Das Fehlbildungsrisiko mancher Antipsychotika muss weiter untersucht werden

Sabine Mattes

Schwangere mit psychotischen Erkrankungen fürchten oft, die Einnahme von Neuroleptika schade dem Kind – wahrscheinlich zu Unrecht. Schwangere mit psychotischen Erkrankungen fürchten oft, die Einnahme von Neuroleptika schade dem Kind – wahrscheinlich zu Unrecht. © Andrey Popov – stock.adobe.com

Viele Patientinnen mit psychotischen Störungen können auch während einer Schwangerschaft ihre Therapie nicht unterbrechen. Neuroleptika passieren jedoch die Plazentaschranke und haben deswegen eine potenziell teratogene Wirkung.

In einer Studie untersuchten Prof. Dr. Krista Huybechts von der Harvard Medical School in Boston und Kollegen den Zusammenhang zwischen einer Antipsychotika-Exposition im ersten Trimester und verschiedenen kongenitalen Malformationen.

Die Forscher verwendeten Daten aus den fünf Ländern der Nordic-Kohorte (Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark und Island) und den USA. Eingeschlossen wurden rund 6,5 Mio. Lebend-Einzelgeburten aus den Jahren 1996 bis 2018. Etwa 21.800 Mütter nahmen im ersten Trimenon atypische Neuroleptika wie Quetiapin oder Olanzapin. Knapp 6.400 erhielten klassische (typische) Neuroleptika, z. B. Chlorpromazin.

Warnsignale basieren auf sehr geringen Fallzahlen

Von den nicht exponierten Babys, deren Mütter an einer psychischen Erkrankung litten, kamen 3,7 % mit schweren Fehlbildungen zur Welt. Nach Atypika-Exposition in utero lag der Anteil bei 4,3 %, bei klassischen Antipsychotika waren es 3,1 %. Interessanter waren für die Wissenschaftler jedoch die einzelnen Kombinationen zwischen Substanz und Outcome. Für den Großteil der rund 200 Paarungen ergab sich kein relevantes Risiko. Ausnahmen bildeten allerdings die Kombinationen Olanzapin mit orofazialer Spalte, Atypika (allgemein) mit Gastroschisis bzw. bestimmten Gehirnanomalien und Chlorprothixen mit Herzfehlbildungen. Diese Zusammenhänge beruhten jedoch auf sehr kleinen Fallzahlen und zeigten eine große Variabilität. Daher lasse sich in dieser Auswertung kein Zusammenhang belegen, schreiben die Autoren. Die beobachteten Signale sollten jedoch näher untersucht werden.

Quelle: Huybrechts KF et al. JAMA Psychiatry 2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.4109

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