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Reisediarrhö: Wenn der Urlaub nach hinten losgeht

Ungeschlagen auf Platz 1: Mit bis zu 60 % ist die Reisediarrhö mit Abstand die häufigste Erkrankung im und nach dem Tropenurlaub. Weit abgeschlagen auf Platz 2 steht mit ca. 3,6 % Malaria. Zwar kann man sich mit bekannten einfachen Nahrungseinschränkungen schützen (peel it, cook it or leave it), erinnerte Dr. Fritz Holst vom Tropen- und Reisemedizinischen Zentrum in Marburg. Trotz dieser Maßnahmen infizieren sich jedoch viele Urlauber. Patienten mit milder oder moderater Reisediarrhö, die vor Ort keine ärztliche Hilfe benötigen, sollten die Erkrankung nicht mit Antibiotika, sondern mit Rehydrationslösungen und Motilitätshemmern behandeln, betonte der Experte.
Symptome ließen auf sich warten
Gewöhnlich beginnen die Beschwerden am 4.–14. Tag des Urlaubs. Doch es gibt auch Ausnahmen. Dr. Holst veranschaulichte dies anhand der Kasuistik eines 28-jährigen Mannes, der sich nach einem dreiwöchigen Urlaub in Malaysia aufgrund von Durchfall bei ihm vorstellte. Erst kurz vor seinem Rückflug hatte er einen heftigen, wässrigen Stuhlgang bekommen. „Das passt erst einmal nicht zur Reisediarrhö“, bemerkt der Marburger Kollege.
Erregerdiagnostik gefragt?
- Fieber
- blutige Diarrhö
- schweres Krankheitsbild
- Komorbiditäten
- (Verdacht auf) systemische Erkrankung
- Patienten aus Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Seniorenheim)
- ≤ 3 Monate nach Antibiose (auch wenn der Betroffene ansonsten gesund ist)
Alles gegessen, was die Garküche hergab
Nach einer Woche litt der Patient zwar nicht mehr unter Durchfall, jedoch traten nun Kopf-, Knochen- und Muskelschmerzen sowie Fieber auf. Das Labor ergab erhöhte Leberwerte, einen stark erhöhten Kreatinkinase-Spiegel und eine Eosinophilie von 33 %, eine Malaria wurde ausgeschlossen. Auch nach einer Antibiose blieben die Symptome bestehen.Dr. Holst ordnete eine Erregerdiagnostik an – und siehe da, der Patient hatte sich mit Trichinen infiziert. „Weil er einfach alles gegessen hat, auch an Straßenständen“, resümierte der Reisemediziner. Als die im Fleisch enthaltene Larve in den Darm des Patienten gelangte, penetrierte sie diesen und führte dadurch u.a. zum Durchfall.
Noroviren liegen im Trend und machen Kreuzfahrten
Abhängig von den Symptomen lässt sich die Gruppe der potenziellen Erreger meist schon eingrenzen, erklärte der Referent. So geht eine durch ETEC (Enterotoxische E. coli), EAEC (Enteroaggregative E. coli) oder die häufig auf Kreuzfahrtschiffen vorkommenden Noroviren ausgelöste Reisediarrhö typischerweise mit Übelkeit, aber nicht mit Fieber einher. Nach einer Infektion mit Campylobacter oder Shigella treten hingegen Fieber, progrediente Tenesmen und/oder blutiger Stuhl auf – Marker für eine Erregerdiagnostik (s. Kasten).Diese Faktoren erhöhen die Gefahr der Reisediarrhö
- junges Alter der Reisenden (halten sich nicht an die Präventionsmaßnahmen)
- verminderte Magensäure, z.B. durch Protonenpumpen-Inhibitoren
- gestörte Darmmotilität, u.a. bei Diabetes mellitus
- chronische entzündliche Darmerkrankungen
- Immunsuppression
Schwere Malaria auch ohne Fieber möglich
Auch systemische Erkrankungen wie Dengue, Typhus oder virales hämorrhagisches Fieber können zur Diarrhö führen. So berichtete Dr. Holst von einem Mann, der seit zwei Wochen unter Durchfall litt. Erst kürzlich war er in Afrika gewesen und hatte keine Malariaprophylaxe eingenommen. Fieber wies der Patient nicht auf, das Labor zeigte eine 10%ige Parasitämie. „Also denken Sie bei entsprechender Anamnese und Endemiegebiet daran, dass eine schwere Malaria auch ohne Fieber und nur mit Diarrhö einhergehen kann“, bemerkte der Reisemediziner.Quelle: 123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
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