Mikrobielle Vielfalt zählt

DGHO 2023 Lara Sommer

Antibiosen und eine GvHD können das Mikrobiom schädigen. Antibiosen und eine GvHD können das Mikrobiom schädigen. © Лилия Захарчук – stock.adobe.com

Eine frühzeitige Antibiose beeinträchtigt die Effizienz von CPI und CAR-T-Zellen. Im Falle einer Stammzelltransplantation begünstigt sie GvHD und Mortalität. Strategien, wie sich der Verbrauch reduzieren lässt.

Sowohl Antibiose als auch eine GvHD schädigen das Mikrobiom, erläuterte Prof. Dr. ­Ernst Holler vom Universitätsklinikum Regensburg. Die mikrobielle Diversität wirke sich statistisch eindeutig auf die Prognose nach einer HSCT aus. Dabei erwies sich die transplantatbedingte Sterblichkeit insbesondere dann als erhöht, wenn Erkrankte die Antibiotika vor der Prozedur einnahmen. 

Daten verschiedener Forschungsgruppen belegten, dass ein geschädigtes Mikrobiom auch einen negativen Prädiktor für den Behandlungserfolg mit Checkpoint-Inhibitoren darstellt. Zudem beeinträchtigt eine Antibiotika-Gabe die Wirksamkeit von CAR-T-Zell-Therapien. „Es könnte allerdings einen Bias geben, dass die Patient:innen, die Antibiotika erhalten, kränker sind“, gab der Experte zu bedenken. 

Die Nutzung von Antibiotika reduzieren

Prof. ­Holler erörterte anschließend Strategien, mit denen sich die Nutzung von Antibiotika potenziell reduzieren lässt. Dazu zählt, zunächst abzuwarten, wenn Fieber sehr wahrscheinlich nicht-infektiöse Ursachen zugrunde liegen. Der Referent und Kolleg:innen wiesen für Stammzelltransplantationen nach, dass die Rate einer frühen Antibiose sinkt (25,3 % vs. 48,5 %), wenn sie diese Medikamente bei klarem CRS-Verdacht restriktiver einsetzen. Auch Marker der mikrobiellen Diversität verbesserten sich.

„Im Kontext einer CAR-T-Zell-Therapie ist es schwieriger, ein Zytokinfreisetzungssyndrom von einer realen Infektion abzugrenzen“, räumte Prof. ­Holler ein. Forschende aus Tel Aviv konnten trotzdem die Zahl der antibiotika­freien Tage steigern. Statt eine Behandlung grundsätzlich  bis zum Ende der Neutropenie fortzuführen, setzten sie diese nach drei Tagen ab, falls außer dem Fieber keine weiteren Zeichen einer Infektion bestanden. 

Ergebnisse einer Studie deuteten darauf hin, dass sich Cephalosporine deutlich geringer auf eine GvHD auswirken als Carbapeneme oder Piperacillin-Tazobactam. Im Rahmen einer CAR-T-Zell-Therapie scheinen ebenfalls Substanzen der sogenannten P-I-M-Gruppe* besonders problematisch. „Es gibt vielleicht eine Chance, durch Auswahl des Antibiotikums eine schwere Suppression des Mikrobioms zu vermeiden“, schätzte der Experte vorsichtig ein. Natürlich müssten die Eigenschaften des Erregers dies erlauben.

* Piperacillin-Tazobactam, Imipenem und Meropenem

Quelle:
Holler E. Jahrestagung 2023 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag „Shaping cellular therapies – through antibiotic stewardship in cellular therapies“

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Antibiosen und eine GvHD können das Mikrobiom schädigen. Antibiosen und eine GvHD können das Mikrobiom schädigen. © Лилия Захарчук – stock.adobe.com