Ärzte verschreiben Antibiotika in vier von zehn Fällen grundlos

Michael Brendler

Gerade in der Grippezeit werden Antibiotika unnötigerweise verschrieben. Gerade in der Grippezeit werden Antibiotika unnötigerweise verschrieben. © fotolia/fizkes

Zur Erkältungszeit nimmt die Zahl der Verschreibungen von Antibiotika zu. Doch bei den meisten Atemwegsinfekten sind sie wirkungslos oder gar schädlich. Vor allem ältere Patienten bekommen unnötig Bakterienkiller verordnet.

Bei kaum einem Krankheitsbild werden Antibiotika häufiger verschrieben als bei akuten respiratorischen Infektionen (ARI) – obwohl die Auslöser der Beschwerden in der Regel Viren sind. Dieser unsachgemäße Einsatz helfe nicht weiter und trage maßgeblich zur Entstehung und Verbreitung von multiresistenten Organismen bei, beklagt ein Autorenteam um Dr. Fiona P. Havers von den amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention.

Um besser zu verstehen, wie die Medikamente im ambulanten Bereich verwendet werden, haben die Wissenschaftler bei fast 15 000 ARI-Patienten untersucht, mit welcher ICD-Klassifikation, Erkrankungsdauer sowie nachgewiesenen A-Streptokokken- und Influenzainfektionen die Verschreibungen verbunden waren. Sie fanden, dass während der Grippesaison der fälschliche Einsatz von Antibiotika bei diesen Patienten weit verbreitet ist. 41 % der Antibiosen seien dann nicht indiziert, schreiben die Wissenschaftler.

29 % der Influenzapatienten bekamen ein Antibiotikum

Gerade Patienten ab 50 Jahre bekommen die Medikamente demnach oft unnötig verordnet. Bei einer Pharyngitis sind Antibiotika zum Beispiel nur im Rahmen einer nachgewiesenen Streptokokken-A-Infektion berechtigt. Den Ergebnissen der amerikanischen Infektiologen zufolge fehlte der positive Erregernachweis aber in 41 % der Fälle. Ein ähnliches Bild bei den Sinusitispatienten: 38 % von ihnen hatten höchstens seit drei Tagen Symptome, zudem ohne Fieber. Antibiotika bekamen sie dennoch.

Auch 29 % der Influenzakranken bekamen ein Antibiotikum. Im Fall einer bakteriellen Sekundärinfektion, schreiben die Autoren, sei das durchaus berechtigt.

Nur selten gab es bakterielle Sekundärinfektionen

Anhaltspunkte dafür gab es jedoch nur selten. Gerade während der Grippesaison sei bei der Verschreibung von Antibiotika mehr Zurückhaltung angebracht, appellieren die Wissenschaftler. Ein Influenzatest und antivirale Medikamente könnten dann die bessere Wahl sein.

Quelle: Havers FP et al. JAMA Network Open 2018; 2: e180243

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Gerade in der Grippezeit werden Antibiotika unnötigerweise verschrieben. Gerade in der Grippezeit werden Antibiotika unnötigerweise verschrieben. © fotolia/fizkes