Weiche Waffen: Was Sie von Homöopathen und Chiropraktikern lernen können
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Eine gewisse Sympathie mit alternativmedizinischen Konzepten darf man Dr. Trine Stub wohl unterstellen. Als Wissenschaftlerin am Nationalen Forschungszentrum für Komplementäre und Alternative Medizin an der Norges Arktiske Universitet im norwegischen Tromsø gehören Homöopathie, Akupunktur und Chiropraktische Verfahren schließlich zu ihren zentralen Forschungsgebieten. Und dennoch muss auch sie einräumen, dass es für die nachgesagten Erfolge komplementärer Therapien – wie die Homöopathie – bisher keine plausiblen Erklärungen gibt.
Einige Patienten sind laut Studien trotzdem mit den Heilverfahren sehr zufrieden. Ein Grund, so die Autoren: Die Nutzer dieser Methoden fühlen sich mit ihren Therapeuten enger verbunden und als Mensch stärker ernst genommen als in herkömmlichen Praxen. Lässt sich daraus etwas lernen? Dr. Stub meint ja .
Deshalb haben sie und ihre Kollegen sich in einer alternativmedizinischen Klinik in die Sprechstunden von einem Akupunkteur, einem Chiropraktiker, einem Akupunkteur/Homöopathen und einem Experten für Naprapathie – ein aktuell in Skandinavien beliebtes manuelles Therapieverfahren – gesetzt und ihnen bei der Behandlung über die Schulter geschaut. Das Ziel der Pilotstudie: „Wir möchten wissen, was komplementärmedizinische Therapeuten für entscheidend in der Arzt-Patienten-Kommunikation halten und wie sie Selbstheilungskräfte stimulieren.“
Das Geheimrezept: Humor und viel Zeit
Vertrauen, Empathie, Hoffnung/ positive Patientenerwartungen und Humor gelten den anschließend interviewten Alternativmedizinern als Grundlage des Erfolgs – Dinge, die auch schon in schulmedizinischen Praxen und Kliniken ihren Einfluss auf Heilungserfolg und Placeboeffekt belegen konnten. Um sie zu fördern, so haben Dr. Stub und Kollegen festgestellt, bedienen sich die untersuchten Therapeuten eines sehr ausführlichen Anamnesegesprächs und einer gründlichen körperlichen Untersuchung.
Weitere Ergebnisse ihrer Interviews: Der Therapeut muss bescheiden sein, dem Kranken respektvoll begegnen und Kompetenz ausstrahlen. Arzt und Patient sollten zudem ein gemeinsames Verständnis und gemeinsame Ziele teilen. „Ich gebe dem Patienten Werkzeuge in die Hand, mit denen er seinen Alltag besser bewältigen kann. Ich coache ihn also“, hat einer der Befragten den Autoren verraten. „Ich muss in der Lage sein, den Patienten zu verstehen und mich ihm anzupassen“, ein anderer. „Es ist die Art, wie wir reden, wie wir Vertrauen aufbauen, wie wir sie berühren, all das stärkt die Selbstheilungskräfte der Patienten“, heißt es in einem weiteren der Interviews.
Die Sprechstunde zum Ritual machen?
Dass gerade dieser Placeboeffekt die Selbstheilungskräfte anregt und bei den Therapieerfolgen der Komplementärmedizin eine große Rolle spielt, wollen Dr. Stub und Kollegen nicht bestreiten. Vielleicht, so ihr Fazit, müsse man die Medizin generell eher als ein Ritual auffassen. Als Ritual, zu dem nicht nur die Behandlung selbst, sondern auch die Interaktion zwischen Arzt und Patient sowie die Atmosphäre und Gestaltung der Umgebung beitragen.
Quelle: Stub T et al. BMC Complement Alternat Med 2017; 17: 301
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