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Unauffällige Reiseanamnese schließt Typhus nicht aus

Eine Hamburger Studentin wird mit Fieber, Benommenheit, Sehstörungen und einem erhöhten CRP (74,1 mg/l) in die Notaufnahme eines Krankenhauses gebracht. Bei der klinischen Untersuchung fallen diffuse abdominelle Druckschmerzen auf. Vermutet wird eine Infektion. Die Reiseanamnese ist unauffällig und im Umfeld der 24-Jährigen ist niemand erkrankt.
Die Ärzte nehmen die Patientin stationär auf, legen Blutkulturen an und starten eine Antibiotikatherapie. Zwei Tage später haben sich die Laborparameter verschlechtert. Es kommt zu einem Leukozytenabfall und einer Thrombozytopenie, das CRP steigt auf 106 mg/l. Die anfänglich gewonnenen Blutkulturen ergeben eine Infektion mit Salmonella typhi, schreiben Dr. Alena Laschtowitz vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und ihre Kollegen. Die Antibiotikatherapie wird auf Ceftriaxon umgestellt.
Positive Stuhlkulturen, wässrig-breiige Durchfälle und erhöhte Leberwerte entwickelt die Patientin erst einige Tage später. Nach zwölftägiger Ceftriaxontherapie kann die Studentin nach Hause entlassen werden. Aber keine drei Wochen später wird sie mit Fieber, Benommenheit und Diarrhöen erneut aufgenommen – ein Rezidiv. Mit einer Kombination von Ceftriaxon und Azithromycin gelingt schließlich die Ausheilung.
1–4 % der Betroffenen sind Dauerausscheider
Am Robert Koch-Institut fällt auf, dass neben der Hamburgerin ein weiterer Patient an Typhus erkrankt ist. Der Lysotyp ist derselbe wie bei der Studentin. Wie die Frau hatte sich auch der Mann auf einem Campingplatz bei Hamburg aufgehalten. Typhus-Dauerausscheider fanden sich unter den dortigen Mitarbeitern aber nicht. Ebenso waren in öffentlichen Wasserquellen keine Erreger nachweisbar. Der Ursprung der beiden Infektionen blieb letztlich unklar.
Die meisten Typhus-Fälle hierzulande betreffen Personen, die aus Süd-Zentralasien eingereist sind, erinnern die Autoren. Allerdings sollte eine leere Reiseanamnese nicht in falscher Sicherheit wiegen: Auch mitten in Deutschland kann man sich bei Dauerausscheidern oder infizierten Reiserückkehrern anstecken. Zu asymptomatischen Dauerausscheidern werden 1–4 % der Patienten, vor allem diejenigen mit vorerkrankter Gallenblase oder Cholezystolithiasis.
Im Stuhl findet man die Erreger erst nach einiger Zeit
Unspezifische grippeartige Beschwerden sowie leichte ZNS-Symptome wie Benommenheit und Schwindel sind typisch für Typhus. Erst wenn die Bakterien auch die Organe befallen, treten spezifische Symptome wie Durchfälle auf. Der Erregernachweis kann anfangs nur durch Blutkulturen erfolgen. Erst in späteren Stadien gelingt er auch über die Stuhlkultur.
Quelle: Laschtowitz A et al. Hamburger Ärzteblatt 2019; 73: 24-25
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