Vielversprechende Ergebnisse aus Phase-III-Studie

Gregor Hess

„Alle drei Tirzepatid-Dosen zeigten im Vergleich zu Placebo eine substanzielle, klinisch bedeutsame und anhaltende Reduktion des Körpergewichts.“ „Alle drei Tirzepatid-Dosen zeigten im Vergleich zu Placebo eine substanzielle, klinisch bedeutsame und anhaltende Reduktion des Körpergewichts.“ © American Diabetes Association

Tirzepatid hat sich in einer Phase-III-Studie als sehr wirksames Medikament gegen Adipositas bewiesen. Auf der Jahrestagung der American Diabetes Association wurden die Ergebnisse vorgestellt und gleichzeitig im NEJM publiziert.

Tirzepatid ist ein dualer GIP/GLP-1-Rezeptoragonist, der von der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA bereits als Antidiabetikum zugelasse wurde und kürzlich auch vom zuständigen EMA-Ausschuss grünes Licht für die Zulassung in Europa zur Behandlung des Typ-2-Diabetes bekommen hat. Auf der diesjährigen 82. Tagung der ADA in New Orleans wurden nun Ergebnisse aus der randomisierten Phase-III-Studie SURMOUNT-I vorgestellt, die zeigen, dass Tirzepatid auch eine vielversprechende Zukunft als Medikament zur Adipositas-Behanhdlung haben könnte. Parallel wurden die Daten auch im New England Journal of Medicine publiziert.

Signifikante Gewichtsreduktion unter allen Tirzepatid-Dosen 

An der Studie nahmen 2.539 Proband*innen aus den USA, Argentinien, Brasilien, China, Indien, Japan, Mexiko, Russland und Taiwan teil, die adipös (94,5 % aller Teilnehmer*innen) oder übergewichtig waren sowie mindestens eine adipositasbedingte Erkrankungen aufwiesen – jedoch keinen manifesten Typ-2-Diabetes. Das mittlere Alter der Teilnehmenden betrug 45 Jahre, 67,5 % waren weiblich. Zu Studienbeginn betrug das Gewicht der Teilnehmer*innen im Mittel 104,8 kg und der mittlere BMI-Wert lag bei 38,0.

Die primären Endpunkte waren die prozentuale Veränderung des Körpergewichts gegenüber dem Ausgangswert sowie eine Gewichtsreduktion von mindestens 5 % innerhalb von 72 Wochen. Alle Proband*innen führten Lebensstilmaßnahmen durch wie kalorienreduzierte Ernährung und gesteigerte körperliche Aktivität. Nach Zufallszuteilung erhielten sie eine Behandlung mit 5 mg, 10 mg oder 15 mg Tirzepatid (einmal wöchentliche subkutane Injektion) oder mit Placebo.

Die Ergebnisse von SURMOUNT-I im Detail

  • Nach dem Beobachtungszeitraum von 72 Wochen betrug die mittlere Gewichtsreduktion in den Tirzepatid-Dosierungsgruppen 15 % (5 mg), 19,5 % (10 mg) bzw. 20,9 % (15 mg). Unter Placebo wurde eine Abnahme um 3,1 % verzeichnet, der Unterschied  erwies sich somit als signifikant (p < 0,001).
  • Der Anteil der Patient*innen, die mit Tirzepatid eine Reduktion um 5 % oder mehr ihres Körpergewichts erreichten, belief sich auf 85 % (5 mg), 89 % (10 mg) bzw. 91 % (15 mg). Auch hier waren die Unterschiede der drei Tirzepatid-Gruppen verglichen mit der Placebo-Gruppe (35 % der Teilnehmer*innen) signifikant.
  • Eine Reduktion ihres Körpergewichts um 20 % oder mehr erreichten mit Tirzepatid 50 % (10 mg) und 57 % (15 mg) der Patient*innen, unter Placebo nur 3 %. Wieder erwiesen sich die Unterschiede zwischen Tirzepatid und Placebo als signifikant.
  • Um mindestens 25 % verringerte sich das Körpergewicht in den drei Dosisgruppen bei 15 %, 32 % bzw. 36 % der mit dem GIP/GLP-1-Rezeptoragonisten behandelten Patient*innen.
  • Auch Parameter wie Hüftumfang, Blutdruck, Nüchtern-Insulinspiegel und Plasmalipide zeigten sich im Zuge der Gewichtsabnahme zum Teil deutlich verbessert. So konnten bei 95,3 % der Proband*innen, bei denen zu Beginn ein Prädiabetes diagnostiziert worden war (40,6 % aller Teilnehmer*innen), wieder normoglykämische Werte erreicht werden (Placebo: 62 %).

Dr. Sriram Machineni (University of North Carolina) stellte in der Session das Verträglichkeits- und Sicherheitsprofil von Tirzepatid vor, das „dem anderer injizierbarer inkretinbasierter Therapien entsprach. Vorübergehende, meist leichte bis mittelschwere gast-rointestinale Ereignisse waren die am häufigsten gemeldeten unerwünschten Ereignisse, die hauptsächlich während der Dosis-Eskalationsphase auftraten.” 

Es gab vier Fälle von Pankreatitis, die sich gleichmäßig auf die Behandlungsgruppen verteilten. „Cholezystitis wurde in den Tirzepatid-Gruppen häufiger berichtet als in der Placebo-Gruppe, was mit früheren Berichten über injizierbare Inkretin-Wirkstoffe in Adipositas-Studien übereinstimmt”, fügte Dr. Machineni hinzu.

1. Jastreboff AM et al. Obesity. N Engl J Med. 2022. doi: 10.1056/NEJMoa2206038

 „Alle drei Tirzepatid-Dosen zeigten im Vergleich zu Placebo eine substanzielle, klinisch bedeutsame und anhaltende Reduktion des Körpergewichts“, berichtete Dr. med. Ania M. Jastreboff von der Yale School of Medicine und Erstautorin der Studie (siehe Kasten oben). Sie sprach bei der Präsentation sogar von einer „neuen Ära für die Behandlung der Adipositas“.

Kongressbericht: 82nd Scientific Sessions of the American Diabetes Association (ADA)

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„Alle drei Tirzepatid-Dosen zeigten im Vergleich zu Placebo eine substanzielle, klinisch bedeutsame und anhaltende Reduktion des Körpergewichts.“ „Alle drei Tirzepatid-Dosen zeigten im Vergleich zu Placebo eine substanzielle, klinisch bedeutsame und anhaltende Reduktion des Körpergewichts.“ © American Diabetes Association