Behandlung der Malaria tertiana: Eine Tablette statt vierzehn

Dr. Elke Ruchalla

Im Leberstadium haben die Malariaparasiten zahlreiche Zellkerne. Entstehen daraus Merozoiten, befallen sie die Erythrozyten. Im Leberstadium haben die Malariaparasiten zahlreiche Zellkerne. Entstehen daraus Merozoiten, befallen sie die Erythrozyten. © wikimedia/Janse~enwiki

Die Behandlung der Malaria tertiana muss auch die Hypnozoiten in der Leber zerstören, sonst drohen Rückfälle. Tafenoquin als Einzeldosis könnte dem bisherigen Platzhirsch Primaquin Konkurrenz machen.

Primaquin gilt seit etwa 70 Jahren als Standard, um bei der Malariatherapie die Plasmodium-Hypnocyten in der Leber zu eliminieren („radical cure“), erklärt Professor Dr. Nicholas J. White von der Mahidol Oxford Tropical Medicine Research Unit der Mahidol University in Bangkok.1 Abgesehen von der Sicherstellung der Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase(G6PD)-Funktion (s. Kasten), muss das Medikament allerdings über zwei Wochen eingenommen werden, um die volle Wirkung zu entfalten. In den klassischen Endemiegebieten mit eingeschränkter ärztlicher Versorgung ist allein die regelmäßige zweiwöchige Medikation illusorisch, eine verkürzte Therapie wäre hier eine erhebliche Entlastung.

Vorsicht, Hämolysegefahr!

Ein Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel entsteht durch eine x-chromosomale Mutation und resultiert in einem verstärkten Zerfall der Erythrozyten. In Verbindung mit Medikamenten wie Primaquin und Tafenoquin, die selbst einen hämolytischen Effekt haben, kann das fatal werden. Derzeit gilt, dass vor der Therapie eine ausreichende Aktivität des Enzyms (für Tafenoquin mindestens 70 % der Normalaktivität) gesichert sein muss, denn im Gegensatz zu Primaquin, mit einer Halbwertszeit von 5 h, ist Tafenoquin etwa 15 Tage im Körper aktiv. Bei genetischer Prädisposition fiele der Schaden dadurch wesentlich höher aus, da man es nicht wie Primaquin bei klinischen Anzeichen absetzen könnte.

Deshalb wurde das kürzlich registrierte Einzeldosis-Präparat Tafenoquin in zwei randomisierten Doppelblindstudien getestet. Dr. Marcus V.G. Lacerda von der Fundação de Medicina Tropical Doutor Heitor Vieira Dourado in Manaus und seine Kollegen haben in die DETECTIVE-Studie 522 Patienten mit gesicherter Plasmodium-vivax-Infektion aufgenommen.2 Alle Teilnehmer erhielten drei Tage Chloroquin (insg. 1500 mg) und zusätzlich entweder über 14 Tage Primaquin (15 mg/d), einmal Tafenoquin (300 mg) oder Placebo. Bei der Auswertung sechs Monate später waren sowohl Tafenoquin als auch Primaquin dem Placebo deutlich überlegen: 62,4 % bzw. 69,6 % der Behandelten waren rezidivfrei, unter Placebo nur 27,7 %.

Längere Halbwertszeit erhöht das Risiko bei G6PD-Defizit

In der GATHER-Studie wurden in einem Kollektiv von 251 Patienten unter ähnlichen Bedingungen Tafenoquin und Primaquin direkt gegenübergestellt.3 Dr. Alejandro Llanos-Cuentas von der Universidad Peruana Cayetano Heredia in Lima und seine Kollegen zeigten, dass beide Wirkstoffe hämatologisch ähnlich sicher waren: Der Hämoglobinabfall unterschied sich kaum. Die Nicht-Unterlegenheit von Tafenoquin ließ sich über die kombinierte Auswertung von GATHER und DETECTIVE allerdings nicht zeigen: 67 % blieben ohne Rückfall, bei Primaquin waren es 72,8 %. Ob sich Tafenoquin als Ausweichpräparat durchsetzen kann, bleibt abzuwarten, so Prof. White. Die längere Halbwertszeit erhöht das Risiko für Patienten mit möglichem G6PD-Defizit. Zusammen mit den derzeitigen Beschränkungen (Schwangerschaft, Stillzeit, Kinder unter 16 Jahren) limitiere das den Einsatz.

Quellen:
1. White JN. N Engl J Med 2019; 380: 285-286
2. Lacerda MVG et al. A.a.O: 215-228
3. Llanos-Cuentas A et al. A.a.O: 229-241

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Im Leberstadium haben die Malariaparasiten zahlreiche Zellkerne. Entstehen daraus Merozoiten, befallen sie die Erythrozyten. Im Leberstadium haben die Malariaparasiten zahlreiche Zellkerne. Entstehen daraus Merozoiten, befallen sie die Erythrozyten. © wikimedia/Janse~enwiki