Alarmstufe Kot: Antibiotikaeinsatz nötig?

Schon wenige Fragen kreisen die Genese einer Diarrhö ein: Sistieren Durchfälle nachts oder nach Fasten, ist eine Infektion unwahrscheinlich, bei erkrankten Familienmitgliedern dagegen sehr wahrscheinlich. Eine genaue Abklärung des Erregers empfiehlt die DGVS*-Leitlinie nur für Risikofälle. Dazu gehören z.B. Patienten mit Fieber, blutiger Diarrhö, Immunsuppression, schwerem Krankheitsbild oder relevanten Komorbiditäten. Auch bei einer Antibiotikaeinnahme im letzten Vierteljahr (Clostridium difficile), Heimbewohnern oder auffälliger Häufung ist eine Erreger-Diagnostik angezeigt.
Meldepflicht bei Diarrhö
- Namentliche Meldung bei gesicherter Infektion: Campylobacter, Salmonellen, Yersinia enterocolitica, enterohämorrhagische bzw. Shiga-Toxin bildende E. coli, sonstige darmpathogene E. coli, Shigellen, Giardia lamblia, humanpathogene Cryptosporidien, Rota- und Noroviren
- Namentliche Meldung bei Verdacht, Erkrankung, Tod und Ausscheidung: Typhus, Paratyphus, Cholera
- Meldepflichtig sind auch schwere bzw. tödliche Clostridium-difficile-Infektionen
Perfekte Stuhlprobe
Loperamid nicht bei blutigen Durchfällen oder Fieber
Zur antiemetischen Therapie eignet sich z.B. Metoclopramid, bei krampfartigen Bauchschmerzen aufgrund der spasmolytischen Komponente Metamizol. Die Behandlung mit Motilitätshemmern wie Loperamid soll nur noch bei unblutigen Diarrhöen ohne Fieber für maximal 48 Stunden erwogen werden. Die empirische Antibiotikatherapie ist ausschließlich bei schwerkranken Patienten angebracht – z.B. mit Fieber, blutiger Diarrhö oder relevanten Begleiterkrankungen. Mittel der Wahl ist Ciprofloxacin, alternativ kommt angesichts zunehmender Resistenzen (v.a. Campylobacter) Azithromycin infrage.Häufigste Auslöser: Rotaviren, Noroviren und Campylobacter
Am häufigsten meldeten die Kollegen in Deutschland 2015 Infektionen des Norovirus (89 045 Fälle), gefolgt von Campylobacter (70 190) und Rotavirus (33 160). Noroviren werden meist fäkal-oral übertragen, aber auch durch Erbrechen oder kontaminierte Lebensmittel. Bereits 10 bis 100 Partikel genügen, um die Erkrankung auszulösen, betroffen sind vor allem Kinder und Senioren. Nach einer Inkubationszeit von zehn bis 50 Stunden kommt es zu massiven Durchfällen und/oder schwallartigem Erbrechen (Cave: Dehydratation, Elektrolytverlust). Die akute Erkrankung dauert ein bis drei Tage. Infizierte scheiden das Virus noch über Wochen, Immunsupprimierte über Jahre aus. Vor allem Säuglinge und Kleinkinder erkranken am Rotavirus. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, meist durch Schmierinfektionen. Zwischen ein bis drei Wochen scheiden Infizierte die Viren aus, während der Akutphase sind es bis zu 1011 Viren/Stuhl. Schon 10 bis 100 Partikel lösen eine Infektion aus. Neben leichten Beschwerden kommt es zu schweren Verläufen mit Erbrechen und wässriger Diarrhö (oft Schleimbeimengungen), ggf. auch Fieber und Bauchkrämpfen. Die Symptome halten zwei bis sechs Tage an. Durch die Impfprophylaxe ist die Zahl der gemeldeten Fälle und die Hospitalisierung stark rückläufig. Infektionen mit Campylobacter jejuni sind fast immer lebensmittelbedingt. Insbesondere Kinder sind häufig betroffen, ca. 500 Keime können eine Erkrankung verursachen, die bis zu einer Woche andauert (Anm. d. Red.) und oft selbstlimitierend sowie asymptomatisch verläuft. Betroffene scheiden bis zu fünf Wochen lang Keime aus. Antibiotika wie Azithromycin und Clarithromycin (alternativ Ciprofloxacin) sind bei invasiver Erkrankung (blutige Diarrhö, Fieber), schwerem Verlauf (>1 Woche, Immunsuppression) oder Verdacht auf septische Streuung angebracht. Ein Problem ist die Resistenzentwicklung: In Europa reagieren 40 bis 60 % der Campylobacter-Stämme nicht mehr hinreichend auf Fluorchinolone. Zusätzlich treten vermehrt Makrolidresistenzen auf.*Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
Quellen: Aus der Fachliteratur
1. Lübbert C, Mutters R. Internist 2017; 58: 149-169
2. Hagel S et al. Z Gastroenterol 2015; 53: 418-459
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).