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Die Handschrift des Dengue-Virus

Weltweit nehmen Infektionen mit dem Dengue-Virus zu, nicht zuletzt auch wegen der Ausbreitung der Vektoren-Mücken Aedes aegypti und A. albopictus. Bei fiebrigen Reiserückkehrern aus einem Endemiegebiet in Südostasien, Südamerika oder Afrika, dem Westpazifik oder dem Mittelmeerraum sollte deshalb immer auch an das Denguefieber gedacht werden, schreibt Dr. Inge Kroidl, Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU-Klinikum in München.
Der Verdacht steht im Raum, wenn neben Reiseanamnese sowie Fieber über 38,5 °C mindestens zwei weitere der folgenden Kriterien vorliegen:
- Übelkeit/Erbrechen
- feinfleckiges Exanthem
- Myalgien
- Leukopenie
- positiver Tourniquet-Test
Zusätzlich können aber auch eher untypische Symptome, z.B. ophthalmologische Beschwerden oder Enzephalopathien, vorkommen, schreibt die Tropenmedizinerin. Andere, in Lehrbüchern oft als typisch bezeichnete Beschwerden wie das Dengueexanthem sind dagegen bei vielen Patienten kaum sichtbar und kommen auch bei anderen Viruserkrankungen vor.
Die Inkubationszeit bis zum Ausbruch der unspezifischen febrilen Phase beträgt drei bis maximal 14 Tage. Aufgrund dieser relativ kurzen Zeit ist der diagnosesichernde IgM-Antikörpernachweis in der Akutphase nicht immer hilfreich. Besser eignen sich kommerzielle Schnelltests auf das NS1 (Non-structural Protein 1) oder die PCR, so Dr. Kroidl.
Auf nicht-steroidale Antirheumatika verzichten
Nach drei bis sieben Tagen ist die Initialphase selbstlimitierend überstanden. In Deutschland war’s das dann auch für die meisten Patienten. Eine spezifische Therapie gibt es nicht, zur Fieber- und Schmerztherapie steht Paracetamol zur Verfügung. Der Thrombozytenaggregationshemmer ASS, Ibuprofen und andere nicht-steroidale Antiphlogistika sollten wegen möglicher thombozytärer Komplikationen bei Denguefieber nicht zum Einsatz kommen.
Impfstoffe gegen alle vier Serotypen vorhanden
Der Übergang in die kritische zweite Phase tritt hierzulande selten auf. Wachsam sollte man aber vor allem bei Kindern sowie bei Zweitinfektionen mit einem anderen Dengue-Virus-Serotyp sein. Potenziell entwickeln sich Organvergrößerungen und Kapillarlecksyndrome. Der Patient klagt über abdominellen Schmerz und Erbrechen, es bestehen Abwehrspannung, Hepatomegalie, Aszites, Pleuraergüsse und gastrointestinale oder vaginale Schleimhautblutungen. Thrombozyten fallen auf Werte von teilweise unter 20 000/µl.
Eine spezifische antivirale Therapie in der kritischen Phase gibt es nicht, die Behandlung erfolgt supportiv. Wichtig ist, die verlorene Flüssigkeit zu substituieren. Für Patienten, die trinken können und keine Warnzeichen oder andere Komplikationen aufweisen, reicht eine ambulante Betreuung – regelmäßige Blutbildkontrollen vorausgesetzt. Nur so lassen sich Veränderungen des Hämatokrits und der Thrombozytenzahl frühzeitig bemerken. Im Falle von Warnzeichen wie Pleuraerguss oder Aszites ist eine stationäre Aufnahme indiziert. Bei adäquater Therapie durch Stabilisierung des Flüssigkeitshaushalts und ggf. Bluttransfusionen lässt sich die Mortalität des schweren Denguefiebers von 20 auf 1 % senken, erklärt Dr. Kroidl.
Überstehen Betroffene die kritische Phase ohne Komplikationen, ist nach 48 bis 72 Stunden das Schlimmste vorüber. Die erhöhte vaskuläre Permeabilität geht selbstlimitierend zurück und die Beschwerden bessern sich zügig. Viele Rekonvaleszente klagen allerdings noch Wochen nach der Akutinfektion über anhaltende Müdigkeit und Lethargie. Sie sind nun immun gegen den auslösenden Dengue-Virus-Serotyp, Zweitinfektionen mit einem anderen Serotyp sind aber immer noch möglich. Eine Impfung gegen alle vier Dengue-Virus-Serotypen ist seit rund zwei Jahren in einigen Endemieländern zugelassen.
Quelle Text: Kroidl I. „Reiserückkehrer mit Denguefieber: Diagnostik und Therapieoptionen“ Flug u Reisemed 2017; 24: 279-283, © Georg Thieme Verlag, Stuttgart, © Tropeninstitut der Universität München
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