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Viele Diäten sind trendy – aber nicht nachhaltig
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Die Kombination von Bewegungs- und Ernährungstherapie ist nicht zwingend effektiver als die beiden Einzelkomponenten, sagte Dr. Stefan Kabisch, Charité – Universitätsmedizin Berlin, und fegte damit einen Mythos vom Tisch, bevor er über trendige und weniger attraktive Ernährungskonzepte referierte: „Zu den meisten dieser Konzepte gibt es vorwiegend epidemiologische Forschungsdaten, aus denen sich keine klare Aussagekraft zu deren kardiometabolischer Wirkung und Akzeptanz ableiten lässt.“ Nach seinen Worten benötigen Diäten mit hoher (kurzfristiger) Wirkung wie Low-Carb- oder Formula-Diäten eine engmaschige Parallel- und Anschlussbetreuung sowie stabile sozioökonomische Verhältnisse zur Erzielung langfristiger Erfolge.
Metabolische Effekte von Diäten oft nicht belegt
Dasselbe treffe auf Diäten mit einer deutlichen Veränderung der Zusammensetzung wie einer Erhöhung des Ballaststoffanteils oder der Fettqualität zu. Diäten, die auf einen niedrigen glykämischen Index (GI) abzielen, seien ebenso wie Intervallfasten zwar „trendy“, ihre metabolischen Effekte jedoch langfristig nicht belegt bzw. „kaum nützlich“. Das Intervallfasten habe epidemiologisch in Ramadan-Studien einen schwachen Kurzzeitnutzen gezeigt. In mehr als 100 sehr heterogenen klinischen Studien sei jedoch kein relevanter metabolischer Zusatznutzen erkennbar gewesen.
Die Gewichtsreduktion bewege sich in ähnlichen Größen wie bei anderen Diäten. „Es gibt aber insbesondere den Hinweis auf ein höheres Sarkopenie-Risiko“, warnte Dr. Kabisch. Süßstoffe seien zwar akzeptiert, lösten das „Zuckerproblem“ jedoch nur teilweise und beeinflussten das Mikrobiom negativ. Metabolisch gesehen optimal und evident belegt sei eine traditionell-mediterrane Ernährung. Aber in Studien, die außerhalb des Mittelmeerraums durchgeführt worden waren, habe sich gezeigt, dass die mediterrane Ernährung vor allem regional begrenzt akzeptiert werde. Zur nordischen „Nordic Diet“ gebe es noch keine Langzeitdaten.
Außerdem dürfe man den ökonomischen Aspekt bei diesen Kostformen nicht unterschätzen. „Kohlenhydratreiche Kalorienbomben“ sind deutlich günstiger zu kaufen. Low-Fat- als auch Low-Carb-Konzepte hätten Vor- und Nachteile. „Low Carb ist zudem die teuerste Ernährung, die wir uns vorstellen können, weil sie sehr fleischbetont ist“, meinte der Ernährungsmediziner. Zudem sei sie ökologisch sowie tierethisch problematisch und nicht zukunftsfähig.
Ein „gesundes Verhalten“ zu generieren, erfordere neben Ernährungskonzepten auch eine Verhältnisprävention. Dazu gehört für Dr. Kabisch u. a. die Früherkennung (flächendeckendes Diabetes-Screening) sowie die Verbesserung der Einkommensverhältnisse wirtschaftlich schlecht gestellter Bevölkerungsgruppen.
Diabetes Kongress 2024
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