Was gibt es Neues?

DGHO 2023 Lara Sommer

Das Jahr 2023 bot in der Hämatologie viele Highlights. Das Jahr 2023 bot in der Hämatologie viele Highlights. © Shawn Hempel - stock.adobe.com

Der erste protektive Effekt einer klonalen Hämatopoese, venetoclaxhaltige Kombinationen bei CLL und zelluläre Therapien gegen T-ALL – das Jahr 2023 bot in der Hämatologie viele Highlights. Erhalten Sie einen Überblick und entdecken Sie auch unsere Kongressvideos zu den Höhepunkten aus medizinischer Onkologie und Forschung. 

Eine klonale Hämatopoese von unbestimmtem Potenzial (CHIP) scheint das Alzheimer-Risiko zu reduzieren – mit dieser überraschenden Beobachtung stieg Prof. Dr. ­Thorsten ­Zenz, Universitätsspital Zürich, in die Jahreshighlights der Hämatologie ein. Es handele sich um die erste bekannte protektive Wirkung von CHIP. Forschende analysierten zu diesem Zweck Daten von mehr als 5.000 Senior:innen, ein Fünftel mit diagnostizierter Alzheimer-Demenz. Sie stellten außerdem fest, dass die Mutationen, die CHIP-Klone kennzeichnen, auch die Mikroglia der betreffenden Personen dominierten. „Wir werden uns über die nächsten Jahre und Jahrzehnte zunehmend auch mit Problemen außerhalb des Blutes beschäftigen, die durch Blut­erkrankungen getriggert werden“, prognostizierte der Hämatologe.

Anschließend ging der Referent auf venetoclaxhaltige Kombinationen in der CLL-Erstlinie ein. Wissenschaftler:innen verglichen in GAIA-CLL13:

  • klassische Chemoimmuntherapie
  • Venetoclax + Rituximab
  • Venetoclax + Obinutuzumab 
  • Venetoclax + Obinutuzumab + Ibrutinib

Die venetoclaxhaltigen Regime erreichten sämtlich ein besseres Ansprechen, wobei die Remissionen gleichzeitig tiefer ausfielen: „Der alte Standard wird abgelöst, nicht durch einen der Arme, sondern durch alle drei mit Venetoclax.“ Mittlerweile spiegelt sich dies auch in Daten zum PFS wider. Insgesamt schnitt Obinutuzumab als Kombinationspartner besser ab als Rituximab. Da eine Dreifachtherapie inklusive Ibrutinib kaum wirksamer war, aber mehr unerwünschte Effekte verursachte, sieht Prof. ­Zenz Venetoclax/ Obinutuzumab als Favoriten. „Aus meiner Sicht hat die Chemoimmuntherapie keinen Stellenwert mehr in der Behandlung der CLL“, urteilte der Experte.

Für dieses Krankheitsbild gibt es auch neue BTK-Inhibitoren, die unabhängig von einer Resistenz gegen konventionelle, kovalent bindende Hemmstoffe wirken. So bewährte sich Pirtobrutinib in ­BRUIN (Phase 1/2): 80 % der Teilnehmenden mit gegen BTK vorbehandelter CLL oder SLL sprachen an. Die PFS-Kurve falle jedoch steiler ab, als man es aus der Erstlinie gewohnt sei. „Das wird keine definitive Lösung für viele diese Patient:innen sein“, gab Prof. Zenz zu bedenken. Eine C481-Mutation im Zielprotein stellte keinen Prädiktor für den Therapieerfolg mit Pirtobrutinib dar. Der Referent erwartet, dass Mediziner:innen zukünftig Tabellen nutzen werden, um abhängig von den vorliegenden Sequenzveränderungen den wirksamsten BTK-Hemmer auszuwählen.

Axi-cel erwies sich in der Phase-2-Studie ­CONSORT mit 69 Teilnehmenden als potenziell kurativ für Patient:innen mit DLBCL, die nicht für eine autologe Stammzelltransplantation infrage kommen. Dies galt auch für Erkrankte jenseits von 70 Jahren. „Etwa 10 % konnten das CAR-T-Zell-Produkt nicht bekommen, und das ist eigentlich eine ganz gute Zahl“, bilanzierte der Experte. 50 Personen lebten am Ende des Beobachtungszeitraums noch. Allgemein seien diese Therapien gut machbar und mehrheitlich weniger intensiv als eine HSCT.

Zukünftig könnte es gelingen, aggressive T-Zell-Leukämien mit allogenen CAR-T-Zellen zu behandeln. Um zu verhindern, dass ihre gegen den Pan-T-Zell-Marker CAR7 gerichteten Lymphozyten sich selbst auslöschen, entfernten Wissenschaftler:innen mithilfe von Base-Editing drei Oberflächenmoleküle. Diese Modifikation reduziert gleichzeitig auch das inhärente Risiko für eine GvHD und erlaubt eine effizientere Selektion. Um die Immunfunktion der Erkrankten wiederherzustellen erfolgte nach Depletion des T-Zell-Kompartiments eine AlloHSCT. Die Verantwortlichen von TvT CAR7 veröffentlichten die Verläufe dreier Patient:innen mit r/r T-ALL, von denen sich zwei dank dieses Verfahrens in Remission befinden. „Für T-Zell-Lymphome, aber vielleicht auch für solide Tumoren ist das eine vielversprechende Herangehensweise, die viele Bereiche der Hämatologie und Onkologie prägen wird“, lautete das Fazit von Prof. Zenz.

Quelle: Zenz T. Jahrestagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag „Das Beste aus der Hämatologie“

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Das Jahr 2023 bot in der Hämatologie viele Highlights. Das Jahr 2023 bot in der Hämatologie viele Highlights. © Shawn Hempel - stock.adobe.com