Fieberhafte Erregersuche nach Thailandurlaub - Bewusstseinsstörungen und Anämie sprechen nicht nur für Malaria

Dr. Alexandra Bischoff

Jeder Dritte mit symptomatischer Infektion stirbt an dem Virus. Jeder Dritte mit symptomatischer Infektion stirbt an dem Virus. © fotolia/thithawat

Eine Woche nachdem ein 50-Jähriger aus Thailand zurückgekehrt war, trat bei ihm plötzlich hohes Fieber mit Kopfschmerzen auf. Es dauerte weitere zehn Tage, bis der Erregernachweis gelang.

Die Symptome sprachen bisher nicht auf die von seinem Hausarzt verordnete Antibiose mit Amoxicillin/Clavulansäure an. Der Patient konnte sich nur schwer konzentrieren und sprach deutlich verlangsamt. Bei der neurologischen Untersuchung fielen ein nicht zielsicherer Finger-Nase-Versuch sowie ein unsicherer Einbeinstand auf, schreiben die Kollegen um Dr. Benedikt Schwermer aus der Abteilung für Innere Medizin des Katonsspitals Uri in Altdorf.

Im Labor zeigten sich eine leichtgradige Anämie (132 g/l) sowie eine Leukozytose (15x109/l) ohne Eosinophilie oder Lymphozytose. Zudem war das C-reaktive Protein (CRP) mit 16 mg/l leicht erhöht und Natrium mit 133 mmol/l leicht erniedrigt.

Die durchgeführte Lumbalpunktion ergab einen leicht erhöhten Druck (32 cmH2O) und eine lymphozytäre Pleozytose von 80 Zellen/ml mit auf 782 mg/l erhöhtem Protein. Dieser Befund sprach zwar primär für ein virales Geschehen, jedoch konnte man auch eine bakterielle Meningitis aufgrund der Vorbehandlung durch den Hausarzt bis zu dem Zeitpunkt nicht sicher ausschließen.

Währenddessen hatte sich der Zustand des Patienten rapide verschlechtert: Er war plötzlich weder zeitlich, noch örtlich oder zur Person orientiert. Während die Suche nach dem Erreger auf Hochtouren lief, wurden sowohl eine kalkulierte antiinfektiöse Therapie als auch fiebersenkende bzw. volumensubstituierende Maßnahmen eingeleitet. Darunter klarte der Patient innerhalb weniger Stunden wieder auf – das gestörte Kurzzeitgedächtnis jedoch persistierte. Die Suche nach Meningitis-/Enzephalitiserregern in den abgenommenen Blut- und Liquorkulturen blieb erfolglos.

In der Multiplex-PCR des Liquors ließen sich weder bakterielle noch virale Erreger finden. Auch Malaria, HIV, Chikungunya-, Dengue- oder FSME-Viren konnten nicht nachgewiesen werden. Nach zehn Tagen war anhand des serologischen Befunds klar, dass es sich bei dem Erreger um das durch Stechmücken übertragene japanische Enzephalitisvirus handelte. Nur 1 % dieser Flavivirus-Infektionen verläuft symptomatisch. Die Infizierten tragen in 30–50 % der Fälle bleibende Schäden davon, 20–30 % sterben.

Bisher kein Medikament verfügbar

Aktuell existiert keine Therapie­option. Präventiv helfen Impfung, Repellenzien, Moskitonetze und das Tragen heller, langer Kleidung. Bei Verdacht auf eine infektiöse Meningitis sollten Kollegen die Reiseanamnese inklusive Route, Risikoverhalten und Infektionskrankheiten im Hinterkopf haben.

Quelle: Aus der Fachliteratur
Quelle: Schwermer B et al. Dtsch Med Wochenschr 2017; 142: 1063-1066

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Jeder Dritte mit symptomatischer Infektion stirbt an dem Virus. Jeder Dritte mit symptomatischer Infektion stirbt an dem Virus. © fotolia/thithawat