Impfung reduziert Zoster-Reaktivierung nach autologer Stammzelltransplantation

Josef Gulden

Eine inaktivierte Impfung können auch immunkompromittierte Patienten erhalten. Eine inaktivierte Impfung können auch immunkompromittierte Patienten erhalten. © iStock/Hailshadow

Herpes-zoster-Reaktivierungen sind nach autologer Stammzelltransplantation eine häufige Komplikation. Mit antiviraler Chemotherapie lässt sich diesen Infektionen nicht immer sicher vorbeugen. Da eine Lebendvakzine bei den immunkompromittierten Patienten nicht infrage kommt, wurde nun eine inaktivierte Zosterimpfung geprüft.

Die zelluläre Immunität ist bei Patienten nach autologer Stammzelltransplantation (ASCT) generell eingeschränkt und die Rekonstitution insbesondere der Immunität gegenüber Varizellen kann Monate dauern oder auch erst nach Reaktivierung der latenten Infektion eintreten. Eine Vakzinierung vor und nach der Transplantation könnte diesem Mangel zumindest teilweise abhelfen und dadurch die Zoster-Manifestation wenn nicht verhindern, so doch in ihrem Ausmaß einschränken.

Weil man allerdings bei diesen immunkompromittierten Patienten nicht die bei Gesunden eingesetzte Lebendvakzine benutzen darf, wurde ein durch Gammastrahlung inaktivierter Impfstoff entwickelt, der sich bei immunkompromittierten Personen bereits als sicher und immunogen erwiesen hat. In einer großen Phase-III-Studie wurden deshalb in 135 Zentren in Nord- und Südamerika, Europa und Asien mehr als 1100 Patienten, die sich innerhalb von 60 Tagen einer ASCT unterziehen sollten, randomisiert, entweder die inaktivierte Vakzine (n = 560) oder Placebo (n = 564) zu erhalten. Die Teilnehmer mussten anamnestische oder serologische Anzeichen für eine zurückliegende Varizellen-Infektion aufweisen und erhielten vier Dosen des Impfstoffs oder Placebo – die erste zwischen fünf und 60 Tage vor der Transplantation, die übrigen drei ungefähr 30, 60 und 90 Tage danach. Außerdem bekamen sie bei Bedarf – entsprechend den klinischen Richtlinien an der jeweiligen Institution – eine antivirale Prophylaxe. Sämtliche Behandlungs- und Diagnosemaßnahmen wurden doppelblind durchgeführt.

Impfung senkt Inzidenzrate um knapp zwei Drittel

Ein Herpes zoster, dessen Inzidenz den primären Endpunkt darstellte, wurde von ebenfalls verblindeten Untersuchern klinisch oder per Polymerasekettenreaktion diagnostiziert. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 2,4 Jahren trat ein solches Rezidiv bei 42 von 538 auswertbaren Patienten in der Vakzine-Gruppe (8 %) und bei 113 von 535 Patienten im Placebo-Arm (21 %) auf; das entsprach Inzidenzraten von 32,9 bzw. 91,9 pro tausend Personenjahren. Die daraus abgeleitete geschätzte Wirksamkeit der Vakzine betrug 63,8 % und erfüllte mit einem 95%-Konfidenzintervall von 48,4–74,6 die vorab festgelegten Kriterien für Effektivität. Danach musste die untere Grenze des Konfidenzintervalls oberhalb von 25 % liegen.

Bis zu ein Viertel Zoster-Rezidive nach ASCT

Eine autologe Stammzelltransplantation, wie sie bei vielen vor allem hämatologischen Indikationen regelmäßig angewendet wird, ist mit einem deutlich erhöhten Risiko für Herpes-zoster-Rezidive und den entsprechenden Komplikationen assoziiert, darunter postherpetische Neuralgien, Dissemination der Infektion, bakterielle Superinfektionen und auch Mortalität. In retrospektiv analysierten Serien lag das Risiko für ein Zoster-Rezidiv innerhalb von zwei Jahren nach ASCT bei 16–25 %. Obwohl Leitlinien daher zur Prophylaxe mit Aciclovir oder Valaciclovir bei seropositiven Patienten raten, sind solche Rezidive auch dann nicht auszuschließen – entweder als Durchbruch-Infektion oder aufgrund mangelnder Compliance mit der Prophylaxe bzw. nach deren Ende.

Schwere Nebenwirkungen nicht häufiger als mit Placebo

Die Häufigkeit schwerer Nebenwirkungen war mit 33 % in beiden Armen identisch. Naturgemäß traten durch die Vakzinierung bedingte Nebenwirkungen an der Injektionsstelle im Verum-Arm häufiger auf (29 vs. 7 %; p < 0,0001). Damit wurde nach Aussage der Autoren zum ersten Mal mit hoher Evidenz nachgewiesen, dass sich durch Zugabe einer inaktivierten und gut verträglichen Vakzine, die vor und nach der ASCT zur anti-viralen Chemoprophylaxe gegeben wird, eine opportunistische Infektion wie eine Zoster-Reaktivierung effektiver verhindern lässt als mit alleiniger Chemoprophylaxe. Die Impfung reduzierte auch Spätausbrüche eines Herpes zoster und seiner Komplikationen. Die Autoren sehen ihre Studie zudem als Beginn von Bemühungen zur Entwicklung protektiver Strategien gegen weitere opportunis­tische Infektionen bei Transplantations- und anderen immunkompromittierten Patienten.

Quelle: Winston DJ et al. Lancet 2018; 391: 2116-2127

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Eine inaktivierte Impfung können auch immunkompromittierte Patienten erhalten. Eine inaktivierte Impfung können auch immunkompromittierte Patienten erhalten. © iStock/Hailshadow