
Wenn das Liegen zur Qual wird

Abhängig von der führenden Manifestation unterscheidet man bei den Spondyloarthritiden zwei Typen: Die axiale Spondyloarthritis mit vorherrschender Beteiligung von Sakroiliakalgelenk und Wirbelsäule sowie die periphere Form.
Bei axialer Spondyloarthritis (axSpA) werden zudem zwei Stadien voneinander abgegrenzt. Auf der einen Seite stehen die Erkrankungen ohne eindeutige röntgenologische Veränderungen des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks (nr-axSpA), auf der anderen die röntgenologische axSpA (r-axSpA), erläutert Prof. Dr. Denis Poddubnyy von der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Letztere wird auch als ankylosierende Spondylitis oder als Morbus Bechterew bezeichnet. Führendes und oftmals einziges Symptom der axialen Spondyloarthritiden ist der Kreuzschmerz. Grundsätzlich gilt: Hält dieses Symptom bei einem Patienten unter 45 Jahren länger als drei Monate an, sollte man stets an axSpA denken, schreibt der Rheumatologe.
Krankheit beginnt meist vor dem 40. Lebensjahr
Die Erkrankung beginnt typischerweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr, sehr selten später. Charakteristisch ist der entzündliche Rückenschmerz, der überwiegend in der zweiten Nachthälfte auftritt und sich bei Bewegung bessert. Allerdings können derartige Beschwerden auch bei degenerativen Erkrankungen auftreten. Nur jeder dritte jüngere Patient mit entzündlichem Rückenschmerz hat tatsächlich axSpA, so der Experte.
Entzündlicher Rückenschmerz
- nächtlicher Schmerz, überwiegend in der zweiten Nachthälfte
- Morgensteifigkeit > 30 Minuten
- Besserung bei Bewegung
- langsamer Beginn
- alternierende Gesäßschmerzen
Weitere Merkmale erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine axiale Spondyloarthritis, erschweren die Diagnostik aber zugleich.
Diese Befunde deuten auf Spondyloarthritis hin
- HLA-B27
- Sakroiliitis in der Bildgebung
- gutes Ansprechen auf NSAR
- SpA in der Familienanamnese
- erhöhte Entzündungswerte (CRP, BSG)
- periphere Manifestationen wie Oligoarthritis der unteren Extremitäten
- extramuskuloskelettaler Befall, z.B. Psoriasis, Uveitis, Morbus Crohn
Prof. Poddubnyy zufolge hat es sich bewährt, Patienten mit chronischem Kreuzschmerz und Krankheitsbeginn vor dem 45. Geburtstag zum Rheumatologen zu überweisen, wenn eines der folgenden Merkmale vorliegt:
- entzündlicher Rückenschmerz
- HLA-B27-Positivität
- Sakroiliitis in der Bildgebung
Bei der Diagnostik spielt neben klinischen und labormedizinischen Befunden die Bildgebung eine wesentliche Rolle. Methode der Wahl ist die MRT-Untersuchung des Sakroiliakalgelenks, womit sich eine aktive Entzündung bereits früh erkennen lässt, etwa in Form eines subchondralen Knochenmarködems. Auch postinflammatorische Strukturveränderungen können damit zuverlässig und zeitig nachgewiesen werden. Röntgenaufnahmen des Kreuzbein-Darmbein-Gelenks, die bei entsprechendem Verdacht regelmäßig als erstes angefertigt werden, sind nicht ausreichend sensitiv und zu wenig spezifisch für den Nachweis einer axSpA, erklärt Prof. Poddubnyy. Die darauf sichtbaren Veränderungen entwickeln sich meist erst nach monate- bis jahrelangem Verlauf der Erkrankung. Zudem kommt es aufgrund von Überlagerungseffekten häufig zu falsch-positiven Befunden.
Therapieziel ist die Symptom- und Entzündungsfreiheit, wobei Remission als das Fehlen klinischer Zeichen und Laborveränderungen definiert ist. Eine gute Krankheitskontrolle kann das Auftreten und die Progression struktureller Schäden in Wirbelsäule und Iliosakralgelenk verhindern.
Methotrexat und Sulfasalazin zeigen kaum Wirkung
Die Erstlinientherapie besteht aus der Kombination von symptomorientierter NSAR-Einnahme mit nicht-medikamentösen Maßnahmen, einschließlich krankengymnastischer Übungen. Konventionelle synthetische Basistherapeutika wie Methotrexat oder Sulfasalazin zeigen keine ausreichende Wirksamkeit bei axialen Symptomen sowie Enthesitis und Daktylitis und spielen keine große Rolle mehr.
Die Injektion von Glukokortikoiden eignet sich zur lokalen Behandlung bei peripherer Arthritis, Sehnenansatzentzündung und Sakroiliitis. Auf eine dauerhafte systemische Anwendung sollte man verzichten, die Schubtherapie ist aber möglich.
Wenn die Erstlinienbehandlung unzureichend wirkt oder nicht vertragen wird, können Patienten mit hoher Krankheitsaktivität von biologischen oder zielgerichteten synthetischen Basistherapeutika profitieren. Zur Verfügung stehen:
- die fünf TNF-Blocker Adalimumab, Certolizumab pegol, Etanercept, Golimumab und Infliximab
- die zwei IL-17-Antagonisten Ixekizumab und Sicukinumab
- der JAK-Inhibitor Upadacitinib
Alle diese Substanzen sind bei muskuloskelettalen Manifestationen der Spondyloarthritis ähnlich gut wirksam. Patienten mit psoriatrischer Hautbeteiligung sprechen meist besser auf IL-17-Inhibitoren an, bei chronisch-entzündlicher Darmerkrankung sollte man TNF-Blocker bevorzugen.
Quelle: Poddubnyy D. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 390-395; DOI: 10.1055/a-1581-5333
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