Welche Rezepturen helfen?

Dr. Andrea Wülker

Zur Behandlung neuropathischer Schmerzen experimentieren einige Schmerzmediziner in der Praxis mit topischen Substanzen. Zur Behandlung neuropathischer Schmerzen experimentieren einige Schmerzmediziner in der Praxis mit topischen Substanzen. © iStock/enriscapes

Neuropathische Schmerzen belasten die betroffenen Patienten oft schwer, ihre Therapie ist eine Herausforderung. Manche Schmerzmediziner setzen Topika zur Bekämpfung der Nervenschmerzen ein – ein Kollege hat die Rezepturen gesammelt.

Für die Behandlung neuropathischer Schmerzen stehen verschiedene systemisch zu verabreichende Medikamente zur Verfügung – doch oft lässt sich damit kein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. So ist es kein Wunder, dass einige Schmerzmediziner in der Praxis mit topischen Substanzen experimentieren. Dr. Heinrich Binsfeld vom DGS-Schmerzzentrum Ahlen/Drensteinfurt hat schmerzmedizinisch versierte Kollegen um ihre Rezepturen gebeten (s. Kasten) und festgestellt, dass diese im Wesentlichen folgende Wirkstoffe enthalten:

  • Ambroxol
  • Dimethylsulfoxid (DMSO)
  • Lidocain
  • Palmitoylethanolamid (PEA)

Rezepturen zur Therapie neuropathischer Schmerzen

Creme mit Ambroxol:
  • 20 g Ambroxolhydrochlorid + 10 g DMSO ad 100 g Basiscreme
  • 10 g Ambroxolhydrochlorid + 5 g mittelkettige Triglyzeride ad 50 g Basiscreme
Creme mit DMSO:
  • 50 g DMSO ad 100 g Basiscreme*
Creme mit Lidocain:
  • 4 g Lidocain-Base + 5 g DMSO ad 50 g Basiscreme
Creme mit PEA:
  • 2–10 g PEA ad 100 g Basiscreme
  • 2,5 g PEA + 5 g DMSO ad 50 g Basiscreme

* Beim Eincremen sollten die Patienten Handschuhe tragen, da es ansonsten zu einem Taubheitsgefühl kommen kann.

Ambroxol wird unter anderem für die lokale Therapie von Halsschmerzen eingesetzt. Es verfügt über antientzündliche und schmerzstillende Merkmale. Die chemische Struktur von Ambroxol ähnelt derjenigen von Lokalanästhetika. Mittels physiologischer Untersuchungen konnte man zeigen, dass die Substanz spannungsabhängige Natriumkanäle in schmerzsensiblen peripheren Nervenzellen hemmt. Aufgrund seiner lokalanästhetischen Wirkung ist es ein Kandidat für die Therapie neuropathischer Schmerzen. Dimethylsulfoxid (DMSO) wird bisher perkutan zur Behandlung lokaler Schmerzzustände beispielsweise bei rheumatischen Beschwerden und nach Sportverletzungen eingesetzt. Die Substanz trägt bei Hämatomen zum schnellen Abschwellen bei und wirkt zudem antiphlogistisch und analgetisch. Da DMSO besonders leicht in die Haut und andere Zellmembranen eindringt, wird es gerne als Trägersubstanz verwendet, um Arzneimittel durch die Haut in den Körper einzuschleusen („Penetrationsverstärker“). Diese Eigenschaft macht Dimethylsulfoxid zu einer interessanten Komponente topischer Rezepturen. Das Lokalanästhetikum Lidocain wurde von der Weltgesundheitsorganisation in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen. Die Substanz blockiert spannungsabhängige Natriumkanäle in den Zellmembranen von Nervenzellen und hemmt die Erregungsweiterleitung. Bei Palmitoylethanolamid (PEA) handelt es sich um ein Fettsäureamid, das natürlicherweise im menschlichen Körper vorkommt und mit Endocannabinoiden chemisch nahe verwandt ist. Allerdings bindet es nicht an Cannabinoid-Rezeptoren. PEA weist antiinflammatorische und analgetische Eigenschaften auf und soll zudem neuroprotektiv wirken. Bei topischer Applikation wird unter Umgehung des First-pass-Effekts rasch eine hohe periphere Konzentration und eine Schmerzreduktion erreicht, schreibt Dr. Binsfeld.

Quelle: Binsfeld H. Schmerzmedizin 2021; 37: 76-79; DOI: 10.1007/s00940-021-3136-z

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