Weniger Antibiotika durch Peer-Group-Vergleich

Maria Weiß

Das Autorenteam hält den Peer-Group-Vergleich von Antibiotikaverordnungen für ein wertvolles Instrument. Das Autorenteam hält den Peer-Group-Vergleich von Antibiotikaverordnungen für ein wertvolles Instrument. © James Thew – stock.adobe.com

Das Wissen um die Verschreibungspraxis der Konkurrenz scheint Hausärztinnen und Hausärzte nachhaltig zu mehr Zurückhaltung bei Antibiotikaverordnungen zu bewegen.

Angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen möchte man die Zahl unnötiger Verschreibungen möglichst eindämmen. Forschende haben untersucht, inwieweit ein per E-Mail verschicktes Feedback, das die eigene Verschreibungspraxis mit der von anderen Hausärztinnen und Hausärzten vergleicht, die Gewohnheiten verändert.

Nur ein Teil erhielt Infos zu Nutzen und Risiken

Rund 5.000 Praktizierende aus der Gegend um Ontario wurden eingeschlossen und 4:1 in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die eine Hälfte der Interventionsgruppe bekam die Info, dass man die herangezogenen Daten um den Case Mix bereinigt bzw. an Praxisbesonderheiten angepasst habe und somit nur ähnliche Fälle verglichen werden. Zusätzlich erhielten sie Infos über mögliche Schäden durch unnötige Antibiotika und/oder Hinweise auf einen mangelnden Nutzen.

Nach sechs Monaten war die Verschreibungsrate pro 1.000 Kontakte mit Patientinnen und Patienten über 65 Jahre in der Interventionsgruppe signifikant geringer (56 % vs. 59,4 %). Auch bei unnötigen Verordnungen (z. B. bei viralen Infekten), einer übermäßig langen Gabe (> 7 Tage) und der Rezeptierung von Breitbandantibiotika erwiesen sich Teilnehmende in der Inventionsgruppe als zurückhaltender als die Kontrollen. Nach zwölf Monaten war das Ergebnis weitgehend unverändert. Die Aufklärung über mögliche Schäden durch Antibiotika hatte insgesamt keinen zusätzlichen Einfluss, ebenso wenig der Hinweis auf die Case-Mix-Anpassung.

Das Autorenteam hält den Peer-Group-Vergleich von Antibiotikaverordnungen für ein wertvolles Instrument. Es sollte routinemäßig eingesetzt werden, um die Qualität der Primärversorgung zu verbessern.

Quelle: Schwartz KL et al. BMJ 2024; 385: e079329; DOI: 10.1136/bmj-2024-079329

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