Was Sie Demenzkranken über ihre Prognose sagen können

Dr. Dorothea Ranft

Dementen Menschen sollten Diagnose und Prognose nicht vorenthalten werden. Dementen Menschen sollten Diagnose und Prognose nicht vorenthalten werden. © freshidea - stock.adobe.com

Die Angaben zur Prognose von Demenzkranken schwanken erheblich, viele Betroffene und ihre Angehörigen möchten aber wissen, auf welchen Verlauf sie sich einstellen müssen. Dazu gibt es nun aktuelle Daten.

Nicht alle Menschen mit Demenz möchten ihre Prognose kennen, manche aber wohl. Eine aktuelle Metaanalyse aus den Niederlanden liefert die nötigen Informationen für das Gespräch. Das Autorenteam sammelte aus 261 Arbeiten mit jeweils mindestens 150 Teilnehmenden Evidenz zu prognostischen Faktoren. 235 Arbeiten lieferten Daten zur Überlebenszeit auf der Basis von mehr als fünf Millionen Betroffenen, 79 Studien mit rund 350.000 Erkrankten berichteten über die Zeitspanne bis zur Aufnahme ins Pflegeheim.

Es zeigte sich, dass die Prognose stark vom Lebensalter abhing. Das mediane Überleben reichte von 8,9 Jahren bei Frauen im Durchschnittsalter von 60 Jahren bis zu 2,2 Jahren bei Männern mit im Mittel 85 Jahren. Die Damen hatten insgesamt weniger Zeit vor sich als die Herren (mittlere Differenz 4,1 Jahre), was das Forschungsteam um Dr. Chiara Brück vom Erasmus University Medical Centre in Rotterdam auf einen späteren Nachweis der Erkrankung zurückführt. Generell überlebten Menschen mit M. Alzheimer länger als mit anderen Demenzen. Auch Personen aus Asien hatten diesbezüglich Vorteile gegenüber solchen aus Europa oder den USA.

Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Menschen, die bereits mit 65 an der Hirnleistungsstörung leiden, etwa 13 Jahre verlieren, schreiben Dr. Bjørn Heine Strand vom Norwegian Institute of Public Health in Oslo und Prof. Dr. Anette Hylen Ranhoff vom Diaconhjemmet Hospital Oslo in einem Kommentar. Mit 80 Jahren seien es noch drei bis vier Jahre weniger und mit 85 noch zwei. Somit könne man jüngeren Patientinnen sagen, dass sie zwar eine geringfügig bessere Prognose haben als ihre männlichen Leidensgenossen, aber immer noch kürzer leben als Geschlechtsgenossinnen ohne Demenz. Das mag die Planung für das Senium durchaus beeinflussen.

Etwa ein Drittel der verbliebenen Zeit verbrachten die Dementen im Pflegeheim. Mehr als die Hälfte (57 %) kam innerhalb von 60 Monaten in eine solche Einrichtung. Im Mittel vergingen 3,3 Jahre bis zu diesem Schritt, 13 % wurden bereits im ersten Jahr aufgenommen.

Das Risiko könnte aber überschätzt sein, vor allem wegen der geringeren Evidenzbasis, monieren die Kommentierenden. Sie fordern deshalb genauere Studien – auch solche, die konkurrierende Todesursachen berücksichtigen.

Quellen:
1. Brück CC BMJ 2025; 388: e080636; DOI: 10.1136/bmj-2024-080636
2. Strand BH Ranhoff AH; BMJ 2025; 388: q2677; DOI: 10.1136/bmj.q2677

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