Verbotene Liebe zwischen Hausärzten und Antibiotika

Um das große Problem von Antibiotikaresistenzen nachhaltig zu bekämpfen, gibt es klare Empfehlungen, welche Erkrankung ab wann therapiebedürftig ist und welches Präparat sich dafür eignet. Trotzdem verschreiben weiterhin viele Hausärzte in Deutschland bei häufigen Infekten wie Husten und akuten Bronchitiden die Keimkiller vorschnell, falsch oder beides zusammen. Das zeigt eine aktuelle deutsche Studie.
Darin wurden retrospektiv die Daten von 12 880 Patienten untersucht, die zwischen 2009 und 2013 aufgrund eines Hustens, einer akuten Bronchitis oder einer Pneumonie ihren Hausarzt aufgesucht hatten. Falls Antibiotika verordnet wurden, verglich man das jeweilige Präparat mit der S3-Leitlinienempfehlung für Husten der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).
Insgesamt bekamen 41 % der Patienten ein entsprechendes Rezept. Davon stimmte etwa bei der Hälfte der Fälle die Indikationsstellung bzw. die Wahl des geeigneten Präparats mit der Leitlinie überein (52 % bzw. 51%). Nur bei 25 % passte alles zusammen. Insbesondere bei den Patienten mit Husten oder akuter Bronchitis stimmten drei Viertel aller Verordnungen nicht mit der Empfehlung überein (73 % bzw. 78 %). Bei der Diagnose Pneumonie hingegen klappte es bedeutend besser: Mehr als zwei Drittel der Betroffenen (72 %) bekamen eine zeitgemäße Behandlung.
Die Autoren vermuten, dass viele Hausärzte schlichtweg nichts von der Existenz bestimmter Leitlinienempfehlungen wissen, skeptisch dagegen eingestellt sind oder ihre Therapieentscheidung lieber nach ihrer eigenen Einschätzung treffen möchten. Qualitätszirkel in periodischen Abständen könnten dazu beitragen, die Lücke zwischen Evidenz und Praxis zu schießen.
Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Kraus E et al. PLoS ONE 2017; 12, online first
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