OS toppt, DFS floppt

ASCO 2024 Birgit-Kristin Pohlmann

Die adjuvante Behandlung mit Avelumab verlängerte nur das OS von Brustkrebs Patient:innen. Die adjuvante Behandlung mit Avelumab verlängerte nur das OS von Brustkrebs Patient:innen. © pix4U – stock.adobe.com

Zwar verlängerte die adjuvante Behandlung mit Avelumab das krankheitsfreie Überleben von Patient:innen mit frühem tripel-negativem Mammakarzinom und hohem Rezidivrisiko nicht signifikant – das OS hingegen schon. Es stellt sich nun die Frage, wie sich die Ergebnisse erklären und in den klinischen Alltag integrieren lassen.

Für Personen mit triple-negativem Brustkrebs (TNBC) besteht nach wie vor ein hoher medizinischer Bedarf, erläuterte Prof. Dr. Pierfranco Conte, Universität von Padua.1 Da das TNBC den am stärksten immunogenen Subtyp des Mammakarzinoms darstellt, startete bereits 2015 die multizentrische, randomisierte Phase 3-Studie A-BRAVE mit Atezolizumab, an der Hochrisikopersonen mit frühem TNBC teilnahmen. 

Die Erkrankten erhielten eine kurativ intentionierte Behandlung mit Operation und 

  • alleiniger adjuvanter Chemotherapie (Stratum A, 18 % der Patient:innen) oder 
  • neoadjuvanter plus optional advuanter Chemotherapie (Stratum B, keine pCR erreicht, 82 %) . 

Im Anschluss erfolgte die Randomisierung zur Behandlung mit Avelumab über 52 Wochen oder Beobachtung (Kontrolle). Seinerzeit stellte die anthrazyklin/taxanbasierte Chemotherapie den systemischen Standard für das TNBC dar, so Prof. Conte. 

Koprimäre Endpunkte waren das krankheitsfreie Überleben (DFS) in der Gesamtpopulation (Intent-to-Treat[ITT]-Auswertung) sowie in Stratum B. Nach median 52,1 Monaten wurden beide nicht erreicht: In der ITT-Population erhöhte Avelumab die Drei-Jahres-DFS-Rate um 5,1 % (68,3 % vs. 63,2 %; HR 0,81; p = 0,172). Die Raten im Stratum B betrugen 66,9 % vs. 60,7 % (HR 0,80; p = 0,170).

Avelumab erhöhte dagegen die Drei-Jahres-Überlebensrate signifikant – in der Gesamtpopulation mit 84,8 % vs. 76,3 % um 8,5 %, was einer relativen Risikoreduktion um 34 % entsprach (HR 0,66; p = 0,035). In der Gruppe der Patient:innen mit Tumorrest nach neoadjuvanter Chemotherapie belief sich die HR auf 0,69 (p = 0,070).

Im Moment lasse sich die Diskrepanz zwischen DFS und OS nicht erklären, erläuterte Prof. Conte. Dies müsse noch validiert werden. Möglicherweise erkläre sich der OS-Vorteil damit, dass unter Avelumab – laut explorativer Auswertung – signifikant weniger Fernmetastasen auftraten. Nach drei Jahren waren noch 75,4 % der Patient:innen ohne Fernmetastasen versus 67,9 % in der Kontrolle, entsprechend einer relativen Risikoreduktion um 30 % (HR 0,70; p = 0,0277). Zudem konnten im Prüfarm 2,5 % der Datensätze nicht ausgewertet werden.

Definition: hohes Risiko

Als Hochrisikopatient:innen waren in A-BRAVE jene mit invasivem Tumorrest (Brust oder Lymphknoten) nach neoadjuvanter Chemotherapie (Stratum B) definiert oder Personen mit ausgedehnter Tumorlast (> pN2/pT beliebig; pN1/pT2 oder pN0/pT3) bei primärer Operation (Stratum A). 

Kaum schwere Nebenwirkungen

Neue Sicherheitssignale wurden nicht beobachtet. Schwere (Grad ≥ 3) immunbedingte Nebenwirkungen (iAE) traten unter Avelumab selten auf, betonte Prof. Conte. Häufigste iAE (alle Grade) war ein Hypothyreodismus bei 13,2 % der Patient:innen gefolgt von gastrointestinalen Beschwerden (Kolitis/Diarrhö; 7,2 %). Erhöhte Leberenzymwerte wiesen 4,7 % der Teilnehmenden auf.

Die signifikanten Vorteile zugunsten der (postneo-)adjuvanten Therapie mit Avelumab weisen darauf hin, dass die Substanz bei Hochrisikopersonen mit frühem TNBC eine Rolle spielen könne, resümierte Prof. Conte. Die klinische Einordnung müsse diskutiert werden – auch deshalb, weil sich zwischenzeitlich durch die Zulassung von Pembrolizumab der Therapiestandard verändert habe. Die Teilnehmenden aus A-BRAVE würden heute präoperativ mit einer Chemoimmuntherapie entsprechend der Studie KEYNOTE-522 behandelt werden. 

Prof. Dr. Dr. Javier Cortes, International Breast Cancer Center, Barcelona, kommentierte die Daten.2 Er sieht aktuell eine Option für die postneoadjuvante Behandlung mit Avelumab nach alleiniger neoadjuvanter Chemotherapie, wenn Patient:innen mit invasivem Tumorrest präoperativ kein Pembrolizumab erhalten haben.

Quellen:
1. Conte PF et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Abstract LBA500
2. Cortes J et al. 2024 ASCO Annual Meeting; Vortrag: „Is More Better? Customizing Systemic Therapy for High-Risk, Nonmetastatic Breast Cancer“

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Die adjuvante Behandlung mit Avelumab verlängerte nur das OS von Brustkrebs Patient:innen. Die adjuvante Behandlung mit Avelumab verlängerte nur das OS von Brustkrebs Patient:innen. © pix4U – stock.adobe.com