Whirlpool, Rohkäse, Höhlen und volle Busse meiden: Das müssen Immunsupprimierte auf Reisen beachten

Maria Weiß

Das erhöhte Infektionsrisiko darf man insbesondere bei fernreisenden Immunsupprimierten nicht vergessen. Das erhöhte Infektionsrisiko darf man insbesondere bei fernreisenden Immunsupprimierten nicht vergessen. © Pixabay, MT

Mittlerweile haben viele Menschen eine mehr oder weniger ausgeprägte Immunsuppression – sei es aufgrund von Erkrankungen oder durch Therapeutika. Das hält sie aber nicht vom Reisen ab. Gute Beratung und Vorbereitung tun daher Not.

Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Tumoren oder HIV-Infektion schwächen das Immunsystem und gehen, genauso wie die Behandlung mit Immunsuppressiva bzw. -modulatoren, mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Das darf man insbesondere bei Fernreisenden nicht vergessen, betonte Dr. Andreas Leischker von der Klinik für Geriatrie der Alexianer­ Krefeld GmbH.

So wird zum Beispiel die Listeriose für Immunsupprimierte leicht zur lebensbedrohlichen Meningoenzephalitis oder Sepsis. Aufpassen sollten die Patienten daher beim Verzehr von Roh- und Weichkäse, Wurstwaren und abgepackten Salaten.

Tierbabys tragen Salmonellen und Cryptosporidien

Von Tieren sollten Immunsupprimierte besser die Finger lassen. Gerade bei den besonders süßen jungen Tieren besteht ein nicht zu unterschätzendes Übertragungsrisiko von Cryptosporidien, Salmonellen und Campylobacter. Auf jeden Fall ist nach jedem Kontakt gründliches Händewaschen angesagt. Von Höhlenbesuchen rät Dr. Leischker aufgrund des erhöhten Histoplasmose-Risikos ab – zumindest sollten die Patienten eine FFP2-Maske tragen.

Auch das Legionellen-Risiko darf man nicht unterschätzen – unter TNF-Blockern ist z.B. die Gefahr einer Legionellen-Pneumonie deutlich erhöht. Infektionsquellen sind unter anderem Whirlpools – aber auch die Wasserleitungen in länger nicht benutzten Hotelzimmern. Um eine TBC-Infektion zu vermeiden, gilt in Endemiegebieten: möglichst kein längerer Aufenthalt in geschlossenen Räumen mit vielen Menschen, wie zum Beispiel in Bussen!

Kommt es zum Reisedurchfall, darf man bei Immunsupprimierten großzügiger mit der Antibiotikaindikation sein. Mittel der Wahl ist derzeit Azithromycin (1x 500 mg über drei Tage), was allerdings off label ist. Keinesfalls sollte eine Prophylaxe oder Therapie mit Probiotika erfolgen, denn Einzelfälle von Pilzseptikämien wurden beschrieben, warnte der Experte. Als A und O der Prophylaxe gilt Händewaschen vor der Mahlzeit, da die Kontamination von Lebensmitteln nicht selten über die eigenen Hände erfolgt.

Mit den Impfungen teils ein bis zwei Jahre warten

Wichtig: Patienten mit geschwächtem Immunsystem sollten nur ausreichend geimpft auf Fernreisen gehen. Unverzichtbar sind nach Aussage des Kollegen neben den Basisimpfungen:

  • tetravalente Influenza-Impfung
  • Hepatitis-B-Impfung
  • sequenzielle Pneumokokken-Impfung (erst Konjugatimpfstoff PCV13, bei hohem Risiko nach 6-12 Monaten zusätzlich PPSV 23)
  • Impfung gegen Meningokokken B und ACYW

Bei Lebendimpfungen gilt es auf­zupassen, viele sind bei geschwächtem Immunsystem kontraindiziert (darunter orale Polio-, BCG- oder Gelbfieber-Erstimpfung). Nach Absetzen des Immunsuppressivums muss – je nach eingesetztem Medikament – bis zu zwölf Monate gewartet werden, nach Leflunomid-Therapie sogar zwei Jahre. Andersherum sollte man nach einer Lebendimpfung möglichst zwei bis vier Wochen verstreichen lassen, bevor mit einer Biologikatherapie begonnen wird.

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Das erhöhte Infektionsrisiko darf man insbesondere bei fernreisenden Immunsupprimierten nicht vergessen. Das erhöhte Infektionsrisiko darf man insbesondere bei fernreisenden Immunsupprimierten nicht vergessen. © Pixabay, MT