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Autoimmunkranke sollten reichlich ungesättigte Fettsäuren und Vitamin D zu sich nehmen

Morbus Crohn, rheumatoide Arthritis und Psoriasis vulgaris gehören zu den häufigsten systemischen Autoimmunerkrankungen. Eine krankheitsspezifische Ernährung gibt es nicht, an erster Stelle steht ein ausgewogener und abwechslungsreicher Speiseplan nach den Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, schreiben die Ökotrophologin Dr. Daniela Fangmann und Kollegen vom Universitätsklinikum Kiel.
Zusätzlich lohnt der Blick auf die Waage: Patienten mit Psoriasis sind häufig übergewichtig und sollten abspecken, Patienten mit Morbus Crohn haben dagegen eher zu wenig auf den Rippen und sind möglicherweise mangelernährt. In Studien verbesserten sich bei Menschen mit Psoriasis Krankheitsschwere und Lebensqualität durch Gewichtsreduktion, die Rate von schweren kardiovaskulären Ereignissen geht ebenfalls zurück. Abnehmen eignet sich auch für Adipöse mit rheumatoider Arthritis. Ihre Gelenke werden geschont und die bereits durch die Grunderkrankung allgemein erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiken reduziert.
Umgekehrt beim Morbus Crohn: Hier verschlechtern Unter- und Mangelernährung die Lebensqualität und lassen die Mortalitätsrate ansteigen. Ein Screening zu Beginn und dann alle sechs Monate z.B. mithilfe des Nutritional Risk Scores hilft, einer Mangelernährung rechtzeitig durch eine optimierte Ernährung und ggf. hochkalorische Trinknahrung gegenzusteuern. Zusätzliche Supplemente gleichen einen Mikronährstoffmangel aus.
Chronische Immunaktivität senkt den Vitamin-D-Spiegel
Insbesondere auf den Vitamin-D-Status sollte man achten – nicht nur bei Morbus Crohn, sondern auch bei rheumatoider Arthritis und Psoriasis, schreiben die Autoren. Die chronische Immunreaktion senkt nämlich langfristig den Vitamin-D-Spiegel, zusätzlich verschärfend wirken sich u.a. Glukokortikoide, Adipositas oder Mangelernährung aus. Potenziell führt dies zu einer schlechteren Krankheitskontrolle und einem Anstieg des ohnehin schon erhöhten Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse oder Diabetes.
Von einer routinemäßigen Verordnung hoch dosierter Supplemente raten Dr. Fangmann und seine Kollegen allerdings ab. Vielmehr sollte der Serum-Vitamin-D-Status überprüft und dann entweder gezielt supplementiert oder z.B. zu regelmäßigem Fischverzehr geraten werden. Vor allem Hering, Lachs und Makrele sind gute Vitamin-D-Lieferanten, daneben Eier und Margarine.
Hering, Lachs und Makrele eignen sich auch aus einem zweiten Grund für Autoimmunpatienten: Sie enthalten reichlich entzündungshemmende n-3-Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA). Bei den pflanzlichen Nahrungsmitteln sind Walnüsse, Raps- und Leinöl aufgrund ihres hohen Gehalts an alpha-Linolensäure eine gute Empfehlung für eine ausreichende n-3-Fettsäure-Versorgung. Gleichzeitig sollten Betroffene den Verzehr der inflammationsfördernden Arachidonsäure, einer überwiegend in tierischen Fetten vorkommenden n-6-Fettsäure, zurückfahren.
Studienbelege für die antientzündliche Wirkung der n-3-Fettsäuren gibt es zuhauf. Bei rheumatoider Arthritis gingen unter hoch dosierter Zufuhr z.B. Schmerzen, Gelenkschwellungen und Morgensteifigkeit zurück, bei Psoriasis vulgaris besserten sich Schuppung sowie Anzahl der befallen Körperstellen. Vermutlich haben die n-3-Fettsäuren auch bei Morbus Crohn positive Effekte, allerdings lässt sich die Remissionsdauer nicht verlängern.
Im Tierversuch lindert Tryptophan Darmentzündung
Noch ungeklärt ist der Stellenwert von Prä- und Probiotika bei chronisch entzündlichen Erkrankungen. Sie modulieren das Darmmikrobiom und die Darmbarriere, hindern dadurch Pathogene am Eindringen in den Systemkreislauf und hemmen das Wachstum von pathogenen Keimen. Klinische Studien zu Wirkungen bei Autoimmunerkrankungen stehen jedoch noch aus.
Eine Empfehlung für die vermehrte Zufuhr von Tryptophan als potenziell immunregulatorisch und entzündungshemmend wirkende Aminosäure lässt sich ebenfalls (noch nicht) aussprechen. Über das Kynureinsystem beeinflusst Tryptophan Immuneffektorzellen wie T-Lymphozyten und dendritische Zellen, die u.a. an den Autoimmunprozessen beteiligt sind. Im Tierversuch sank die Schwere einer gastrointestinalen Entzündung durch eine erhöhte Tryptophan-Zufuhr, detaillierte Studien beim Menschen liegen nicht vor.
Quelle: Fangmann D et al. Ernährungsumschau 2017; 64: M699-M708
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