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Tropical Heat: Reiserückkehrer mit Fieber erfordern Ihre Detektivarbeit

An erster Stelle steht bei Reiserückkehrern mit Fieber die geographische Anamnese. Dabei interessieren lokale Ausbrüche, aber auch die epidemische Ausbreitung von Chikungunya und Zika in Lateinamerika. Unter den tropischen Fieberursachen dominiert unter Patienten nach Afrikaaufenthalt die Malaria, nach Asien- und Lateinamerikareise das Dengue-Fieber, schreibt das Team um Dr. Andreas Neumayr vom Schweizerischen Topen- und Public Health-Institut in Basel. Angesichts der hohen Dynamik erscheint das Hinzuziehen eines Tropen- oder Reisemediziners sinnvoll.
Wichtige Informationen liefern Reisedauer und Krankheitsbeginn. So kann man bei Patienten, die erst nach der Reise fiebern, anhand der maximalen Inkubationszeit (s. Tabelle) bestimmte Ursachen bereits ausschließen. Diese Einordnung nützt im Falle einer Malaria allerdings kaum. Diese kann sich selbst nach Monaten, teils sogar nach mehr als einem Jahr manifestieren. Zur Erinnerung: Eine Prophylaxe bietet keinen vollständigen Schutz. Außerdem verzichten Reisende mit Migrationshintergrund, die Freunde und Verwandte besuchen, häufig auf die medikamentöse Vorsorge.
Wichtige Inkubationszeiten | |
---|---|
Malaria | > 6 Tage bis Monate |
Arbovirosen (Dengue, Chikungunya, Zika) | < 14 Tage |
Rickettsiosen | < 4 Wochen |
Typhus, Paratyphus | < 8 Wochen |
Akute Schistosomiasis (Bilharziose) | < 3 Monate (!) |
Leptospirose | < 4 Wochen |
Rückfallfieber-Borreliosen | < 3 Wochen |
Afrikanische Schlafkrankheit | < 3 Wochen |
Chagas-Krankheit | < 3 Wochen |
Virale hämorrhagische Fieber: Ebola, Marburg, Lassa Krim-Kongo-Fieber Gelbfieber |
< 21 Tage |
Schüttelfrost weckt Verdacht auf Bakteriämie oder Malaria
Potenzielle Expositionsrisiken sollten Sie systematisch abfragen. Dazu zählen Stiche, z.B. durch Raubwanzen (Chagas-Krankheit), Zecken (Rickettsiosen) und Milben (Tsutsugamushi-Fieber). Ein Bad im Fluss kann Urlaubern eine Bilharziose bescheren, Tattoos und Piercings eine Hepatitis B bzw. C oder eine HIV-Infektion.
Das gleiche Virenspektrum – sowie die Erkrankungen Chagas, Leischmaniose und Syphilis – begegnet Reisenden teils auch nach medizinischen Eingriffen (inkl. Injektionen und Infusionen). Neben den Lebensmitteln ist sogar die Frage nach den konsumierten Getränken relevant: Palmweingenuss in Kolumbien kann zur Chagas-Krankheit führen, ebenso wie Guayabasaft in Venezuela. Unpasteurisierte Milch enthält mitunter Tuberkuloseerreger. Besonderer Beobachtung bedürfen Reiserückkehrer mit Grunderkrankung, solche unter einer (immer stärker verbreiteten) immunmodulatorischen Therapie und über 60-Jährige. In dieser Altersgruppe nehmen vor allem Malaria, Rickettsiosen und untere Atemwegsinfektionen oft einen lebensbedrohlichen Verlauf.
Über entsprechende Risikopatienten sollte mit einem infektiologisch erfahrenen Kollegen diskutiert werden. Die in vielen Ländern frei verkäuflichen Antibiotika stellen ein zusätzliches Problem dar. Ein Teil dieser Präparate wirkt partiell gegen Malaria, kann den Verlauf mitigieren und die Diagnostik erschweren.
Die Körpertemperatur liefert nur bedingt Hinweise auf den Erreger. Klassische Verläufe wie das kontinuierliche Fieber bei Typhus und das rezidivierende bei Malaria oder Rückfallfieber sind weder die Regel noch differenzialdiagnostisch verlässlich, mahnen die Autoren. Schüttelfrost (starker Fieberanstieg) weckt immer den Verdacht auf eine Bakteriämie oder Malaria.
Fieber senken oder nicht?
Bei Rückkehrern aus Asien und Südafrika nach Schorf suchen
Bei der körperlichen Untersuchung sollte man vor allem die Haut ins Visier nehmen. Viele Arbovirosen und einige Rickettsiosen führen zu einem generalisierten Hautausschlag. Pathognomonisch für das konfluierende Dengue-Exanthem sind „weiße Inseln im roten Meer“. An einer Zecken- bzw. Milbenbissstelle findet sich mitunter ein wegweisender Eschar. Dieser verursacht keine Beschwerden und fällt dem Patienten oft nicht auf. Die Hautläsion sollte bei Safaritouristen, die aus Südafrika zurückkommen, gezielt gesucht werden, ebenso bei Rückkehrern aus Asien. Die seltene afrikanische Schlafkrankheit kann sich in Form eines Trypanosomenschankers zeigen. Feine Unterschiede erleichtern die Differenzierung der drei häufigsten Arbovirosen:- Dengue: Kopfschmerzen dominieren
- Zika: vorwiegend Konjunktivitis und ausgeprägter Juckreiz beim Exanthem
- Chikungunya: eher Arthralgien
Sogar die Experten finden bei jedem Vierten keine Ursache
Wenn letztlich auch nach aufwändiger Diagnostik kein Fieberauslöser gefunden wird, steht man zumindest nicht alleine da: Denn sogar in Referenzzentren mit entsprechender Expertise bleibt jeder vierte Fall ungeklärt, schreiben die Kollegen. In den allermeisten Fällen zeigt sich ein selbstlimitierender Verlauf. Und bei jedem dritten Reiserückkehrer hatte der Anstieg der Körpertemperatur eine „nichttropische“ Ursache.Quelle: Neumayr A et al. Schweiz Med Forum 2018; 18: 345-354
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