Was bei einer Allergie gegen die Vakzine zu tun ist

Dr. Anja Braunwarth

Der Ärzteverband Deutscher Allergologen hat einen Leitfaden zu Allergien auf COVID-19-Impfstoffe herausgegeben. Der Ärzteverband Deutscher Allergologen hat einen Leitfaden zu Allergien auf COVID-19-Impfstoffe herausgegeben. © iStock/Toa55

Allergische Reaktionen auf Coronaimpfungen sind häufiger als auf sonstige Immunisierungen. Nach gründlicher Diagnostik spricht aber nur selten etwas dagegen, die Vakzinierung zu komplettieren.

Nach Impfungen generell kommt es etwa bei einem von einer Million Menschen zu einer schweren anaphylaktischen Reaktion. Im Zuge der Coronaimmunisierung verzeichnete man deutlich höhere Raten. Nach 1,8 Millionen ­BioNTech-Impfungen waren es z.B. 11,1 Fälle/Million, berichtete Professor Dr. Ludger­ Klimek­ vom Zentrum für Rhinologie und Allergologie in Wiesbaden. 

Allergene in mRNA-Vakzinen: Polyethylenglycol, Tromethamin und Polysorbat 80

Extrem unwahrscheinlich schien von Anfang an eine Reaktion gegen das wenig allergene Spikeprotein selbst, also musste es an den anderen Bestandteilen der Seren liegen. Bei den mRNA-Vakzinen fiel vor allem Polyethylenglycol (PEG) mit einer molekularen Masse von 2000 g/mol auf, das unverzichtbar für die Stabilisierung ist, im Fall von Moderna zusätzlich Tromethamin. Das Serum von AstraZeneca enthält als wichtigen potenziellen Sensibilisator Polysorbat 80

PEG findet breite Verwendung, u.a. in Laxanzien vor Koloskopien, in Plasmaexpandern, Ultraschallgelen oder Anästhesiesprays. Darin hat es aber in der Regel eine deutlich höhere oder geringere molekulare Masse. Der mittlere Bereich gilt als der reaktivste. Er birgt daher das größte allergieauslösende Potenzial, erläuterte der Allergologe. Tromethamin ist u.a. in Augentropfen, Biologika oder Injektionslösungen enthalten und es gibt Berichte über Kontakt­allergien gegen die Substanz. Polysorbat dient in Lebensmitteln, Arzneien und Kosmetika als Emulgator. Keinen dieser Stoffe kennt man aber aus anderen Vakzinen, frühere allergische Reaktionen auf Impfungen liefern also keinen Hinweis darauf, ob bei Coronaimmunisierungen eine erhöhte Gefahr vorliegt, erklärte Prof. Klimek.

Reaktionen auf die erste Coronaimpfung können IgE-vermittelt sein oder auf komplementvermittelten Pseudoallergien beruhen, sehr selten handelt es sich um eine direkte virale Interaktion mit Mastzellen. „Das lässt sich genau nachweisen“, betonte der Referent. Daher empfiehlt sich – wenigstens nach schwerer Anaphylaxie – die Vorstellung von Betroffenen in einem Allergologiezentrum, um abzuklären, ob und unter welchen Voraussetzungen, z.B. mit Antihistaminika, Steroiden, Überwachung etc., die zweite Spritze gegeben werden kann. „Bei weit mehr als 95 % der Patienten können wir nach der Diagnostik die Beurteilung abgeben: kann ohne Einschränkungen geimpft werden“, sagte Prof. Klimek. 

Der Ärzteverband Deutscher Allergologen hat einen Leitfaden zu Allergien auf COVID-19-Impfstoffe herausgegeben. Nach einem Ampelsystem werden darin die Patienten in Risikokategorien eingeteilt. Der Leitfaden ist kostenfrei im Internet einsehbar.

Kongressbericht: Allergologie im Kloster 2021

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Der Ärzteverband Deutscher Allergologen hat einen Leitfaden zu Allergien auf COVID-19-Impfstoffe herausgegeben. Der Ärzteverband Deutscher Allergologen hat einen Leitfaden zu Allergien auf COVID-19-Impfstoffe herausgegeben. © iStock/Toa55