Weniger Trockenheit, weniger Infekte

Stephanie Käufl

Das Sjögren-Syndrom wird auch als Rheuma der Schleimhäute bezeichnet. Das Sjögren-Syndrom wird auch als Rheuma der Schleimhäute bezeichnet. © ink drop – stock.adobe.com

Für die Behandlung des primären Sjögren-Syndroms könnte es eine neue Option geben: Niedrig dosiertes Interleukin-2 linderte in einer Phase-2-Studie die Trockenheitsbeschwerden und verbesserte die gestörte Immunbalance.

Beim primären Sjögren-Syndrom (pSS) spielt die Dysregulation von B- und T-Zellen pathogenetisch eine zentrale Rolle. Typisch ist dabei eine gestörte Funktion der regulatorischen T-Zellen (Treg), berichten Dr. Jing He vom Peking University People’s Hospital und Kollegen. Als unabdingbar für die Entwicklung, Proliferation und das Überleben dieser Zellen gilt Interleukin-2 (IL-2). Die direkte Gabe des Zytokins scheint das pSS positiv zu beeinflussen. Dabei hat sich gezeigt, dass insbesondere niedrige IL-2-Dosierungen zu einem selektiven Anstieg der Treg führen und die Differenzierung bestimmter Helferzellen unterdrücken.

Jeden zweiten Tag 1 Mio. IU IL-2 subkutan injiziert

Ob dieses Therapieprinzip funk­tioniert, haben die chinesischen Wissenschaftler bei 60 pSS-Patientinnen im Alter von 18 bis 70 Jahren getestet. Sie alle wiesen im ESSDAI* einen Score > 5. Ihre Beschwerden bezüglich Trockenheit, Schmerz und Fatigue beurteilten sie auf der jeweiligen VAS-Skala mit mindestens 50 mm. Zusätzlich erforderlich für den Einschluss in die Studie war das Vorliegen eines der drei folgenden Faktoren: Hypergammaglobulin­ämie, vergrößerte Parotis oder sys­temische Beteiligung.

Nach einer 1:1 Randomisierung durchliefen die Patientinnen drei vierwöchige Behandlungszyklen. In deren ersten beiden Wochen wurden jeden zweiten Tag 1 Mio. IU rekombinantes humanes IL-2 oder Placebo subkutan injiziert. Nach einer zweiwöchigen Pause fing der nächs­te Zyklus an. Der dreimonatigen Behandlungsphase schloss sich eine dreimonatige Beobachtungszeit an.

Den primären Endpunkt (ein um mindestens drei Punkte verbesserter ESSDAI in Woche 24) erreichten signifikant mehr Verumpatientinnen (67 %) als solche unter Placebo (27 %). Außerdem gingen nach zwölf Wochen unter IL-2-Therapie Trockenheit, Fatigue und Schmerz stärker zurück als in der Placebogruppe. Das niedrig dosierte IL-2 hatte noch einen weiteren positiven Effekt: Die Patientinnen der Verumgruppe erlitten im Studienzeitraum signifikant seltener Infekte als die der Kontrollgruppe. 

IL-17A und Interferon-alpha signifikant reduziert

Die Analyse der immunologischen Parameter ergab in der Interventionsgruppe einen Anstieg der Treg und der regulatorischen CD24highCD2+-B-Zellen in den jeweiligen Behandlungszyklen, berichten die Autoren. Begleitet wurde dieser Effekt von einer signifikanten Reduktion proinflammatorischer Zytokine, u.a. IL-17A und Interferon-a. 

Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass IL-2 die Funktion von CD8+- und NK-Zellen verbessert. Dies könnte die Ursache für die gestärkte Abwehr gegen Infektionen sein, vermuten die Autoren. Schwere unerwünschte Ereignisse traten unter der Therapie nicht auf. Damit könnte sich die Gabe von niedrig dosiertem IL-2 als eine effektive und sichere Behandlungsalternative für pSS-Patienten entwickeln, schlussfolgern die Autoren.

*    European League Against Rheumatism Sjögren’s Syndrome Disease Activity Index
**    Visuelle Analog Skala

Quelle: He J et al. JAMA Network Open 2022. 5: e2241451; DOI:10.1001/jamanetworkopen.2022.41451

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