Diese Reiseimpfungen sind für den Nachwuchs geeignet

Dr. Alexandra Bischoff

Einige Impfungen können bereits direkt nach der Geburt vorgenommen werden. Einige Impfungen können bereits direkt nach der Geburt vorgenommen werden. © iStock.com/LightFieldStudios

In fernen Ländern begegnen Familien neben fremden Sprachen und Kulturen auch fremden Krankheitserregern. Von Letzteren können einige den Kleinen ganz schön gefährlich werden – wenn der Impfschutz fehlt.

Ein Blick in den Impfpass verrät, ob die allgemein empfohlenen Impfungen für Kinder lückenlos erfolgt sind bzw. fehlende ergänzt werden müssen. Abhängig vom Urlaubsziel sollte der Sprössling dann mehrere Wochen vor der Reise zusätzlich spezielle Vakzinierungen erhalten, schreibt Professor Dr. Ingomar­ Mutz­, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde aus St. Marein im Mürztal. Die Entscheidung ist dabei abhängig von:

  • Ziel
  • Reisebedingung/Risikosituationen
  • Alter
  • Impfvorgeschichte
  • Grunderkrankungen/Dauer­medikationen

Cholera

Cholera kommt in besonders ressourcenarmen Ländern vor. Für Touristen liegt das Erkrankungsrisiko für den schwer dehydrierenden Verlauf ungefähr bei 1:3 Millionen, weshalb eine Impfung nur unter speziellen Umständen, nicht aber generell empfohlen wird. Doch v.a. Kinder sterben aufgrund einer Dehydratisierung durch die Erkrankung, merkt der Kollege an.

Die ab dem zweiten Lebensjahr zugelassene Totvakzine Dukoral® schützt etwa zwei Jahre vor Cholera. Zwei- bis Sechsjährige erhalten drei Schluckimpfungen, Ältere zwei im Abstand von einer bis sechs Wochen. Wichtig: Eine Stunde vor sowie nach der Gabe muss man auf feste sowie flüssige Nahrung verzichten.

Gelbfieber

Wer die Endemiegebiete des tropischen Afrikas und Südamerikas besucht, sollte sich gegen Gelbfieber immunisieren lassen (autorisierte Gelbfieberimpfstelle!). Bei einem 14-tägigen Aufenthalt beträgt das Risiko für Afrika etwa 10–50/100 000, für Südamerika etwa um den Faktor 10 weniger. Wer einmal die Vakzine erhalten hat, ist lebenslang geschützt. Eine Ausnahme könnte die Vakzinierung von unter Zweijährigen bilden. Für Kinder unter einem Jahr (in Endemiesituationen bis achten Lebensmonat), Personen mit einer Hühnereiweißallergie, Myasthenia gravis oder einer Thymusdrüsenerkrankung bzw. -OP kommt der Lebendimpfstoff nicht infrage.

Japanische Enzephalitis

Das sehr geringe Risiko in den Endemiegebieten Asiens hängt einerseits vom Reisestil (Infektionsrisiko in landwirtschaftlichen Regionen mit Viehzucht und Reisanbau größer), andererseits von der Aufenthaltsdauer ab. Die Vakzine ist ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat zugelassen, wobei Kinder unter drei Jahren nur die halbe Erwachsenendosis bekommen (0,25 ml/Dosis). Im Abstand von vier Wochen werden zwei Dosen verabreicht. Der Schutz hält sechs bis zwölf Monate an, durch eine Auffrischung nach 12 bis 24 Monaten vermutlich zehn Jahre.

Meningokokkeninfektion

Meningokokken kommen weltweit vor, zu den Hochrisikogebieten zählen Nordafrika, Sahelzone, ostafrikanische Seenplatte, Naher Osten und Saudi-Arabien. Von den gramnegativen Bakterien existieren 13 verschiedene Serotypen, deren Verteilung von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich ist. Ab dem Alter von zwei Monaten kann ein Säugling entweder gegen den Serotyp B oder C bzw. kombiniert gegen A, C, W135 und Y geimpft werden. Dies ersetzt jedoch nicht die medikamentöse postexpositionelle Prophylaxe.

Tollwut

In Europa eine echte Rarität stellt Tollwut insbesondere in den Entwicklungsländern Asiens und Afrikas ein ernsthaftes Problem dar. Für die Grundimmunisierung mit drei Dosen kommt ein Totimpfstoff zum Einsatz. Die postexpositionelle Vakzinierung (eine Dosis bzw. bei fehlender Grund­immunisierung aktive Immunisierung, ggf. zusätzlich Immunglobuline bei Bissverletzungen) sollte zügig auf den suspekten Tierkontakt erfolgen. Eine Auffrischung wird nach 20 Jahren empfohlen.

Tuberkulose

Die Tuberkulose ist weltweit wieder auf dem Vormarsch – insbesondere in Ländern mit einer hohen HIV-Inzidenz blüht sie auf. Über die Hälfte der Kinder erkrankt innerhalb eines Jahres nach Exposition. Die BCG*-Impfung schützt Kleinkinder zwar nicht vor einer Ansteckung, dafür aber vor schweren Krankheitsverläufen und kann ab der Geburt erfolgen.

Typhus

Ungefähr 50 Touristen bringen jährlich von ihrer Reise Typhus abdominalis mit nach Deutschland. Insbesondere vor (Rucksack-)Reisen in Entwicklungsländer oder Hochrisikogebiete wie den Fernen Osten sollte man sich impfen lassen. Die Immunisierung muss eine Woche vor Urlaubsantritt abgeschlossen sein. Es stehen Vi-Polysaccharid-Vakzine, Galaktose-Epimerase-defiziente S. typhi oder Kombinationen mit unterschiedlichen Impfschemen und unterschiedlicher Schutzwirkung zur Auswahl (Typhim Vi® ab zwei Jahren, Hepatyrix® ab 15 Jahren, ViATIM®­ ab 16 Jahren, Schluckimpfung ab zwei Jahren). 

* Bacille Calmette-Guérin

Quelle: Mutz ID. Monatsschrift Kinderheilkunde 2018; 166: 305-312

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Einige Impfungen können bereits direkt nach der Geburt vorgenommen werden. Einige Impfungen können bereits direkt nach der Geburt vorgenommen werden. © iStock.com/LightFieldStudios