
Von Urlaubsziel bis Dosisanpassung – so beraten Sie richtig

Pro 100.000 Fluggästen kommt es zu etwa einem Todesfall an Bord des Fliegers, in aller Regel infolge einer kardiovaskulären Erkrankung. Damit sind Sterbefälle bei Flugreisen ein eher seltenes Ereignis, machte Dr. Ilse Janicke vom Herzzentrum Duisburg deutlich. Zudem lasse sich das individuelle Risiko durch angemessenes Verhalten stark reduzieren. Mindestens vier, besser noch sechs Wochen vor Reiseantritt sollte ein kardiologischer Check-up mit spezieller reisemedizinischer Beratung erfolgen, lautet der Rat der Kardiologin.
Bei der Wahl des Reiseziels gilt es insbesondere für Herzpatienten, Destinationen in anderen Klimazonen zu meiden. Denn starke Hitze und große Kälte verlangen dem Herzen bekanntlich große Anstrengung ab, führte die Referentin aus. Regionen mit dreckiger Luft und viel Feinstaub treiben die Wahrscheinlichkeit für Klinikaufenthalte und kardiopulmonalen Tod nach oben.
Das bestimmende Kriterium für die Reisefähigkeit ist heutzutage meist die Flug- oder Höhentauglicheit, so Dr. Janicke. Schon gesunden Menschen bereitet eine Flugreise körperlich Probleme, beschrieb sie: Lungen- und Blutdruck steigen, die Diurese nimmt zu.
Personen mit Herzrhythmusstörungen und Menschen mit myokardialer Ischämie, die im Alltag keine nennenswerten Symptome haben, kommen mit der Situation im Flugzeug im Allgemeinen gut klar, sagte Dr. Janicke. Patienten mit Herzinsuffizienz NYHA I oder II tolerieren Flüge von bis zu sieben Stunden recht gut, in fortgeschritteneren Krankheitsstadien wird es allerdings ab einer Stunde in der Luft problematisch. Für Patienten mit hoher Thromboseneigung steigt beim Fliegen das Risiko an.
Belastungsgrenzen für Bergurlauber
Bei Urlaubsorten weit über dem Meeresspiegel sollten sich die Reisenden unbedingt einige Tage akklimatisieren, und auch danach sollten sie sich nicht zu sehr verausgaben. Die Referentin empfiehlt, auf der Grundlage des kardiologischen Check-ups eine Belastungsgrenze zu vereinbaren und den Patienten nahezulegen, 80 % ihrer maximalen Herzfrequenz auf Meereshöhe nicht zu überschreiten. Bei Herzinsuffizienz ist unbedingt Euvolämie anzustreben, betonte die Kollegin, in diesem Punkt müssen die Patienten besonders sensibilisiert werden.
Schrittmacherpatienten sollten EKG-Kopie mitnehmen
Essenziell für alle Herz-Kreislauf-Kranken ist die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente, auch bei Zeitverschiebung. Dr. Janicke empfahl, bei längeren Flugstrecken gegebenenfalls einen Medikamentenplan mit den korrigierten Einnahmezeitpunkten mitzugeben (s. Kasten).
Medikamenteneinnahme mit Jetlag
Beträgt die Zeitverschiebung zwischen Heimatort und Reiseziel mehr als zwei Stunden, muss bei bestimmten Medikamenten die Einnahme angepasst werden. Dabei gilt es, Einnahmeintervall und Einzeldosis zu berücksichtigen. Dr. Janicke stellte eine einfache Formel vor, mit der sich Dosiserhöhungen und -reduktionen abhängig vom Einnahmerhythmus errechnen lassen.
Bei Flügen Richtung Westen (d.h. bei einer Tagesverlängerung) nimmt der Patient einmalig eine höhere Dosis des Medikaments ein:
Einnahme einmal täglich: (Zeitverschiebung in h/24) x normale Tagesdosis = zusätzlich benötigte Dosis
Einnahme zweimal täglich: (Zeitverschiebung in h/12) x normale Einzeldosis = zusätzlich benötigte Dosis
Bei Flügen Richtung Osten (Tagesverkürzung) nimmt der Patient einmalig eine verringerte Dosis ein:
Einnahme einmal täglich: (24/24 – Zeitverschiebung in h/24) x normale Tagesdosis = verringerte Tagesdosis
Einnahme zweimal täglich: (12/12 – Zeitverschiebung in h/24) x normale Einzeldosis = einmalig verringerte Dosis
Träger von Herzschrittmachern lassen die Geräte am besten vor Reiseantritt auslesen und führen eine EKG-Kopie mit. Am Flughafen sollten sie sich wegen der elektromagnetischen Interferenz von den Metalldetektoren fernhalten. Die Terahertzwellen modernerer Scanner stellen allerdings keine Gefahr für Schrittmacher oder Defibrillatoren dar, so Dr. Janicke. In jedem Fall sollte der Patient ausreichend Zeit für die Sicherheitskontrollen einplanen.
Quelle: 23. Forum Reisen und Gesundheit
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).