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Verfügbare Pneumokokken-Impfstoffe sind im Alter nicht gut genug

Jährlich werden in Deutschland schätzungsweise 38 000 bis 57 000 Patienten über 60 Jahre mit einer Pneumonie durch Pneumokokken stationär behandelt. Meist besiedelt der Erreger die Schleimhäute der oberen Atemwege bereits lange bevor es zu einer Erkrankung kommt. Diese kann dann entweder lokal begrenzt bleiben wie im Falle einer Otitis media, Sinusitis oder Mastoiditis. Potenziell dehnt sie sich jedoch auch auf die Lunge aus z.B. in Form einer Bronchitis oder einer Pneumonie oder es kommt zu einer hämatogenen Streuung auf andere Organe (u.a. ZNS, Meningitis).
Die gram-positiven Diplokokken haben eine Vorliebe für Säuglinge und Kleinkinder, die wiederum die Keime auf Erwachsene übertragen. Studien zufolge zeigten Eltern eine fünffach höhere Kolonisation mit Streptococcus pneumoniae als kinderlose Erwachsene mit einem Unterschied von 34 % vs. 7 %.
Insbesondere Kleinkinder unter zwei Jahren und Erwachsene über 50 Jahre weisen ein erhöhtes Risiko auf, an einer invasiven Pneumokokkeninfektion zu erkranken. Weiterhin prädestinieren Immundefekte, Alkoholabusus, chronische Lungenerkrankungen, rheumatoide Arthritis bzw. Diabetes für die Erkrankung.
Aktuell sind zur Prophylaxe zwei Impfstoffe zugelassen, die sich gegen Antigene der Polysaccharidkapsel des Erregers richten, wovon bis dato 97 verschiedene Serotypen entdeckt wurden. Von der breiten Anwendung des 13-valenten Polysaccharid-Protein-Konjugatimpfstoffs (PCV13; Prevenar13®) zur Impfung von Säuglingen und Kleinkindern profitierten auch Erwachsene durch die Herdenimmunität. Die Vakzine ist für alle Altersklassen zugelassen, schreiben Professor Dr. Christian Bogdan vom Mikrobiologischen Institut des Universitätsklinikums Erlangen und Dr. Gerhard Falkenhorst, Infektionsepidemiologie, Robert Koch-Institut, Berlin.
Wiederholte Vakzinierung nur für Risikogruppen erlaubt
Für über 60-Jährige empfiehlt die STIKO als Standard jedoch den 23-valenten reinen Polysaccharidimpfstoff (PPSV23; Pneumovax®), da ca. 70 % der invasiven Pneumokokkenerkrankungen in dieser Altersgruppe durch PPSV23-Serotypen ausgelöst werden. Eine wiederholte Vakzinierung darf laut der Fachinformation frühestens nach sechs Jahren erfolgen und nur nach individueller Indikationsstellung bei Personen mit erhöhtem Risiko für schwere Pneumokokkenerkrankungen, um unerwünschte Impfreaktionen zu vermeiden. Für bestimmte Risikogruppen könnte auch eine kombinierte Immunisierung mit beiden Impfstoffen infrage kommen, dabei muss PPSV23 auf PCV13 folgen.
Die Autoren halten die verfügbaren Vakzinen für Senioren aufgrund der mangelnden Serotypenabdeckung (PCV13) und der reduzierten Immunogenität (PPSV23) für nicht ideal. Laut ihnen könnte ein höher valenter Konjugatimpfstoff oder eine universelle/serotypen-unabhängige Proteinvakzine die Serotypenlücke schließen.
Quelle: Bogdan C, Falkenhorst G. internist prax 2018; 59: 121-137
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