Vor allem polatuzumabhaltige Salvage-Behandlungen sind einer Chemotherapie überlegen 

ASH 2022 Josef Gulden

Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass neue zielgerichtete Behandlungen beim LBCL wirksamer sind als eine Chemotherapie.
Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass neue zielgerichtete Behandlungen beim LBCL wirksamer sind als eine Chemotherapie. © Photographee.eu – stock.adobe.com

Versagt eine CAR-T-Zell-Therapie beim aggressiven großzelligen B-Zell-Lymphom, gibt es bisher keine Standard-Salvageoption. Retrospektive Daten sprechen dafür, dass neue zielgerichtete Behandlungen hier wirksamer sind als eine Chemotherapie.

Die Raten an dauerhaften Remissionen mit CAR-T-Zellen betragen beim rezidivierten oder refraktären großzelligen B-Zell-Lymphom (LBCL) 40-50 %. Erleiden die Patient:innen einen Progress, gibt es bisher keinen Standard. Meist wird der Einschluss in klinische Studien empfohlen, was aber nicht immer möglich ist. Mit welchen Folgetherapien man hier die besten Aussichten hat, wollten spanische Hämtolog:innen wissen. Sie analyiserten dazu retrospektiv Daten von insgesamt 217 LBCL-Erkrankten, die CAR-T-Zellen erhalten hatten und danach progredient geworden waren, wie Dr. Gloria Iacoboni, Vall d’Hebron University Hospital, Barcelona, berichtete.

Von sämtlichen Teilnehmenden wurden 79 (36 %) nicht mehr aktiv behandelt. Für die übrigen fanden die Forschenden vier Haupttherapiegruppen:

  • Rituximab-Polatuzumab-Bendamustin (23 %), 
  • bispezifische Antikörper (20 %), 
  • eine Chemotherapie (20 %) und
  • Checkpoint-Inhibitoren (17 %)

Seltener erhielten die Betroffenen eine Radiatio (12 %) oder lenalidomidbasierte (3 %) und andere Protokolle (5 %). Alter und vorangegangene Anzahl an Behandlungen erwiesen sich in der Multivarianz­analyse als signifikant mit der Wahrscheinlichkeit assoziiert, danach noch eine aktive Therapie mit kurativer Intention zu erhalten. 

Bestes Ansprechen unter Polatuzumab 

Die Chance für eine Remission korrelierte mit der Art der Behandlung: Unter Polatuzumab wurde sie von 62 % der Patient:innen erreicht (davon 38 % Komplettremissionen [CR]), unter bispezifischen Antikörpern von 48 % (33 % CR), unter Checkpoint-Inhibitoren von 32 % (23 % CR) und unter Chemotherapien von 22 % (13 % CR). 

bispezifische Antikörper wirksamer als klassische Chemotherapie

Das mediane progressionsfreie Überleben hing von der Art der Salvagestrategie ab: Es betrug mit Polatuzumab 6,1 Monate, mit bispezifischen Antikörpern 4,7 Monate, mit Checkpoint-Inhibitoren 2,7 Monate und mit Chemotherapie 1,9 Monate. Gegenüber Letzterer ergab sich nur mit Polatuzumab eine signifikante Verbesserung (p = 0,011). Die Substanz konnte auch im Hinblick auf das mediane OS punkten: Es betrug 10,22 Monate vs. 5,68 Monate unter Chemotherapie (0,046). Das mediane OS mit Checkpoint-Inhibitoren erreichte 5,19 Monate und mit bispezifischen Antikörpern 6,41 Monate, ohne signifikanten Unterschiede im Vergleich zu einer Chemotherapie. In einer Multivarianzanalyse waren Alter und Zeit der CAR-T-Zell-Infusion bis zum Krankheitsprogress signifikant mit dem OS assoziiert. 

15 Personen hatten nach einem Ansprechen eine allogene Stammzelltransplantation erhalten; von ihnen waren nach median elf Monaten vier gestorben.

Werden LBCL-Erkrankte nach einer CAR-T-Zell-Therapie progredient, scheinen Polatuzumab und teilweise auch bispezifische Antikörper wirksamer zu sein als eine klassische Chemotherapie. Eine Konsolidierung mit einer allogenen Stammzelltransplantation nach dem Erreichen eines Ansprechens sollte mit allen dafür geeigneten Patient:innen diskutiert werden, schloss die Referentin.

Quellen:
Iacoboni G et al. 64th ASH Annual Meeting; Abstract 155

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Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass neue zielgerichtete Behandlungen beim LBCL wirksamer sind als eine Chemotherapie.
Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass neue zielgerichtete Behandlungen beim LBCL wirksamer sind als eine Chemotherapie. © Photographee.eu – stock.adobe.com