placebo randomisiert worden.
In der Analyse wurden drei Endpunkte betrachtet:
- Endpunkt 1, bestehend aus der Zeit bis zur erstmaligen Verringerung der eGFR um 40 %, Nierenersatz oder Nierenversagen
- Endpunkt 2, bestehend aus den Komponenten des Endpunkts 1 plus Makroalbuminurie
- Retinopathie
Erwartungsgemäß senkte der GLP1-Rezeptoragonist den HbA1c effektiver als Placebo. Bei 13,5 % der Patienten aus der Interventionsgruppe verringerte sich nach sechs Monaten der HbA1c um mehr als 2 Prozentpunkte, in der Placebogruppe erreichten nur 4,4 % der Patienten dieses Ergebnis.
Nierenfunktion entwickelte sich in beiden Gruppen ähnlich
Hinsichtlich der eGFR sahen die Forscher keinerlei Unterschiede zwischen den beiden Studiengruppen (Least Square Mean Difference 0,21 ml/min/1,73 m2; 95%-KI -0,27–0,7; p = 0,39). In beiden Gruppen trat eine Makroalbuminurie in etwa gleich häufig auf (2,2 % vs. 2,5 %; HR 0,87; 95%-KI 0,7–1,07; p = 0,19).
Der GLP1-Rezeptoragonist minderte das Risiko für renale Komplikationen aus dem Endpunkt 1 nicht. Bei den Komplikationen des zweiten Endpunkts beobachteten die Autoren erst dann eine Risikoreduktion, wenn sie die Daten auf verschiedene Parameter – darunter Alter, Geschlecht und Diabetesdauer – anpassten.
Bei Patienten mit einer eGFR < 60 ml/min/1,73 m2 zeigte das Inkretinmimetikum keinerlei Effekt auf das Herz-Kreislauf-System; allerdings hatten Studienteilnehmer des Interventionsarms mit einer anfänglichen eGFR ≥ 60 ml/min/1,73 m2 ein nominal geringeres Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse. Ähnliches galt für die Gesamtmortalität, für die kardiovaskuläre Mortalität sowie für tödliche und nicht-tödliche Schlaganfälle.
Jeder fünfte war chronisch nierenkrank
Eher kein Einfluss auf eGFR oder renale Endpunkte
Hinsichtlich Retinopathien fanden die Wissenschaftler keine Hinweise für eine erhöhte Inzidenz (HR 0,89; 95%-KI 0,74–1,07; p = 0,22). Bei Patienten mit Typ-2-Diabetes habe Exenatid demnach keinen Einfluss auf die eGFR oder auf die anderen renalen Endpunkte, so das Fazit der Autoren. Passt man die Daten nach verschiedenen demografischen Parametern an, verringere der GLP1-Rezeptoragonist sogar das Risiko für renale Komplikationen. Exenatid führe außerdem nicht zu einer erhöhten Rate von Retinopathien. Die Auswertungen belegen die kardiovaskuläre Sicherheit des GLP1-Rezeptoragonisten, allerdings ohne einen klaren Nutzen für das Herz-Kreislauf-System zu zeigen, schreiben die Wissenschaftler abschließend.Quelle: Bethel MA et al. Diabetes Care 2020; 43: 446-452; DOI: 10.2337/dc19-1065
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