Vor- und Nachteile nicht-operativer Verfahren

Dr. Vera Seifert

Schätzungen zufolge lassen sich je nach Alter bei jeder zweiten bis fünften Frau Myome finden. Schätzungen zufolge lassen sich je nach Alter bei jeder zweiten bis fünften Frau Myome finden. © Science Photo Library/CNRI

Bei symptomatischen Myomen war früher eine Hysterektomie die gängigste Behandlungsmethode. Weil die wenigsten Frauen sich mit diesem Eingriff anfreunden können und er nicht ohne Risiko ist, stehen heute nicht-operative Optionen im Vordergrund. Dazu zählen medikamentöse und interventionelle Therapien.

Die Wahrscheinlichkeit, dass nach einer Gebärmutterentfernung Komplikationen auftreten, ist zwar gering. Schlimmstenfalls kann es aber zu irreversiblen gravierenden Folgen kommen, schreibt Dr. Bernd Morgenstern, Gynäkologe am Universitätsklinikum Köln. Zu den möglichen Alternativen zählen Medikamente, die den Zyklus beeinflussen, die Blutgerinnung modifizieren oder die ovarielle Funktion unterdrücken. Darüber hinaus stehen ablative und embolisierende Verfahren zur Verfügung, die die Myome schrumpfen lassen.

Östrogene und Gestagene

Eine Hormontherapie mit Östrogenen oder Gestagenen soll Frauen mit Myomen helfen, die unter Menstruationsstörungen leiden. Die zyklische Einnahme oraler Kontrazeptiva kann diese Beschwerden lindern. Bleibt der Effekt aus, besteht die nächste Stufe in der Gabe geeigneter Medikamente ohne Pause – hierbei handelt es sich jedoch oft um einen Off-Label-Einsatz. Ist eine östrogenfreie Behandlung angezeigt, wie bei bei Patientinnen mit hohem Thromboserisiko, kommen Gestagene infrage. Die Einnahme von Hormonen dient allerdings nicht der kausalen Behandlung von Myomen. Die Tumoren verkleinern sich dadurch nicht, sondern können im Gegenteil sogar wachsen.

Ovarielle Suppression

Durch die ovarielle Suppression mit einem Analogon des Gonadotropin-Releasing-Hormons (GnRH) entsteht ein Hormonmangel. Dieser bewirkt eine Amenorrhö und lässt die Myome schrumpfen, verursacht aber auch Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und psychische Veränderungen. Langfristig kann es zum Abbau von Knochenmasse kommen. Deshalb sollte man GnRH-Analoga nur für drei bis vier Monate verordnen. In erster Linie eignet sich diese zeitlich befristete Option für eine präoperative Behandlung oder für Frauen kurz vor der Menopause. Um die Nebenwirkungen im Zaum zu halten, kommt auch die Gabe einer Fixkombination eines GnRH-Rezeptorantagonisten mit Estradiol und Norethisteronacetat infrage. Das Präparat ist seit 2021 auf dem Markt. Gemäß der Zulassungsstudien vermindert es den menstruellen Blutverlust um mehr als 50 % bei deutlich weniger Nebenwirkungen. Der Nachteil: Die Myome verkleinern sich nicht. Dementsprechend eignet sich diese Option vor allem für Patientinnen mit Menstruationsbeschwerden.

Verstärkung der Blutgerinnung

Als hormonfreie medikamentöse Therapieoption kommt die Einnahme des Antifibrinolytikums Tranexamsäure infrage. Es hemmt die Plasminaktivität, sodass sich die menstruationsbedingte Blutungsmenge reduziert. Eingenommen wird das Präparat nur während der Menstruation und eignet sich für Frauen, bei denen die Hypermenorrhö im Vordergrund steht. Die Größe der Myome beeinflusst es nicht.

Radiofrequenzablation

Mit einem Radiofrequenzapplikator, der entweder laparoskopisch, perkutan oder transvaginal in das Myom eingebracht wird, gelangt elektrische Energie ins Gewebe. Durch die Erwärmung entstehen nekrotische und schließlich narbige Veränderungen, wodurch die Tumoren schrumpfen. 

Der Eingriff erfordert in der Regel eine Allgemein- oder Lokalanästhesie. Die Ergebnisse ähneln denen nach operativer Myomentfernung. Die meisten Patientinnen haben nach dem Eingriff weniger wucherungsbedingte Beschwerden. Allerdings eignet sich die Intervention nicht für jedes Gebärmuttermyom.

Uterusarterienembolisation

Mittels eines Mikrokatheters wird bei diesem Verfahren eine Suspension mit Kunststoffpartikeln in die uterine Strombahn appliziert. Infolgedessen kommt es zu einer Hypoxie im Myomgewebe. Der Schrumpfungsprozess, durch den auch die Beschwerden abnehmen, dauert etwa sechs Monate. Der Eingriff kann in Lokalanästhesie stattfinden. Wegen des Ischämieschmerzes empfiehlt sich aber eine Analgesie, erläutert Dr. Morgenstern. Im Gegensatz zur Radiofrequenzablation ist die Myomembolisation nicht für Frauen mit Kinderwunsch geeignet, weil danach mit einer Zunahme bei den Schwangerschaftskomplikationen wie frühen Fehlgeburten zu rechnen ist.

Hochenergetischer fokussierter Ultraschall

Seit knapp 20 Jahren wird bei Uterusmyomen der MR-HIFU* oder MRgFUS** eingesetzt. Das Myomgewebe wird über die intakte Bauchdecke mittels Ultraschallenergie erhitzt. Ob das Myom dafür geeignet ist, muss mit einer vorausgehenden MRT abgeklärt werden. Die Ergebnisse in puncto Gewebeschrumpfung und Beschwerdebesserung entsprechen in etwa denen der Radiofrequenzablation und der Embolisation. Ob künftige Schwangerschaften durch eine HIFU gefährdet sind, ist bislang unklar. Zu rechnen ist aber eigentlich nicht damit, meint Dr. Morgenstern. Derzeit werden die Kosten häufig nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Für alle genannten medikamentösen und interventionellen Verfahren gilt, dass ihre Wirksamkeit leicht unter der einer Operation liegt, so das Fazit des Gynäkologen. Dafür ist die Belastung der Patientinnen aber häufig geringer.

* magnetic resonance high-intensity focused ultrasound
** MRT-gesteuerter fokussierter Ultraschall

Quelle: Morgenstern B. gynäkologie + geburtshilfe 2024; 29: 40-45

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Schätzungen zufolge lassen sich je nach Alter bei jeder zweiten bis fünften Frau Myome finden. Schätzungen zufolge lassen sich je nach Alter bei jeder zweiten bis fünften Frau Myome finden. © Science Photo Library/CNRI