Hält die STIKO trotz neuer Daten an 23-valenter Vakzine fest?

Dr. Dorothea Ranft

Die Meinungen gehen teils stark auseinander, wenn es um die Impfung gegen Pneumokokken geht. Die Meinungen gehen teils stark auseinander, wenn es um die Impfung gegen Pneumokokken geht. © fotolia/Sagittaria; fotolia/taddle

Die Empfehlungen der STIKO unterscheiden sich zum Teil deutlich von denen in anderen Ländern. Vor allem bei der Pneumokokkenimpfung sorgt das für Kontroversen. Denn es scheint einen besseren Impfstoff zu geben als den angeratenen.

Seit 2011 ist der 13-valente Konjugatimpfstoff (PCV13) neben Kindern auch für Erwachsene im Alter 50 plus zugelassen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hält trotzdem an ihrer Empfehlung fest: Für Menschen ab 60 Jahren gibt’s einmalig die 23-valente Pneumokokken-Polysaccharid-Vakzine (PPSV23). Bedenklich, wenn man beachtet, dass die anvisierte Reduktion invasiver Pneumokokkenerkrankungen (IPD) damit bisher nicht erreicht werden konnte, sagte Privatdozent Dr. Ulrich­ Seybold­, LMU München.

Auch in Irland gilt PPSV23 als Standardvakzine für Ü-65-Jährige. Und auch dort verändern sich die IPD-Zahlen nicht nennenswert. Hierzulande nahmen sie in den vergangenen zehn Jahren sogar zu – vor allem, wenn sie durch Serotypen verursacht werden, die in PPSV23 zusätzlich zu PCV13 enthalten sind. Wonach also richtet sich die STIKO?

Weniger immunogen, kürzere Wirkdauer

Als spezifischer Vorteil des 13-valenten Konjugatimpfstoffs im Vergleich zu PPSV23 sehen die Experten neben der IPD-Protektion den Schutz vor unkomplizierten Pneumonien, sagte Dr. Seybold. Nun ermittelten Wissenschaftler in einer Metaanalyse aus Deutschland für die 23-valente Vakzine ebenfalls einen Schutzeffekt. Die signifikante Risikoreduktion von 64 % bestand allerdings nur, wenn die beiden Studien mit dem geringsten Risiko für Verzerrungen in die Analyse eingingen. Zudem lagen die Impfungen in diesen Studien jeweils nur kurz zurück (2,7 bzw. 2,3 Jahre). In einer weiteren Beobachtungsstudie hielt der Schutzeffekt maximal zwei Jahre an.

Aufgrund der im Vergleich zu PCV13 geringeren Immunogenität und der recht kurzen Wirkdauer gegen Pneumokokkenpneumonien hält Dr. Seybold die ausschließliche Immunisierung mit PPSV23 zumindest für fraglich. Die Experten der STIKO scheint das wenig zu interessieren. Damit beziehen sie auch Gegenposition zur S3-Leitlinie* der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Darin wird PCV13 als Standard­vakzine bei Patienten > 60 Jahre und für Indikationsimpfungen z.B. wegen chronischer Erkrankungen bevorzugt. Und das schon seit 2016. Für eine Zosterimpfung sprach sich die Impfkommission bislang ebenfalls nicht aus. Die gab’s nur als Lebendvakzine, weshalb sie laut STIKO nicht effektiv genug sei.

Auch in Sachen Herpes zoster hat sich etwas getan

Inzwischen steht jedoch eine inaktivierte adjuvantierte Herpes-zoster-Subunit-Vakzine zur Verfügung, die in Phase-III-Studien die Häufigkeit der „Gürtelrose“ bei Patienten über 50 bzw. 70 Jahren um rund 91–97 % reduzierte. Entsprechend verringerte sich das Auftreten postzosterischer Neuralgien. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Votum der STIKO angesichts dieser Daten ändert, resümierte Dr. Seybold. Die neuen Empfehlungen werden in den nächsten Wochen erwartet.

* S3-Leitlinie Behandlung von Erwachsenen mit ambulant erworbener Pneumonie und Prävention, AWMF-Registernr. 020-020, www.awmf.org

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