Vitamin D als Infektionsprophylaxe überzeugt nicht jeden

Ulrike Viegener

Metaanalyse zieht positives Fazit, doch Experten stellen Nutzen von Vitamin D infrage. Metaanalyse zieht positives Fazit, doch Experten stellen Nutzen von Vitamin D infrage. © fotolia/bit24

Vor allem Menschen mit initial niedrigem Vitamin-D-Spiegel profitieren von einer Supplementation, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Doch das absolute Risiko für Atemwegsinfektionen ging lediglich um 2 % zurück.

Epidemiologische Studien legen einen Zusammenhang zwischen der Anfälligkeit gegenüber Atemwegsinfekten und niedrigen Serumkonzentrationen von 25-Hydroxy-Vitamin D nahe. Laut In-vitro-Studien induziert dieser Hauptmetabolit die Produktion antiviraler und antibakteriell wirksamer Peptide und ist u.a. in der Lage, die Autophagie pathogener Keime auszulösen, erklären Dr. Adrian R Martineau, Queen Mary University of London, und Kollegen.

Für ihren systematischen Review bzw. ihre Metaanalyse wählten sie insgesamt 25 randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien aus. In den Arbeiten wurde eine Supplementierung mit Vitamin D3 oder Vitamin D2 durchgeführt, wobei bezüglich der Dauer keine Auflagen bestanden. Die Inzidenz akuter Atemwegsinfekte musste prospektiv erfasst worden sein.

Tägliche oder wöchentliche Einnahme von Vorteil

Bei 96,6 % der insgesamt 10 933 Studienteilnehmer war ein Zugriff auf die individuellen Daten für eine Metaanalyse möglich. Unterm Strich reduzierte die Supplementierung von Vitamin D das Risiko akuter Atemwegsinfekte signifikant, die Odds Ratio betrug 0,88. Wie die Subgruppenanalyse zeigte, profitierten von der regelmäßigen, d.h. täglichen oder wöchentlichen, Vitamin-D-Gabe vor allem Probanden mit niedrigen Ausgangswerten von 25-Hydroxy-Vitamin D (< 25 nmol/l), aber auch bei höheren Ausgangswerten war ein Benefit noch nachweisbar.

Ein- oder mehrmalige (zusätzliche) Bolusgaben von Vit­amin D erwiesen sich hingegen im Hinblick auf den Infektionsschutz als nutzlos und schienen sogar den Vorteil der täglichen bzw. wöchentlichen Gabe zunichte zu machen.

Die Schlussfolgerung der Autoren, eine Supplementation schütze vor akuten Infektionen der Atemwege, halten Professor Mark Bolland von der University of Auckland und Professor Alison Avenell, University of Aberdeen, jedoch für nicht gerechtfertigt. Die Wahrscheinlichkeit eines Infekts, worunter in der Metaanalyse von Erkältung über Otitis media bis Pneumonie vieles subsummiert wurde, konnte nur um 12 % reduziert werden. Das absolute Risko ging lediglich von 42 % auf 40 % zurück. Kein überzeugendes Argument, um eine bevölkerungsweite Supplementierung von Vit­amin D zu rechtfertigen, meinen die Kommentatoren.

Quelle:
1. Martineau AR et al. BMJ 2017; online first
2. Bolland MJ, Avenell A. A.a.O.

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