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Was bringen Endothelin-Rezeptorantagonisten?

Erstmals wird der Endothelin-Signalweg zur Blutdrucksenkung genutzt, berichten Prof. Dr. Markus Schlaich, Dobney Hypertension Centre der University of Western Australia in Perth, und Kollegen.
Der duale Endothelinrezeptorantagonist Aprocitentan wird oral eingenommen, hat eine Halbwertszeit von 44 Stunden und ein geringes Potenzial für Arzneimittelwechselwirkungen. Die Wissenschaftler testeten den Wirkstoff in einer Phase-3-Studie. Diese wurde an 193 Zentren in 22 Ländern durchgeführt und schloss 730 Hypertoniker (im Schnitt 61 Jahre alt, 41 % Frauen) ein. Die Teilnehmer wiesen zu Studienbeginn trotz Dreifachmedikation aus Kalziumkanalblocker, Angiotensinrezeptorblocker sowie Diuretikum systolische Blutdruckwerte von mehr als 140 mmHg auf.
Im ersten Studienabschnitt erhielt jeweils etwa ein Drittel der Kohorte über vier Wochen zusätzlich 12,5 mg oder 25 mg Aprocitentan bzw. ein Placebo. In den folgenden 32 Wochen nahmen während der zweiten Phase alle Studienteilnehmer 25 mg Aprocitentan ein, bevor anschließend über zwölf Wochen in Phase 3 je etwa die Hälfte 25 mg Aprocitentan bzw. ein Placebo erhielt.
Während des ersten Studienabschnitts sank unter den beiden Aprocitentandosierungen im Vergleich zu Placebo der in der Arztpraxis gemessene systolische Blutdruck um 3,8 bzw. 3,7 mmHg. Die häuslich gemessenen 24-Stunden-Werte lagen sogar um 4,2 bzw. 5,9 mmHg niedriger. Der Ersatz des Endothelinantagonisten durch Placebo während der letzten Studienphase führte dann in der betroffenen Teilnehmergruppe zu einem signifikanten Wiederanstieg des systolischen Blutdrucks um 5,8 mmHg.
Nebenwirkung birgt Risiko für Herzinsuffiziente
Ob diese relativ geringe Blutdruckabsenkung eine klinische Relevanz hat, müsse sich erst noch zeigen, meinen Prof. Dr. Ralf Dechend vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin und Prof. Dr. Christian Delles von der Universität Glasgow. Kritisch sehen sie ferner die Tatsache, dass rund 18 % der mit Aprocitentan Behandelten eine Flüssigkeitsretention entwickelten.
Obwohl das Medikament insgesamt gut vertragen wurde, gefährdet diese spezielle Nebenwirkung ihrer Einschätzung nach insbesondere Personen mit einer Herzinsuffizienz im Frühstadium oder einer subklinischen Nierenfunktionsstörung. Lebensbedrohliche Verläufe seien hier nicht auszuschließen.
Quellen: 1.Schlaich MP et al. Lancet 2022; 400: 1927-1937; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)02034-7 / 2.Dechend R, Delles C. Lancet 2022; 400: 1900-1901; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)02181-X
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