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Wann hinter abdominellen Schmerzen etwas Ernstes steckt

Ein 82-Jähriger mit bekannter koronarer Herzkrankheit kam mit neu aufgetretenen akuten mittelstarken Schmerzen im rechten Mittelbauch in die Notaufnahme der SLK Kliniken Heilbronn. Der Patient musste weder erbrechen noch hatte er Durchfall oder Anzeichen eines Peritonismus. Im Labor zeigten sich ein geringfügig erhöhtes CRP und eine mikrozytäre Anämie. Der Radiologe diagnostizierte aufgrund der im CT sichtbaren Wandverdickung des Colon ascendens eine Appendicitis epiploica. Der Mann bekam zwar daraufhin eine Antibiose, aber so ganz passten Befund und Verdachtsdiagnose nicht zusammen. Erst die Endoskopie erbrachte die endgültige Diagnose eines Kolonkarzinoms.
Hinter den meisten Bauchschmerzen im Praxisalltag steckt zwar kein Tumor – doch umso wichtiger ist es, dass Sie auf Fallstricke achten und erkennen, wenn statt einer Schwalbe doch einmal ein Papagei vorbeifliegt, sagte Professor Dr. Uwe Weickert von den SLK Kliniken Heilbronn, Medizinische Klinik II. Eine zielgerichtete Anamnese sollte deshalb folgende Punkte beinhalten:
- akut oder chronisch
- Symptomwandel
- Schweregradeinschätzung 1–10 durch den Patienten
- ohne/mit Erbrechen
- ohne/mit Durchfall
- Vorerkrankungen
- Medikamente
Zudem sollten Sie sich immer vorhandene Vorbefunde ansehen. Insbesondere bei einer dicken Krankenakte lässt sich so ein besserer Überblick verschaffen. Oftmals reichen für die körperliche Untersuchung bereits Inspektion und Palpation des komplett entkleideten Patienten – einschließlich digital-rektal, bei Männern zzgl. der Geschlechtsorgane – aus. Sie sollten nun auch Dermatome im Hinterkopf haben, denn die Schmerzsymptomatik z.B. bei einer Gallenkolik muss nicht unbedingt im rechten Oberbauch lokalisiert sein, sondern kann durchaus auch zwischen den Schulterblättern auftreten. Nur sehr Kranke erfordern meist eine zusätzliche Auskultation.
Zu den nächsten Schritten gehören Labor (s. Kasten) und Ultraschall des gesamten Abdomens. Die Sono-Sensitivität beträgt unter optimalen Bedingungen etwa 70 % – falls Sie jedoch trotz des Verdachts keinen Gallenstein sehen, sollten Sie zur Diagnosesicherung eine Endosonographie veranlassen.
Wichtige Laborparameter
- kleines Blutbild
- Kreatinin, Elektrolyte
- Transaminasen, Lipase, Blutzucker
- CRP
- Urinstatus
- falls nötig zielgerichtetes Labor
Mit akuter Cholezystitis gleich zum Chirurgen
Die endoskopisch retrograde Cholangio-Pankreatikographie hingegen wird mittlerweile nicht mehr diagnostisch, sondern nur noch therapeutisch genutzt, da der Eingriff mit einem Verletzungs- und einem Entzündungsrisiko verbunden ist. Die endoskopische Papillotomie kommt immer weniger zum Einsatz, denn der Großteil der Patienten mit Steinen oder Stenosen profitiert nachweislich nicht davon. Sie ist nur noch bei Pankreas divisum mit rezidivierenden Pankreatitiden oder bei idiopathischer rezidivierender Pankreatitis indiziert. Laut der viel zitierten ACDC-Studie der Uniklinik Heidelberg sollten Sie Patienten mit einer akuten Cholezystitis nicht erst zum Internisten, sondern gleich zum Chirurgen schicken. Für ansonsten Gesunde scheint der sofortige laparoskopische Eingriff die beste therapeutische Option zu sein, sagte Prof. Weickert. Bei allen anderen übt er eher Zurückhaltung. Seiner Meinung nach sind die Studienergebnisse nicht repräsentativ genug, da es sich bei dem Kollektiv um junge Menschen ohne kardiale Vorerkrankungen handelte.Sind die Schmerzen chronisch: zu „leichter Vollkost“ greifen
Ein wichtiger Aspekt der Therapie umfasst die Ernährungsumstellung. Insbesondere im Falle von chronischen Bauchschmerzen sollten Sie mit dem Patienten über seine Essgewohnheiten und seine Ernährung sprechen. Der Rerefent empfiehlt, den Speiseplan auf eine „leichte Vollkost“ umzustellen, falls keine Sprue oder Laktoseintoleranz vorliegt. Um den Elektrolytverlust bei akuten Magen-Darm-Infekten auszugleichen, rezeptiert der Gastroenterologe nicht gleich die WHO-Elektrolytlösung – geriebener Apfel, Haferschleim, Salzstangen und Wasser schaffen das in den meisten Fällen auch.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).